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Sozialer KlimaschutzZu wenig Geld für Klimaprojekte

Die Gelder aus Klimaschutz-Förderprogramm des Wirtschaftsministeriums reichen wohl nicht für alle. Caritas und Diakonie befürchten Schlimmes.

Solardächer auf Kitas der Caritas können Emissionen des Wohlfahrtsverbands reduzieren

Berlin taz | Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie befürchten das Aus für ihr gemeinsamen Klimaschutzprojekt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz werde die Finanzierung für das Vorhaben sowie für weitere im Rahmen der „Nationalen Klimaschutzinitiative“ geplante Projekte nicht absegnen, teilten die Verbände am Mittwoch mit.

Das Ministerium will das noch nicht offiziell bestätigen. Gleichzeitig gibt es jedoch auch keine Zusage für die beantragten Gelder, was darauf hindeutet, dass sie wohl nicht bewilligt werden – schließlich sollte das Projekt bereits am 1. Juli starten.

Die beiden Sozialverbände hatten geplant, mit dem Geld bundesweit in hundert Piloteinrichtungen sogenannte Kli­ma­be­ra­te­r*in­nen einzusetzen, die Klimaschutzstrategien für die Standorte erarbeiten sollten. So ist etwa von Solardächern auf Kitas die Rede, die den fossilen Energieverbrauch senken und so die CO2-Emissionen reduzieren würden. Die Solaranlagen könnten darüber hinaus in die nachhaltige Umweltbildung eingebunden werden, betonte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa.

Insgesamt sei es ein falsches Zeichen, beim Klimaschutz den sozialen Bereich zu vergessen. „Wo Geld für einen Tankrabatt für alle ist, muss Geld für Klimaschutz im sozialen Bereich sein“, kritisieren die Verbände. Mit der Klimastrategie könnten an jedem der ausgewählten Standorte bis zu 30 Prozent der Emissionen eingespart werden.

Standorte sollen langfristig klimaneutral werden

Trotz der nun wohl wegbrechenden finanziellen Unterstützung planen Caritas und Diakonie weiterhin, ihre Standorte langfristig klimaneutral machen zu wollen. Das beträfe insgesamt rund 60.000 Einrichtungen in Deutschland.

Seit einem internen Treffen haben die Projekte der „Nationalen Klimaschutzinitiative“ Sorgen um die Finanzierung. Zwar will das Bundeswirtschaftsministerium die Gelder für die Ini­tiative aufstocken. Ein Ministeriumssprecher erklärte aber, dass die Mittel trotzdem nicht für alle Vorhaben reichen werden. Die Verhandlungen dazu liefen. Sobald sie abgeschlossen sind, erhielten die Organisationen eine Rückmeldung. Keiner der Antragsteller hat allerdings bislang eine offizielle Absage erhalten.

Ein Mitarbeiter des katholischen Caritas-Verbands, der an der Projektplanung beteiligt war, berichtet, dass der Verband keinen Notfallplan für die Finanzierung hat. Die Projektskizze sei schon im März beim Wirtschaftsministerium eingereicht worden. Jetzt stehe nur noch die Entscheidung aus, die eigentlich letzte Stufe im Laufe der Projektbewilligung. Eine Zusage sei aufgrund vorheriger Äußerungen aus dem Ministerium wahrscheinlich gewesen, eine Absage käme jetzt überraschend für alle Beteiligten.

Ein solcher Finanzierungsstopp würde die Planung von Klimaschutzprojekte mehrerer zivilgesellschaftlicher Organisationen sowie Umwelt- und Klima­schutz­initiativen beenden. Über Öffentlichkeitsarbeit wollen die betroffenen Gruppen versuchen, die Finanzierung vor der offiziellen Absage noch zu sichern.

Anders als die Sozialverbände äußert sich die Deutsche Umwelthilfe aber gelassen. Auch von ihrer Seite wurden Fördermittel für einige Projekte bei der Nationalen Klimaschutz­initiative beantragt. Die Verfahren laufen noch. DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner bleibt zuversichtlich: „Ich bin optimistisch, dass das Bundesministerium eine Lösung finden wird.“

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7 Kommentare

 / 
  • 9G
    93851 (Profil gelöscht)

    „Wo Geld für einen Tankrabatt für alle ist, muss Geld für Klimaschutz im sozialen Bereich sein“, kritisieren die Verbände.

