Soziologin über Mitte der Gesellschaft: „Die Bühne ist der Friseursalon“
Die Kanadierin Barbara Thériault ist von Hause aus Soziologin. Parallel arbeitet sie als Friseurin und bekommt Einblick in andere Welten.
Wir haben uns im Barbershop Morad in Halle verabredet. Der Laden ist eingerichtet im Retrostil, mit hölzernen Wandschränken, darin ordentlich aufgereihte Bart- und Haarpflegeprodukte. Es läuft Popmusik im Radio. Barbara Thériault, 51, schneidet gerade noch einem älteren Herren die Haare, er ist ein Freund von ihr. Sonst ist der Laden leer. Wenig später füllen sich die schwarzen Sofas in Lederoptik mit wartenden Kunden – ausschließlich Männern –, die von den anderen Friseuren einen Kaffee aus kleinen Pappbechern angeboten bekommen. Als Thériault fertig ist, setzen wir uns mit so einem Kaffee in eine Ecke des Ladens.
wochentaz: Frau Thériault, welche Frisur schneiden Sie am häufigsten?
Barbara Thériault: Bei Männern so fassonartige Haarschnitte. Hinten kurz und ein bisschen eingeblendet vorne. Hier im Barbershop machen die das weniger. Hier gibt’s viel auf null, also nacktrasiert.
Hören die Menschen auf Ihren Rat?
Es kommt darauf an, wo man Haare schneidet. Letztes Jahr war ich öfter bei der Stadtmission. Da sagen viele: „Ach, Sie wissen schon“, soll heißen: Mir wird vertraut und ich kann machen, was ich will. Manche zeigen auch mal ein Foto, weil sie nicht so genau wissen, was sie wollen. Ich kann auch beraten, aber viel ändert das nicht.
Sie sind eigentlich Soziologin, warum haben Sie vor zwei Jahren eine Friseur*innenausbildung begonnen?
Die Person
Barbara Thériault, 1972 geboren in Lévis, Quebec, ist Professorin für Soziologie an der Université Montréal. Sie promovierte am Max-Weber-Kolleg in Erfurt und Brüssel. In vielen ihrer Texte fokussiert sie sich auf den Alltag der gesellschaftlichen Mitte.
Die Friseurin
Ihre Ausbildung als Friseurin begann Thériault vor zwei Jahren in Montreal. Während eines Stadtschreiber-Stipendiums in Halle 2022 arbeitete sie in vier Friseursalons: bei der Stadtmission, in zwei Barbershops und in einem Frauensalon am Stadtrand.
Ich mag am Job als Soziologin die Arbeit nah am Menschen, mich unter sie zu mischen, zum Beispiel bei der Feldforschung. Auch als Friseurin ist man nah dran und erlebt gute Gespräche. Friseur*innen können gute Beobachter*innen sein. Aber es gibt beim Haareschneiden auch eine ästhetische Dimension, die mich sehr antreibt.
Inwiefern?
Ich habe das in meiner Zeit in Erfurt gemerkt, wo ich zunächst zum Studieren und dann zum Lehren hinkam. Die Erfurter sagten oft über sich selbst: „Ich habe keinen Stil.“ Dabei stimmt das gar nicht. In Erfurt sehe ich den Stil, kaum komme ich am Hauptbahnhof an. Ich würde ihn als sehr homogen und bodenständig beschreiben. Mit meiner Friseurausbildung wollte ich verstehen: Wer produziert diese Stile?
Wieso sind Sie dann nicht in die Modebranche gegangen oder in ein Architekturbüro?
Der Friseursalon ist ein Ort, wo man eine kleine Welt beobachten kann. Wie auch in Bars, Kinos oder am FKK-Strand. Orte, an denen sich die Leute kennen und sich wie eine kleine Familie verhalten. So was findet man auch in der Gartenkolonie, aber die kann ich nicht leiden. In Friseurläden oder jetzt aktuell im Barbershop finde ich ein bisschen mehr gelebte Vielfalt, das mag ich.
