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Sohn von Impfgegnern erkrankt in USATetanus heilen kostet 800.000 Dollar

Weil seine Eltern ihn nicht impfen ließen, erkrankte ein Sechsjähriger in Oregon an Tetanus. Seine Heilung dauerte über zwei Monate.

Hilfe gegen Tetanus und hohe Rechnungen: Impfungen haben die Krankheit vielerorts fast ausgerottet Foto: Fredrik von Erichsen/dpa

Eine kleine Wunde am Kopf kann 800.000 US-Dollar kosten. Zumindest besteht diese Gefahr, sollte der Wundenträger Kind zweier Gegner von Vakzinationen sein: Weil die impffeindlichen Eltern eines Sechsjährigen aus Oregon zu allem Überfluss versuchten, eine Verletzung ihres Sohnes auf eigene Faust zu nähen, infizierte sich der Junge mit Tetanus – die erste Infektion im US-Bundesstaat seit über 30 Jahren, wie die Washington Post am Sonntag berichtete. Der Fall liegt bereits zwei Jahre zurück.

Das Kind wurde wenige Tage nach seiner Verletzung in ein Krankenhaus eingeliefert. Für den Jungen folgten fast zwei Monate in Behandlung, um die Krankheit zu besiegen. Er musste zeitweise künstlich beatmet werden und wurde in einen vollständig verdunkelten Raum verlegt, womit die Ärzte die für Tetanus typischen Krämpfe zu lindern hofften.

Der Junge überlebte – keine Selbstverständlichkeit: Die Sterblichkeitsrate bei Tetanusinfektionen ist auch in westlichen Industriestaaten noch immer hoch. Rennen oder Fahrradfahren waren für ihn nach seiner Entlassung aus der Reha noch wochenlang nicht möglich. Die Rechnung für die medizinischen Leistungen belief sich letztlich auf 811.929 Dollar – exklusive Krankentransporten und Reha-Aufenthalt, wie die US-Behörde für Seuchenkontrolle und -prävention in einem Bericht anmerkt.

Eine solche Behandlungssumme kann wohl nur in den Vereinigten Staaten zustande kommen. Was man in Europa oft für einen schlechten Scherz hält, ist in Amerika Alltag. Fehlt die entsprechende Versicherung, haben Krankenhausrechnungen durchaus das Potential, die eine oder andere US-Amerikaner*in in den Ruin zu treiben. Eine normale Tetanusimpfung kostet in den USA zwischen 120 und 150 Dollar.

Die Eltern des Jungen rührte die fast millionenschwere Rechnung anscheinend ebenso wenig wie das Martyrium ihres Sohnes und die Todesgefahr, der er ausgesetzt war, weil sie ihn nicht impfen ließen. Dass eine Impfung gegen Tetanus möglicherweise doch keine so schlechte Idee ist, ist jedenfalls offenbar nicht der Schluss, den sie aus der Geschichte gezogen haben: Das Angebot der behandelnden Ärzte, die fehlenden Impfungen ihres Sohnes nachzuholen, lehnten sie ab.

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19 Kommentare

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  • An den Kommentaren hier kann man wirklich gut sehen, dass etwas dran ist an dem Zitat: "Die, die sich für gesund halten sind die Kranken, und die als krank betitelt werden sind eigentlich die Gesunden". Hier wird nur stumpf nachgeplappert und verunglimpft. Keine Diskussion möglich! Heute sind es "Impfgegner", früher wären es Homosexuelle gewesen, davor Protestanten/Katholiken und davor Hexen. Die Welt ist kein Deut besser geworden seit dem. Traurig!

  • PS: Und hier an der Statistik sieht man deutlich, dass die Impfung keinen Effekt hat. Die Todeszahlen gingen ohne die Impfung zurück u. seit der Impfung auch nicht deutlich(er) zurück:



    www.impfungen-und-...rn.de/tetanus.html

    • @Ökologe:

      da wird keine einzige Wissenschaftlich saubere Quelle referenziert...

    • @Ökologe:

      Ihre beiden Links sind ein Witz.

      Im ersten wird versucht anhand von irgendwelchen Hollywoodschinken nachzuweisen, daß man versuchen würde Viren zu "kriminalisieren"; kaum zu glauben, steht aber tatsächlich so da.

      Im zweiten wird die Schlacht um Verdun als brutaler Höhepunkt des 1. WK bezeichnet. Und dies ist, so grausam und sinnlos diese Schlacht auch zweifellos war, faktisch falsch und führt, wenigstens etwas, die ganze Argumentation des Autors ad absurdum.

      Denn hätte diese Witzfigur eines Impfskeptikers auch nur den Hauch einer Ahnung, hätte er seine Argumentation um die Sommeschlacht herum aufgebaut: dort standen sich damals Briten und Deutsche gegenüber. Nur: die Briten saßen in einer Senke; die Deutschen hatten ihre Stellungen auf einen Hügel - und die Deutschen leiteten ihr Abwasser in Richtung Briten. Folge: die britischen Soldaten hatten über Wochen nie trockene Füsse, sondern standen immer im weiß der Geier mit was verunreinigtem Wasser. Erneute Folge: den Soldaten faulten einfach die Füße weg! - Und bei diesen Krankheitsbild ist Wundstarrkrampf zwar bei weiten nicht die einzige aber eine nahezu zwangsläufige Folge.

      Außerdem: sollte der Autor mit seinen Thesen letztlich doch recht haben, dann muss man, anhand dieses Artikels, davon ausgehen, daß in Oregon Bedingungen wie in den Schützengräben des 1. Weltkrieges herrschen.

  • Tja Leute, wenn sich die Impf-Fans wenigstens ein bisserl auskennen würden. Stattdessen kommt: "je mehr desto besser u. wer nicht impft ist mittelalter". Wen das Thema WIRKLICH interessiert, sollte sich diese Erkenntnisse zum Thema Tetanus-Impfung mal durchlesen - und staunen:



    ehgartner.blogspot...om-nutzen-der.html

    • @Ökologe:

      Schöner Text. Mir fehlt nur der Bezug zum Thema Impfen. Übrigens kann ich Ihnen berichten, dass einer meiner Großväter Anfang letzten Jahrhunderts an Tetanus gestorben ist, nachdem er sich bei der Arbeit den Daumen gequetscht hatte.

  • "Weil die impffeindlichen Eltern eines Sechsjährigen aus Oregon zu allem Überfluss versuchten, eine Verletzung ihres Sohnes auf eigene Faust zu nähen, infizierte sich der Junge mit Tetanus..."

    WTF ?!

    Wie komme ich denn als Elternteil eines Sechsjährigen auf die Idee eine Kopfverletzung meines Kindes selbst zu behandeln, hier: zu nähen?

    Noch dazu: weder die TAZ noch die WaPo gehen darauf ein. Aber ich gehe mal davon aus, daß die Eltern über keinerlei medizinische Kenntnisse verfügen, die über einen Erste Hilfe Kurs hinausgehen. Denn würden sie ihr Geld mit medizinischen Berufen wie Arzt oder Krankenschwester verdienen, wären sie auch kaum Impfgegner.

    • @Der Mann, der unter einem Stein hervorkroch:

      "Denn würden sie ihr Geld mit medizinischen Berufen wie Arzt oder Krankenschwester verdienen, wären sie auch kaum Impfgegner."

      Besser informieren würde vielen hier gut tun: www.aerzteblatt.de...-Influenza-geimpft Und die wissen warum!

    • @Der Mann, der unter einem Stein hervorkroch:

      "Denn würden sie ihr Geld mit medizinischen Berufen wie Arzt oder Krankenschwester verdienen, wären sie auch kaum Impfgegner."

      Wie kommen Sie darauf? Es ist z.B. Fakt, dass besonders medizinisches Personal und KrankenpflegerInnen die niedrigste Grippeschutzimpfungsquote aufweisen! Warum wohl? Sprechen Sie mal in einem Altersheim das Personal an, wenn Sie das anzweifeln. Zudem kommt es nach einer Grippeschutzimpfung regelmäßig zu einer regelrechten Grippe-Epidemie im Altersheim, auch gerne mal mit Toten! Das erzählt Ihnen nur niemand, ist aber ein offenes Geheimnis! Also, es gibt viel zu diskutieren über Impfungen!

      • @Felix Lutt:

        Was hat jetzt die Grippe-Schutz mit der Tetanus-Impfung zu tun? Jedem mit etwas Grips dürfte inzwischen klar sein, dass es so viele verschiedene Arten von Grippe gibt (und immer wieder neue davon), dass es völlig unsinnig ist, sich dagegen impfen zu lassen. Tetanus dagegen ist eine völlig andere Geschichte, zumal die Impfung auch "ein bißchen" länger hält. Eine im Kindesalter erfolgte Immunisierung kann auch im Falle einer akuten Gefährdung auf die Schnelle erneuert werden. Auch die Polio - Impfung hat sich erwiesenermaßen bewährt, Pocken konnten durch die Impfung gar ausgerottet werden. Die Impfung gegen Grippe dagegen wird jedes Jahr neu fällig und die Wirksamkeit ist - wie bereits dargelegt - keinesfalls sicher. Schade nur, dass inzwischen für solche Fakten anscheinend kein Platz mehr ist.

        • @Artur Möff:

          Das Problem mit den Impfungen betrifft alle impfbaren Krankheiten! Darüber MUSS diskutiert werden. Menschen als "Impfgegner" zu verunglimpfen ist und bleibt falsch! Bei der Grippeimpfung kritisieren bereits viele das schlechte Nutzen-Risiko-Verhältnis, deswegen habe ich das erwähnt. Auch wurde Polio nicht ausgerottet! Seien sie einfach mal offen und kritisch und lesen sie das hier: www.heise.de/tr/ar...pfung-4177436.html

  • Unverantwortliche Eltern riskieren ohne Impfung das Leben ihrer eigenen Kinder und das selbst in Deutschland, wo die meisten Impfungen kostenlos sind!



    Unverständlich. Tiefstes Mittelalter.

  • Das Gesundheitswesen in den USA ist völlig überteuert und aufgebläht für maximale Profite! Was das wohl in Kuba gekostet hätte? ;) Diesen Fakt nun gegen Impfgegner zu benutzen ist wahrlich nicht sehr intelligent. Wann beschäftigt ihr euch mal mit den teils sehr validen Gründen gegen eine Impfung? Wann differenziert ihr endlich mal? Sogar die NZZ am Sonntag hatte da neulich einen super Artikel. Es ist falsch Impfgegner pauschal zu verunglimpfen!

    • @Felix Lutt:

      Stets kommen unbewiesene und nicht beweisbare Behauptungen von Impfgegnern. Ohne Massenimpfungen würde immer noch die Pocken und viele andere tödliche Krankheiten weltweit wüten.



      Aber vielleicht soll das Nicht-Impfen das ultimative Mittel gegen die Überbevölkerung sein?

    • @Felix Lutt:

      Wenn man alles für und wider abwägt und nicht zu der Erkenntnis gelangt, dass eine Impfung gegen Tetanus eine gute Idee ist, dann ist man ignorant und äußerst fahrlässig. Die Fakten sprechen für sich. Also wissenschaftliche Fakten, nicht alternative, die man bei Facebook o.ä. gesammelt hat.

      Dass das Gesundheitssystem in den USA alles andere als gut ist, ist ein ganz anderes Problem.

      • @Mütze:

        Ich stimme Ihnen ja teilweise zu aber das Problem an diesem und ähnlichen Artikeln ist nicht die Impfung gegen Tetanus, sondern das Benutzen eines falschen Arguments, um Impfgegner pauschal in eine bestimmte Ecke zu stellen. Das ist nicht wissenschaftlich sondern dumm! Mir wird bei der Debatte zu viel drauf geschlagen und viel zu wenig differenziert oder beleuchtet; geschweige denn aufgeklärt! Haben Sie jetzt meinen Kommentar verstanden?

    • @Felix Lutt:

      "Es ist falsch Impfgegner pauschal zu verunglimpfen!"

      Nein ist es nicht, da die Impfschäden in keinem Verhältnis zum Nutzen für die Gesellschaft stehen.

      • @danny schneider:

        Das ist nur eine Behauptung/Meinung ud ich lasse Sie Ihnen aber den Beweis dafür können Sie nicht erbringen! Lesen Sie hier: www.heise.de/tr/ar...pfung-4177436.html Solche Verunglimpfungen unterdrücken wichtige wissenschaftliche Argumente, die uns ALLE am Ende treffen können.

  • Und das "Schöne" für den Jungen ist ja folgendes: Er hat keine Immunität erworben, es kann ihm wieder passieren ...

    Die Impfung erfolgt ja gegen das Tetanustoxin und nicht gegen den Erreger.