Jahresbericht der Bundesregierung: Nachholbedarf bei deutscher Einheit
Der Jahresbericht der Bundesregierung zeigt weiter Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Daten zu Vermögen und Erbschaft fehlen.
BERLIN taz | Gleichwertig, aber nicht gleich: Das Ziel der Bundesregierung für die Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen West- und Ostdeutschland bleibt auch über dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung weiter unerreicht. Das zeigt der Jahresbericht zum Stand der deutschen Einheit, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.
Größte Herausforderung bleibe die Demografie und der Fachkräftemangel, betonte Carsten Schneider, Ostbeauftragter der Bundesregierung: „Es wird mit jedem Jahr herausfordernder. Wir müssen sicherstellen, dass Menschen, die nach Ostdeutschland zu- oder rückwandern, wissen, dass sie willkommen sind.“
Die Einheit ist laut Schneider trotzdem ein „unfassbarer Gewinn und Glück“. Es gebe noch reale Unterschiede, vieles sei aber eher eine Frage der Emotionen.
Die harten Zahlen zeigen: Die Abstände zwischen Ost- und Westdeutschland sind zum Beispiel bei Löhnen oder Arbeitslosigkeit seit den ersten Erhebungen Mitte der Neunziger Jahre zwar deutlich geschrumpft. Wirtschaftlich gesehen geht es vielen Menschen in Ostdeutschland aber weiterhin schlechter.
Rentenangleichung auf dem Papier
Als „wichtigen Schritt“ feiert der Bericht die Angleichung der Renten zwischen Ost und West, die in diesem Sommer zumindest auf dem Papier erstmals erreicht wurde. Zahlen zu Kaufkraft, zu Erbschaften und Vermögen, bei denen es weiterhin große Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland gibt, kommen im Bericht nicht vor.
Besonderes Augenmerk legt der Bericht auf die Unterschiede zwischen Stadt und Land. In einer Umfrage wurden Menschen in Ost und West zur Lebensqualität an ihrem Wohnort und zu den größten Herausforderungen befragt. Die Ergebnisse sind durchaus ambivalent: Während die „Schwachpunkte des Lebens auf dem Land“ im Westen durch bewährte soziale Beziehungen offenbar besser ausgeglichen werden konnten als im Osten, schneiden Großstädte im Osten deutlich besser ab.
Im Westen fehlt Wohnraum
Während im Osten vor allem die Abwanderung junger Menschen beklagt wird, fehlt es im Westen der Umfrage zufolge vor allem an bezahlbarem Wohnraum. Die Integration von Menschen aus anderen Ländern bewerten West- und Ostdeutsche als etwa gleich herausfordernd.
Deutliche Unterschiede gibt es weiterhin bei der Lebenserwartung, die im Osten zumindest bei Männern noch deutlich unter dem westdeutschen Niveau liegt, und bei Themen wie Gleichstellung der Geschlechter und Kinderbetreuung, wo Ostdeutschland deutlich besser abschneidet.
Leser*innenkommentare
Tyramizou
Deutschlands Nachholbedarf:
- in Sachen "Einheit von Deutschland"
- in Sachen "Bildung"
- in Sachen "Schulsystem"
- in Sachen "Digitalisierung"
- in Sachen "Pflege"
- in Sachen "Krankenhäuser"
- in Sachen "politische Bildung für Bürger"
- in Sachen "struktureller Rassismus"
- in Sachen "Polizeigewalt"
- in Sachen "Klimakatastrophe"
... die Liste ist endlos lang.
Und die deutsche Politik bewegt sich im Kreis - und nicht vorwärts oder zukunftsorientiert
welcome to Germany.
Joachim Petrick
Bericht der Bundesregierung zur inneren Einheit Deutschlands iseit 3. Oktober 1990 st immer auch ein Bericht zum politisch-wirtschaftlich unterfinanziertem Verhältnis zu den osteuropäischen Nachbarändern neuer Bundesländer auf dem Gebiet vormaliger DDR im Gegensatz zu finanziell weit besser gestellt prosperierenden Verhältnissen alter Bundesländer mit ihren westeuropäischen Nachbarländern, nämlich gar keiner, sozusagen Fehlanzeige kein Anschluss unter dieser Rufnummer