Sie sind jetzt über ein Jahr Friseurin in Halle, Erfurt und Montreal. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?
Friseur*innen, das fasziniert mich am meisten, machen immer die gleichen Haarschnitte. Es gibt drei, vier Schnitte. Dabei wollen manche Leute wirklich was anderes. Auf der Straße sehen die Frisuren vielleicht noch einmal anders aus, weil die Haare der Leute unterschiedlich sind, aber letztlich sind die meisten Frisuren gleich.
Liegt das an den Kund*innen oder an den Friseur*innen?
Als ich das festgestellt habe dachte ich: Okay, die, die sich selbst die Haare schneiden, sind die krass Individuellen. Aber auch das ist falsch. Alle machen mit bei der Homogenität. In dem Café bei der Stadtmission, in dem ich Haare schneide, gibt es den expliziten Wunsch, normal zu sein. Man kann den Ort deshalb vielleicht als Sackgasse der Mode beschreiben. Vielleicht gefällt es mir deshalb so, dort zu arbeiten. Ich kann einen kleinen Teil zur Ästhetik des Ortes und der Kund*innen beitragen. Andere Menschen wollen das Gegenteil, Studierende oder meine Mitbewohnerin in Halle. Allerdings reproduzieren sie damit auch einen ähnlichen Stil. Ich glaube die Friseur*innen langweilt das manchmal. Ich denke, sie finden es schön, wenn mal jemand was anderes will und sie sich austoben können.
Sie meinten eben, Friseure können gut beobachten. Was sehen Sie bei der Arbeit?
Friseur*innen sagen manchmal selbst, dass sie Psycholog*innen sind. Ich finde, das stimmt nicht. Denn die Gespräche im Friseursalon sind superoberflächlich. Das ist toll, aber es kann eben nicht um tiefe Probleme gehen. Und die Friseur*in wird niemals widersprechen. Es ist so ein Kontext, wo es keine Auseinandersetzungen gibt. Es ist die pure Geselligkeit mit leichten Gesprächen. Es geht zu wie in einer verschworenen Gemeinschaft, vor allem im Damensalon, wenn die Frauen oder auch Ostdeutsche unter sich sind. Es ist nicht so, dass man nur tolle Geschichten zu hören bekommt. Aber wenn man lange genug bleibt, kann man den Kosmos untersuchen, der hier ganz ohne tiefergehende Gespräche entsteht. Ein Kosmos mit vielen Regeln.
Was denn für Regeln?
Es gibt bestimmte Wörter oder Floskeln, die Friseur*innen immer benutzen, das ist Teil des Smalltalks. Zum Beispiel bei Komplimenten für ältere Leute höre ich oft: „Das sieht frisch aus!“ Soll heißen: Das Leben ist etwas Vergängliches, es wird nicht bleiben, aber wenigstens sieht man mit neuer Frisur gut aus. Mir gefällt es auch total, dass man in dem Beruf so viele Komplimente machen kann. Obwohl manche Kund*innen das dann seltsam finden. Ich habe letztens mal zu einer Frau gesagt, dass der Nacken sehr grazil ist, das kann man ja sonst wirklich selten aussprechen. Die Kundin war dann aber ein bisschen verwirrt und hat mich gefragt, warum ich das sage.
Kommen die Menschen auch wegen der Komplimente gerne in den Salon?
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Sie genießen es einfach, an einem Ort zu sein, wo sich jemand um sie kümmert, wo sie sich entspannen können. Das hat auch was mit der Oberflächlichkeit zu tun, da sind die Leute sorglos. Mein letzter Kunde zum Beispiel, Marcus. Er sagte am Ende, dass er zufrieden sei, er hat sich merklich wohl gefühlt. Ganz selten versteht man sich so gut, dass es eine Verbindung gibt, wo es richtig Klick macht. Bei meinem Ausbilder habe ich das einmal beobachtet, in Montreal. Er war kein netter Mensch, meistens hatte er schlechte Laune. Und dann kam eine Frau rein, und er fängt an zu strahlen: „Das ist meine Lieblingskundin“, hat er gesagt. Er war total verliebt und ja – das war schön anzusehen.
