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Sozialausschuss in BerlinObdachlose werden geimpft

Die Berliner Sozialsenatorin Breitenbach (Linke) kündigt Impfstart an. Erreicht würden auch jene Menschen, die nicht in Einrichtungen lebten.

Im Festsaal Kreuzberg sind wegen der Pandemie keine Konzerte. Deshalb öffnet er für die Kältehilfe Foto: Christian Mang

Berlin taz | Die Impfungen für Obdachlose starten. Das erklärte Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linkspartei) am Donnerstag im Sozialausschuss des Abgeordnetenhauses. Laut Breitenbach befinde sich Berlin in Phase 2 der von der ständigen Impfkommission vorgesehenen Reihenfolge für die Covid-19-Impfungen. In diese Phase fallen auch Obdachlose, neben Mit­ar­bei­te­r:in­nen der Polizei, Behinderten und Menschen ab 70 Jahren.

Die Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Gesundheit klappe gut. So könnten auch Obdachlose geimpft werden, die sich nicht in sozialen Einrichtungen befinden. „Denn Obdachlose, die auf der Straße leben, haben eigentlich keinen Impfanspruch. Mit Hilfe der Kältehilfe erreichen wir Menschen, die nicht dauerhaft untergebracht werden“, sagte Breitenbach. „Dort können wir sie in einigen Einrichtungen impfen. Wir nennen sie Impfinseln.“

Die Sozialsenatorin äußerte sich im Ausschuss auch ganz allgemein zum Thema Obdachlosigkeit. Der sogenannte Masterplan zur Beendigung der Obdachlosigkeit sei ein „Diskussionsangebot. Er hatte für Aufsehen gesorgt, weil Breitenbach darin erklärte, die Obdachlosigkeit in Berlin bis 2030 beenden zu wollen.

Entstanden ist er bei der Strategiekonferenz zur Wohnungslosenhilfe, bei der neben Initiativen und Verbänden die BVG, einzelne Bezirke, die Senatsverwaltung für Soziales, die Polizei und auch Wohnungslose selbst beteiligt waren.

Am Donnerstag stellte sie klar: „Der Masterplan wird in dieser Legislatur nicht mehr umgesetzt werden können.“ Dazu bräuchte es eine Situation ohne Pandemie. „Es geht um eine Weiterentwicklung.“

Im Masterplan ist neben der Kältehilfe auch das Prinzip „Housing First“ vorgesehen. Dabei werden Obdachlosen Wohnungen zur Verfügung gestellt, ohne dass Bedingungen an den Einzug geknüpft werden. Der Grundgedanke ist, dass mit dem Einzug in eine Wohnung auch andere Probleme wie Traumatisierungen oder Suchtprobleme besser in den Griff zu kriegen sind.

Housing First für Frauen

Seit 2018 gibt es in Berlin dafür Modellprojekte. Eines davon nimmt nur alleinstehende Frauen auf. Charlotte Riepe, Mitarbeiterin dieses Projekts, präsentierte eine Zwischenbilanz: „Unser Ziel war es, 30 Frauen unterzubringen, das haben wir überschritten.“

Zurzeit wohnten 35 Frauen in einer Wohnung, die das Projekt akquiriert hatte. Weitere Wohnungen sind geplant. „In 15 Monaten kam es zu keinem Auszug, einige Frauen haben eine Therapie bekommen, zehn Frauen haben eine Beschäftigung“, sagte Riepe und betonte: „Housing First funk­tioniert.“

Das Projekt bietet Hilfe von Sozialarbeiterinnen und einer Psychologin an, wenn sie von den Frauen angefordert wird. „Es kann sein, dass wir wochenlang nichts von einer Frau hören und dann meldet sie sich mit akuter Hilfe“, sagte Riepe. „Das ist in Ordnung für uns.“

Die Wohnungen werden von privaten Ver­mie­te­r:in­nen zur Verfügung gestellt, das Projekt hat aber auch Kooperationen mit der Deutschen Wohnen und Vonovia. 340 Frauen stehen derzeit auf der Warteliste. „Deshalb bitten wir dringend um die Unterstützung der Stadt“, sagte Riepe. „Die Zahl steigt wöchentlich.“

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