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Interview: Willfried Maier„Sozial ärgerlich“

■ Der grüne Stadtentwicklungssenator über leere Büros und fehlende Wohnungen

taz: 80.000 HamburgerInnen sind obdachlos oder auf der Suche nach einer bezahlbaren Bleibe. Knapp 700.000 Quadratmeter Bürofläche stehen zugleich ungenutzt leer. Wann werden Sie tätig?

Willfried Maier: Der Hamburger Büroleerstand ist mit sechs Prozent im Vergleich zu anderen bundesdeutschen Großstädten eher gering. Trotzdem ist er unter sozialen Gesichtspunkten ärgerlich. Wir führen Gespräche mit Investoren, damit diese ihre alten, unmodernen Büros zu Wohnungen umbauen. Rechtlich haben wir aber keine Zugriffsmöglichkeiten.

Ihre Parteikollegin Susanne Uhl, baupolitische Sprecherin der GAL-Fraktion, behauptet, die Stadt könne sehr wohl Wohnungen vorschreiben anstatt Leerstand zu billigen.

Wir können über bestehende Gebäude nicht verfügen. Beim Neubau ist es rechtlich möglich, aber man muß Investoren finden, die dann auch bauen.

In Paris wird seit Jahren die Umnutzung leerer Bürohäuser über Beratung und Gesetze erfolgreich gefördert. Warum nicht in Hamburg?

Unsere Richtlinien gehen nicht davon aus, daß Wohnungsbaufördermittel regelhaft für Umbauten verwendet werden. Ich könnte mir aber vorstellen, daß wir diese Regelung mit der Baubehörde ermöglichen. Büro-Umbau würde dann Bestandteil der Nachverdichtung, und Investoren hätten einen Anreiz. Der Büro-Umbau ist meistens gleich teuer wie der Wohnungsneubau auf der grünen Wiese. Wir könnten also mit dem Argument der Flächenersparnis überzeugen.

Das Millerntor-Hochhaus zeigt doch, daß Leerstand längst nicht mehr nur ein Problem unzweckmäßiger Altbau-Büros ist.

Das ist eine Frage der Mieten. Wegen des konjunkturellen Einbruchs ist jetzt ein längerer, unangenehmer Leerstand durchaus möglich. Trotzdem wird man davon ausgehen können, daß sich auf dem Büromarkt auf Dauer die neueren Flächen durchsetzen.

Fragen: Heike Haarhoff

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