Gibt es etwas, das Sie beim Haareschneiden nicht mögen?
Ein Thema, was immer wieder aufkommt, ist Ekel. Das kann auch sehr gesellig sein, wenn man sich darüber austauscht, was man so sieht: Hautkrankheiten und Haarklumpen. Ja, da kommt man an seine Grenzen und muss sich überwinden, weiter zu schneiden, wenn Menschen sehr ungepflegt sind. Aber es ist auch schön, wenn die Kund*innen sich am Ende freuen. Dabei geht es um mehr als nur eine Frisur. Die Menschen in der Stadtmission haben oft zu mir gesagt: „Du hast wieder einen Menschen aus mir gemacht.“
Sind die Gespräche, die Sie als Friseurin führen, manchmal auch politisch?
Nein, das passt überhaupt nicht. Zum Beispiel hat mein Ausbilder in Montreal, bei dem ich selbst Kundin war, einmal über den Ukrainekrieg gesprochen. Er sagte irgendwas über Selenski, und ich war total gegen seine politische Meinung. Ich hatte keine Lust, die ganze Zeit in meinem Stuhl seinem Gerede ausgeliefert zu sein. Das Thema zu wechseln, hat auch nicht geklappt. Insofern spricht man im Salon besser über andere Dinge.
Über was zum Beispiel?
Das Thema Nummer eins ist Urlaub und die Wochenendgestaltung. Selbst meine Kund*innen, die ich auch privat kenne, reden im Friseursalon mit mir nur über Belangloses, zum Beispiel, dass sie im Hartmut Bier trinken waren. Das ist übrigens in allen Altersgruppen so. Vor allem im Frauensalon geht es oft auch um das Älterwerden.
Aber die Menschen wollen doch bestimmt über die Dinge reden, die sie aufregen. Ging es nie um Corona, Geflüchtete und die Demokratie?
Politik bedroht die Geselligkeit. Deshalb lenken Friseur*innen oft mit anderen Dingen ab. Manchmal gibt es Themen, bei denen sich Politik und Geselligkeit treffen. Zum Beispiel beim Thema Esoterik. Etwa Sternzeichen und was sie bedeuten, kann auch Teil von leichten Gesprächen sein. In ihnen steckt Sinnsuche und Kritik, gar eine politische Haltung. Das ist etwas, was ich untersuchen möchte. Was ich bislang dazu sagen kann, kratzt nur an der Oberfläche.
So ganz unpolitisch ist es also doch nicht.
Es gab schon Situationen, in denen auch rassistische Äußerungen gefallen sind. Aus der Sicht der Leute – der Kund*innen und des Personals – dürfen sie so reden, weil sie „unter sich“ sind. Da wurden auch Sachen gesagt, die mich gestört haben, aber als Friseurin und als Soziologin will ich nicht belehren. Meine Vermutung ist, dass alle sowieso nur das ansprechen, womit die Menschen in dem Kosmos mehr oder weniger einverstanden sind und so keine große Diskussion entstehen kann.
Was die Leute sagen, hängt sicherlich auch vom Ort ab. Wie ist es in den Barbershops, in denen Sie hier in Halle arbeiten?
Ich verstehe leider nicht, worüber sich die Barbiere unterhalten, weil ich kein Arabisch spreche. Zweimal haben Kunden auch hier rassistische Bemerkungen gemacht, sie haben gesagt: „Endlich mal eine Deutsche hier.“ Das bin ich zwar nicht, aber klar, ich bin eine weiße Frau. Das waren schon sehr unangenehme Situationen.
Wie reagieren die Barbiere darauf?
Einmal hat der Chef in einem anderen Barbershop zu einem Kunden gesagt: „Du musst nicht wiederkommen.“ Das fand ich gut. Aber dafür muss man sehr stark sein.
