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Space Park: Lahme Ente statt Rakete

■ Betreiber für Space-Park-Attraktionen gesucht: Wer will die Disko, wer das Kino? Wer will die Läden im Einkaufszentrum? Beteiligt sich Bremen irgendwie an der Köllmann-AG Wiesbaden?

„Wir beteiligen uns nicht als Unternehmer am Space Park“, versicherte gestern Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU). Die Wirtschaftsförderausschüsse hatten einen Bericht über den Stand der Dinge zur Kenntnis genommen, aber bei dem Großprojekt gibt es derzeit mehr offene Fragen als Antworten. Zum Beispiel hat die EU die besonders hohen Fördersätze für wirtschaftsschwache Regionen (GA) nicht genehmigt, Bremen darf das Space-Park-Projekt nur mit den üblichen Fördersätzen subventionieren (bis zu 8,99 Prozent). Projektentwickler Jürg Köllmann hat aber unabhängig von der Entscheidung der EU im Vertrag 77,5 Millionen Mark Zuschuss stehen.

56 Millionen Mark sollen als Zuschuss und 18 Millionen Mark als Beteiligung an der Space Park KG oder an der Köllmann-AG fließen, so Hattig. Zum einen ergibt das in der Summe nicht 77,5, zum anderen sind Beteiligungen kein Ersatz für Subventionen – jedenfalls nicht, wenn sie werthaltig sind. „Zinsen“ möchte Hattig für seine 18 Millionen Mark sehen, versicherte er. Die Köllmann-Bilanz für das Jahr 1998 weist allerdings einen Jahresüberschuss von Null aus, die „Gesamtleistung“ der Gruppe ist von 1997 auf 1998 abgestürzt – von 336 auf 184 Millionen Mark.

In seiner Firma könnte Köllmann das Geld offenbar gebrauchen, sein Anteil an der „Space Park KG“ beträgt allerdings nur fünf Prozent. Es wäre also eine Köllmann-Subvention, keine Space-Park-Subvention. Irgendwie würde dann das Geld, das „Ersatz“ für den Zuschuss sein soll, „an die richtige Stelle gerückt“ und beim Space Park ankommen, präzisierte Senatsrat Klaus-Wilhelm Timm. Wie, wird verhandelt. Für die Disko und für das Multiplex-Kino gibt es keinen Betreiber, nur für das Hotel ist alles klar: Die Köllmann-Tochter „InnSide“ will es übernehmen.

Völlig offen ist auch, wie die eigentliche Space-Attraktion, nach der das Einkaufszentrum seinen Namen bekommen soll, aussehen wird. Klar ist nur: Ein Space Camp, in dem man Trainings unter Bedingungen der Schwerelosigkeit machen kann, wird es nicht geben. „Sollte der Vertragsabschluss mit Paramount/Viacom noch scheitern, wäre dies eine eindeutige Schwächung des neuen Konzeptes“, hat die staatliche „Hanseatische Veranstaltungsgesellschaft“ (HVG) schriftlich gewarnt. Was sicher ist, wird mit Worten wie „Erlebniswelten, Veranstaltungen, Unternehmensdarstellungen“ umschrieben. In einem „edukativen“ und einem Entertainment-Teil soll man „alles zum Thema Raumfahrt anschauen“ und sich informieren können. Genauer wird es nicht, nur die Kosten liegen schon genau fest: 130 Millionen Mark soll der Spaß kosten.

Als „katastrophal“ bewertet die grüne Wirtschaftspolitikerin Helga Trüpel den Zwischenbericht über den Space Park. Es sei völlig offen geblieben, wie die Attraktionen aussehen sollen. Kino, Hotel und Disko sollten in einer Weise subventioniert werden, wie das für keinen anderen Betreiber in Bremen gegolten hat.Auch die Parlamentarier der Koalition seien „sehr angefasst“ gewesen über die Informationspolitik der Koalition.

Carsten Sieling (SPD) bestätigt das: „Ich kann mich nicht erinnern, dass es in den Wirtschaftsförderungs-Ausschüssen so heftig hergegangen ist, auch von Seiten der CDU.“ Er habe den Eindruck, dass Köllmann und die Münchener Kan-Am-Gruppe sich langsam von Risiken frei machen wollten. Zudem hätte das Wirtschaftsressort nicht deutlich machen können, „was die Alternative ist“, wenn das Space Camp nun nicht realisiert werde. „Wir wollen beim Space Park nicht dasselbe erleben wie beim Musical“, formulierte die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD, Eva-Maria Lemke-Schulte. K.W.

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