    Übersetzt heißt das:



    Wo Geld für Kriegsprofiteure, Ölkartelle und sonstige Absahner ist, kann das Soziale und "der Bürger" doch bitteschön auf der Strecke bleiben.

    "Danke" dafür der deutschen Politik und speziell Bundesfinanzminister Lindner.

  • "bundesweit in hundert Piloteinrichtungen sogenannte Kli­ma­be­ra­te­r*in­nen einzusetzen, die Klimaschutzstrategien für die Standorte erarbeiten sollten." "Mit der Klimastrategie könnten an jedem der ausgewählten Standorte bis zu 30 Prozent der Emissionen eingespart werden."

    Ist den die Klimaschutzstrategie schon erarbeitet, wenn die 30% schon klar sind bevor die Klimaberater tätig werden? Vielleicht liegt es auch daran, dass die Arbeit schon getan ist, bevor die Fördergelder fliesen?

    Oder wurde schon beauftragt vor Förderzusage? "Ein Mitarbeiter des katholischen Caritas-Verbands, der an der Projektplanung beteiligt war, berichtet, dass der Verband keinen Notfallplan für die Finanzierung hat."

    Sollten die 30 % nur eine "Bauchnummer" sein, kann mit dem richtigen Konzept auch 100% der Emissionen eingespart werden. Hoffentlich werden kompetente Berater beauftragt; mit oder ohne Förderung.

    Habecks Leute werden ihre Unterstützung sicher nicht zurückziehen, auch wenn die "sozialen Energieeinsparungen" diesen Winter nicht mehr wirksam werden. Eine Reduktion des Gasverbrauchs wird sicher erarbeitet werden.

  • "Mit der Klimastrategie könnten an jedem der ausgewählten Standorte bis zu 30 Prozent der Emissionen eingespart werden."



    Angesichts steigender Energiepreise sollte es doch im Interesse von Diakonie und Caritas sein, den Verbrauch und damit die Kosten in den unterschiedlichen Einrichtungen zu senken. Dafür braucht es wohl nicht unbedingt mit neuen Fördermitteln finanzierte verbandseigene Klimaberater. In den Landkreisen und Kommunen gibt es bereits Klimaberater, die Unternehmen und Privathaushalte und sicher auch Diakonie und Caritas zum Thema Energieverbrauch/Emissionsreduzierung kompetent beraten. Die Kosten dafür haben sich ganz schnell amortisiert. Und die Fördergelder könnten dann für soziale Zwecke genutzt werden...

    • @Felis:

      wo ist die Rede von "verbandseigenen" Klimaschutzberaterinnen?

      Klimaschutzförderung ist soziale Unterstützung. Aber warum die Sozialverbände hier eine eigene Förderung benötigen erschließt sich nicht. Denn es gibt bereits Förderzuschüsse für Energieberatung in den Förderprogrammen von BAFA. Oder sollen die Sozialverbände darüber hinaus noch weitere Förderzuschüsse erhalten? Das wäre allerdings schwer zu genehmigen.

      • @Sonnenhaus:

        Seit Ende 2020 arbeiten Caritas und Diakonie am gemeinsamen Klimaschutz-Projekt. Hierfür wurden 100 Piloteinrichtungen ausgesucht. Die Bundesmittel aus der Nationalen Klimaschutzinitiative waren dazu gedacht, an den Standorten Klimaberaterinnen und -berater auszubilden und ein Klimamanagement einzuführen, Handlungsleitlinien für die Bereiche Immobilien, Mobilität und Beschaffung zu erarbeiten, sowie eine abgestimmte Klimaschutz-Strategie in Caritas und Diakonie zu entwickeln.



        (Quelle: caritas.de)

  • 100 Klimaberater sind doch kein sozialer Klimaschutz.



    Zumal die Caritas doch offensichtlich schon weiss, dass PV Anlagen auf der Kita sinnvoll wären.



    Das Stichwort "Sozial" wird irgendwie nicht in dem Zusammenhang erklärt, so scheint es eben nur als Schlagwort eingesetzt worden sein.

    • @fly:

      Ist denn Klimaschutz nicht per se eine soziale Handlung? Schließlich werden damit Nachtele für Alle vermieden, im besonderen für sozial Benachteiligte.