Reden die Friseur*innen untereinander über so etwas?
Die arbeiten so viel hier, alles geht so schnell. Die schneiden hier Haare von 9 bis 19 Uhr, 6 Tage die Woche, ohne Pause. Nur manchmal bei einer Zigarette stehen wir draußen vor dem Laden, das ist wie das Vorzimmer, und unterhalten uns vielleicht drei Minuten über die Kunden. Hier im Barbershop findet die Geselligkeit eher zwischen den Barbieren statt. Die Kunden, die hier herkommen, wollen nicht so gern reden.
Und bei anderen Friseurläden?
Die im Frauensalon haben ein bisschen mehr Zeit. Da wollen die Kund*innen auch mehr Austausch. Wenn’s um Urlaub geht, können die Friseurinnen auch was sagen, denn auch sie machen Urlaub. Die Friseurinnen leben in normalen deutschen Verhältnissen. Nur die Bezahlung ist schlecht. 1.880 Euro brutto verdienen Friseurinnen im Durchschnitt.
Welcher Teil der Gesellschaft geht überhaupt noch zum Friseur?
Fast alle, außer Studierende, Dichter*innen, Künstler*innen. Es ist immer noch etwas, das sich Menschen leisten – selbst die Wohnungslosen –, um Teil der Gesellschaft zu sein. In der Stadtmission habe ich das erlebt. Wenn man arm ist und eine Frisur bekommt, bedeutet das Normalität. Es bringt die Menschen wieder in die Mitte der Gesellschaft. Und das war den meisten dort sehr wichtig. Ich kann mir auch vorstellen, dass man mit Frisur auch netter behandelt wird. Manche Leute kommen fast alle zwei Wochen.
Die meisten Friseur*innen fragen nach dem Schneiden, ob man zufrieden ist. Was meinen Sie, sagen die Leute die Wahrheit?
Hier hilft vielleicht ein Vergleich. Der Soziologe Ervin Goffmann hat gesagt: „Wir spielen alle Theater.“ Wenn eine Kundin am Ende sagt, dass sie unzufrieden ist, dann ist das Teil des Spiels, die Bühne ist der Friseursalon, und auch meine Reaktion gehört zum Spiel. Was ich dann mache? Oft tue ich nur so, als würde ich noch etwas abschneiden, ich glaube, viele merken eh keinen Unterschied. Meine Erfahrung ist, dass die meisten sowieso sagen, dass sie zufrieden sind. Das soll bei manchen wiederum heißen: Es ist nicht so gut geworden. Ich glaube, weil es eine Veränderung am eigenen Aussehen ist, sind die meisten erst einmal nicht zufrieden, bis sie sich nach ein paar Tagen an die neue Frisur gewöhnt haben.
Macht es einen Unterschied, ob sie Friseur*in in Halle sind oder in einer anderen Stadt?
Wie ein Salon funktioniert, ist überall ähnlich. Aber die Gesellschaft in den Städten, in denen ich bisher geforscht habe, ist total unterschiedlich. In Thüringen zum Beispiel gibt es dieses große Thema Bodenständigkeit. Da habe ich ja zuerst nach Stilen gesucht. Das lässt sich eigentlich ganz einfach beschreiben. Erfurt ist wie der Popsänger Clueso. Er kommt aus Erfurt, viele Fans finden ihn sehr schön. Vielleicht ist er das, aber ich finde ihn vor allem eins: normal. Ich wurde mal zu einem Konzert von ihm eingeladen, und es war mir fast schwindelig. Die Leute trugen alle die gleichen Sneakers wie Clueso und fanden es schön. Und Clueso auch. Sie haben richtig gebondet über die Normalität und sind eine kleine homogene Gesellschaft geworden. Und dass das so schön ist, muss man in Erfurt immer wieder betonen.
In Halle ist das anders?
