Sonnenkraftwerke aus Berlin in Afrika: Kreuzberger Solarpanels für Arusha
Mobisol liefert Solaranlagen für die Stromversorgung in Tansania und Ruanda. Die Berliner Firma hat bislang rund 30.000 Kunden.
Besonders dann, wenn diese 6.500 Kilometer Luftlinie entfernt leben. Mobisol sitzt im vierten Stock eines alten Postgebäudes in Berlin-Kreuzberg. Die bisher etwa 30.000 Kunden der Firma leben im Norden Tansanias und in Ruanda. Ihnen hat Mobisol Solarkraftwerke verkauft – und damit quasi den Sprung ins 21. Jahrhundert ermöglicht. Der Raum mit dem Afrika-Ambiente hilft den Kreuzbergern, den Sinn des Firmenprodukts von Europa aus besser verstehen zu können.
Mobisol liefert, woran auch die Pariser Klimakonferenz ab kommender Woche hinarbeitet: Energiewende plus Entwicklung. Das Produktpaket besteht aus Solarzellen, Batteriespeichern inklusive Steuereinheit, LED-Lampen, Flachbildschirmen, Radios und Aufladestationen für Handys. Das Geschäftsmodell: Duveau und seine gut 400 meist afrikanischen KollegInnen verkaufen klimaneutrale Stromversorgung für Wohnhäuser und Kleinbetriebe. In großen Teilen Tansanias und Ruandas gibt es kein Stromnetz. Leitungen zu verlegen würde Jahrzehnte dauern und die Ressourcen der Staaten möglicherweise überfordern. Kleinkraftwerke bieten daher einen Ausweg: Sie liefern Strom ohne Elektrizitätsnetz. Bezahlt werden die Anlagen mit Überweisungen via Handy oder Smartphone.
Verzicht auf Petroleumlampen und Stromgeneratoren
Zum einen liege der Vorteil darin, sagt Duveau, dass die Käufer auf rußende Petroleumlampen und dieselbetriebene Stromgeneratoren verzichten könnten. Zweitens sparten sie mit der Eigenerzeugung von Solarstrom Geld. Er macht diese Rechnung auf: Viele Privathaushalte und Geschäfte in Tansania und Ruanda gäben monatlich rund 50 Euro für Diesel aus. Eine 80-Watt-Anlage von Mobisol, die den Generator ersetzt, koste sie dagegen monatlich knapp 20 Euro. Der Kaufpreis von rund 700 Euro wird in 36 Monatsraten abbezahlt – Garantie und Wartung sind inklusive. Danach ist der Kunde Eigentümer der Anlage, der Wartungsvertrag kostet rund drei Euro monatlich.
Der Erde droht der Hitzekollaps. Deshalb wollen die Staatschefs der Welt Anfang Dezember in Paris einen globalen Klimaschutz-Vertrag vereinbaren. Die taz berichtete vom 28. November bis zum 14. Dezember 2015 täglich auf vier Seiten in der Zeitung und hier auf taz.de.
Nur 2,6 Prozent der Käufer hätten die Raten nicht rechtzeitig überwiesen, sagt Duveau, ein Typ mit schwarzem Vollbart, Jeans und aufgekrempelten Hemdsärmeln. Wenn das längere Zeit passiert, schaltet Mobisol die jeweilige Anlage ab. Das ermöglichen der integrierte Computer und die Mobilfunkkarte. Auch die technische Kontrolle aus der Ferne lässt sich so bewerkstelligen. Ist etwas kaputt, fährt ein Techniker raus aufs Land. Beispielsweise in der tansanischen Großstadt Arusha am Fuße des Mount Meru betreibt Mobisol eine Niederlassung, die zehn Außenposten versorgt. Dort arbeiten jeweils sechs Leute. Per Motor- oder Fahrrad transportieren sie die verpackten Anlagen, die auf einen Gepäckträger passen, zu den Kunden.
Bei Mobisol in Kreuzberg steht im langen Flur ein Klavier, in der Küche können die Mitarbeiter kickern. Weiter hinten ist die Werkstatt, in der Prototypen gelötet und geschraubt werden. Die Computerteile kommen aus Schwedt an der Oder, die Solarzellen, Batterien, Lampen und Bildschirme kommen aus China. „Wir sind eine solide deutsche Ingenieursfirma“, sagt Duveau. Einer der wichtigsten Investoren ist selbst in der Berliner Solarindustrie reich geworden. Mittlerweile trägt Mobisol sich selbst, sagt Duveau: „Wir schreiben eine schwarze Null.“ Der Umsatz in diesem Jahr übersteige 20 Millionen Euro. Nach Tansania und Ruanda werde man demnächst das dritte Land in Afrika beliefern – vielleicht Kenia oder Nigeria.
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