Spanischer Ölkonzern: Repsol will klimaneutral werden
Die Firma verspricht, das Pariser Abkommen ernst nehmen zu wollen. Sie setzt zum Beispiel auf erneuerbare Energien für Raffinerien und CO2-Abscheidung.
Als erster Öl- und Gaskonzern der Welt will Repsol aus Spanien bis 2050 klimaneutral werden. Der Vorstand des sechstgrößten europäischen Unternehmens in der Branche hat kürzlich nicht nur eine ausgeglichene CO2-Bilanz 2050 versprochen, sondern auch Etappenziele: minus 10 Prozent-CO2-Ausstoß bis 2025, minus 20 Prozent bis 2030 und minus 40 Prozent bis 2040. In die CO2-Bilanz sollen nicht nur die direkten betrieblichen Emissionen, die sogenannten Scope-1- und Scope-2-Emissionen, einfließen, sondern auch die Scope 3, also die, die Repsol-Produkte nach dem Verkauf erzeugen.
70 Prozent der Reduzierung seien mit der schon zur Verfügung stehenden Technik zu meistern, heißt es aus der Konzernzentrale in Madrid. Neben Modernisierung der industriellen Verfahren ist unter anderem von „Abscheidung, Nutzung und Speicherung von CO2“ sowie – falls erforderlich – von Wiederaufforstung die Rede. Es sollen zusätzliche Kapazitäten an erneuerbaren Energien installiert werden. Geplant sind zwei Photovoltaikanlagen und eine Windkraftanlage mit insgesamt 1.600 Megawatt Leistung. Damit sollen vor allem konzerneigene Anlagen wie Raffinerien und Chemiewerke mit Energie versorgt werden – wo nötig, über den Umweg der Produktion von grünem Wasserstoff.
„Repsol wird den Fokus auf die Kreislaufwirtschaft legen“, heißt es weiter. Das Ziel sei die Verdoppelung der Produktion hochwertiger Biokraftstoffe aus Pflanzenölen auf bis zu 600.000 Tonnen pro Jahr 2030. Die Hälfte davon soll aus Abfallölen und -fetten hergestellt werden.
Der Umbau soll von einem internen CO2-Emissionshandel begleitet werden, der diejenigen Konzernteile bestraft, die das Ziel der Klimaneutralität nicht ehrgeizig genug verfolgen. Mindestens 40 Prozent der langfristigen variablen Vergütung für Manager werden ebenfalls an die Dekarbonisierungsziele gebunden.
Betriebsteile werden neu bewertet
Was dies für das Ölgeschäft bedeutet, wird erst Mitte des Jahres klar werden, wenn Repsol einen detaillierten Strategieplan vorlegt. Als erster Schritt wird Repsol den Wert einzelner Betriebsteile neu festlegen. Für 2019 soll es zu einer Wertminderung von rund 4,8 Milliarden Euro kommen. Abgeschrieben werden vor allem Erkundungs- und Förderprojekte in den USA und Kanada. Auf die Gewinnbeteiligung der Aktionäre werde diese Abschreibung keinen Einfluss haben, verspricht der Vorstand. Der Repsol-Aktie schadete die Ankündigung nicht.
Das Unternehmen hat ein weit gestreutes Gesellschafterkapital. Neben spanischen Banken und einem Baukonzern gehören die großen Aktienpakete internationalen Investmentfonds, darunter dem norwegischen Staatsfonds. Die Skandinavier haben ihre Beteiligung nach der Ankündigung der Klimaziele verdoppelt, und auch der US-Fonds BlackRock stellt sich hinter die neue Unternehmenspolitik.
Bei unabhängigen Beobachtern stoßen die Klimaziele von Repsol auf Zustimmung. „Das Engagement von Repsol ist ehrgeizig und wird der globalen Herausforderung gerecht“, erklärt Rick Heede vom Climate Accountability Institute in den USA. Die Spanier hätten damit „die Messlatte für andere Öl- und Gaskonzerne hochgelegt“. Heede ist überzeugt, dass Repsol die Klimaneutralität erreichen kann. Allerdings warnt er auch vor Buchhaltertricks. „Repsol kann die Scope-3-Emmissionen auf Grundlage der verkauften Produkte definieren, während wir sie auf der Grundlage des produzierten Öls und Gases festsetzen“, sagt Heede.
„Rund 15 Prozent der weltweiten energiebedingten Treibhausgasemissionen stammen aus dem Prozess, Öl und Gas aus dem Boden zum Verbraucher zu befördern“, erklärt Fatih Birol von der unabhängigen Internationalen Energie-Agentur mit Sitz in Paris. Ein großer Teil dieser Emissionen könne „relativ schnell und einfach gesenkt werden“.
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