Halle ist da im Vergleich viel kantiger und weniger langweilig. Die Stadt hat zum Beispiel eine Kunsthochschule. Das merkt man auch beim Friseur, an den Gesprächen und wer in den Salon kommt. Ich war froh, hier Stadtschreiberin zu sein, aber ich glaube, nächstes Jahr vor der Landtagswahl gehe ich wieder nach Thüringen, für ein Schreibprojekt.
Sie haben viel für lokale Medien in Ostdeutschland über die Mitte der Gesellschaft geschrieben. Was meint der Begriff?
Das ist eher ein Wunsch und eine Selbstbeschreibung der Menschen, die mir in Gesprächen immer wieder begegnet. Viele bezeichnen sich etwa als „bodenständig“, sie ordnen sich selbst der sogenannten Mitte der Gesellschaft zu, auch ich verwende diese Begriffe in den Texten, in denen ich über sie schreibe, und versuche zu verstehen, was sie damit meinen. Wenn man für die lokale Zeitung schreibt, muss man aufpassen, dass die Leser*innen sich wiederfinden, sonst werden sie oft sauer und hören auf zu lesen. Ich möchte die Menschen ja abholen, zum Nachdenken bringen, das ist mein Ziel.
Diese Mitte, das zeigen auch Studien, rückt immer weiter nach rechts. Nehmen Sie das auch in Erfurt und Halle wahr?
Ja, ich war zum Beispiel mal in Thüringen bei Freunden eingeladen, und das Gespräch wurde unangenehm. Es ging um Klimawandel und Ausländer, die angeblich alle den deutschen Pass bekommen. Ich hatte große Lust zu sagen: Es reicht mir. Stattdessen bin ich einfach gegangen, weil es Freunde waren und sie Geburtstag feierten. Ich habe das Gefühl, dass Dinge, die man früher eher nicht in den Mund genommen hätte, heute als „normal“ gelten. Ich bin aber auch weniger tolerant geworden. Vielleicht zeigt es auch nur, dass ich angekommen bin. Es ist wie bei Gesprächen an Weihnachten mit der Familie. Die sind total nervig und es tut weh zu diskutieren, und das passiert eben nur, wenn man sich den Personen nah fühlt.
Das hier sind Ihre letzten Tage als Friseurin in Halle. Werden Sie danach noch Haare schneiden?
Sicher! Wenn man sagt, dass man eine Friseurinnenausbildung macht, dann wollen eh alle Bekannten, dass man ihnen die Haare schneidet. Ich habe Spaß daran. Und ich würde meine Friseurinnenausbildung gern auch noch richtig abschließen. Vor ein paar Tagen habe ich bei der Handwerkskammer in Leipzig meine bisherigen Zertifikate aus Kanada abgegeben. Nun hoffe ich, dass alles anerkannt wird.
Und werden Sie über Ihre Erfahrungen in den deutschen Friseursalons schreiben?
Im Februar kommt ein Buch raus. Es wird „Abenteuer einer linkshändigen Friseurin“ heißen. Ich habe mich entschieden, bestimmten Kund*innen darin einen metaphorischen Orden zu verleihen. Einen bekommt ein Kunde für seine außerordentliche Geselligkeit. Er ist ein junger Physiker, der im Konversationtreiben brilliert, weil er mit Leichtigkeit von einem Thema zum nächsten springt: von seinem dünnen Bart über deutsche Grammatik bis zum Genuss von Wein aus silbernen Kelchen. Es bekommen auch Kund*innen Orden, die mir durch ihr Auftreten die Augen öffnen, für bestimmte Verhaltensweisen etwa. Zum Beispiel kam einmal ein Professor für Islamwissenschaften in den Laden. Ein hochgewachsener Mann mit viel Autorität. Er sprach die Barbiere auf Arabisch an, und die waren plötzlich nicht mehr so selbstsicher wie zuvor, irgendwie gehemmt. Da habe ich erkannt: Auch die Barbiere haben Schwächen und können sich klein fühlen. Letztendlich geht es mir immer darum, nah am Alltag der Menschen zu sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind