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Soziale Lage in OstjerusalemSo kann es nicht bleiben

Gastkommentar von Nasreen Haddad Haj-Yahya

Ein Grund für die Spannungen in Jerusalem ist die soziale Spaltung zwischen Juden und Arabern. Ihre weitere Zuspitzung muss unbedingt verhindert werden.

Eine Palästinenserin schaut im Ostjerusalemer Bezirk Sheikh Jarrah aus einem Tor Foto: Maya Alleruzzo/ap

A raber sollten jede Form der Gewalt verurteilen, egal welche Gründe es dafür geben mag. An diese Grundregel will auch ich mich halten. Denn ich bin zutiefst der Überzeugung, dass niemand aufgrund seiner Gruppenzugehörigkeit angegriffen werden darf.

Jerusalem ist von jeher eine komplexe Stadt. Schon der schwächste Funke kann die Straßen in Brand setzen. Ein Grund dafür ist die Armut. Und die Ungleichheit. Untersuchungen des Jerusalem Institute for Policy Research zeigen, dass 59 Prozent der arabischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben. Unter den jüdischen Bürgern sind es nur halb so viele.

Der Staat und die städtischen Sozialeinrichtungen tun aber nicht viel gegen Armut. Sie tun auch nicht viel, um unterprivilegierte Gruppen im Bildungssystem zu unterstützen. Der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs zum Trotz existieren in Ostjerusalem noch immer Tausende Klassenräume zu wenig. Für arabische Schüler wird deutlich weniger Geld ausgegeben als für jüdische. Mehr als jeder dritte arabische Schüler in Jerusalem schafft keinen Schulabschluss. Das ist ein Grund für das hohe Einkommensgefälle zwischen Juden und Arabern.

Wenn am Jerusalemtag die Flagge Israels auf den Umzügen geschwungen wird, dann steht das auch für die Judaisierung der Stadt. Nicht nur aufgehetzte rechtsextreme Teenager rufen Parolen, auch höhere Beamte wie Jerusalems stellvertretender Bürgermeister Arieh King sind dabei.

Nasreen Haddad Haj-Yahya

ist Direktorin des Programms für arabisch­jüdische Beziehungen beim Israel Democracy Institute, einem unabhängigen Forschungs­zentrum in Jerusalem.

Wo steht Bürgermeister Lion?

Der derzeitige Bürgermeister Mosche Lion hat in seiner Amtszeit nicht wenig für die arabische Bevölkerung der Stadt getan. Aber es ist schwer zu sagen, ob er die Weltanschauungen Kings nicht teilt. Er ist mit Sicherheit kein Freund von Gleichberechtigung. Die Stadt liefert keine Lösungen für die Bewohner Ostjerusalems.

Obwohl es auch Fortschritte gibt, wird zu wenig gegen die sozioökonomischen Unterschiede in Jerusalem getan. So kann es nicht bleiben. Die Verschärfung der sozialen Spaltung muss gestoppt werden. Bevor die Situation explodiert.

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3 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Ein ziemlich hoffnungsloser Fall.

  • Nun, aus den arabischen Staaten wurden in den letzten Jahrzehnten fast eine Million Juden vertrieben, die nun auch in Israel leben.

    So auch aus anderen antisemitischen Teilen der Welt. Vier Millionen Juden mussten/müssen so zusätzlich integriert werden.

    Das kostet sehr viel Geld, und immer mehr Raum fehlt dem kleinen Land.

    Israel ist nicht größer wie Hessen, hat aber fast doppelt so viel Einwohner.

    www.nzz.ch/interna...gration-ld.1471990

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @shantivanille:

      ". Das positive Bevölkerungswachstum Israels liegt in erster Linie in der im internationalen Vergleich sehr hohen Fertilitätsrate des Landes begründet" Quelle: statista.com

      Liegt an den orthodoxen Juden und den orthodoxen Arabern. Das bricht Israel das Genick, genau wie anderen Staaten mit starkem Bevölkerungswachstum - siehe z.B. Syrien. Zuwanderung ist nicht das Problem.