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Söldner gegen Venezuelas RegierungSchweinebucht 2.0

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Söldner wollten Präsident Maduro gefangen nehmen. Die EU sollte Kontrahent Guaidó die Unterstützung entziehen.

Spezialeinheit der venezolanischen Armee an der Küste nahe La Guaira Foto: Matias Delacroix/ap

D ie inzwischen bekannt gewordenen Details der am 3. Mai gescheiterten Söldneroperation gegen Venezuelas Regierung lesen sich wie die Vorlage zu einem wirklich schlechten Actionfilm. Offenbar in vertraglicher Absprache mit dem selbst ernannten „Interimspräsidenten“ Juan Guaidó hat eine zusammengewürfelte Truppe unter Führung der US-Sicherheitsfirma Silvercorp einen Plan ausgetüftelt und trotz Aussichtslosigkeit auch noch gestartet, den amtierenden Präsidenten Nicolás Maduro gefangen zu nehmen und statt seiner Juan Guaidó ins Amt zu hieven. Das klingt nach Kubas Schweinebucht 60 Jahre später – nur noch schlechter geplant.

Eine direkte Beteiligung der US-Regierung ist bislang zwar nicht nachzuweisen. Dass all dies allerdings ganz ohne ihr Wissen und Plazet geschah, ist mehr als unwahrscheinlich. Der wahnwitzige Plot vom 3. Mai passt zum Kopfgeld, das die US-Regierung jüngst auf Maduro ausgesetzt hat, und zu ihrer Strategielosigkeit. Außer Feindschaft und immer schärferen Wirtschaftssanktionen hat sie nichts anzubieten.

Vor inzwischen gut 15 Monaten hatte sich Guaidó selbst gekrönt. Er verfolgte den Plan, damit den Kampf der Opposition um die Macht in Venezuela in eine letzte, siegreiche Phase zu führen – und er überzeugte davon die Rechtsregierungen der Region, große Teile der Europäischen Union und die USA. Über 50 Staaten erkannten ihn als neuen legitimen Präsidenten Venezuelas an.

Im Ergebnis sitzt die Regierung von Nicolás Maduro fest im Sattel, doch die politische und wirtschaftliche Krise des südamerikanischen Landes ist immer nur tiefer geworden. Und ausländische Vermittler, die von beiden Seiten sowohl als einflussreich als auch als neutral angesehen werden könnten, gibt es nicht mehr.

Aktionen wie die gescheiterte Söldneroperation nehmen auch den letzten, ohnehin knappen Verhandlungsspielraum. Daran wird sich nichts ändern, solange Guaidó von außen hofiert wird. Die Staaten der Europäischen Union müssen wenigstens jetzt ihren damaligen Fehler korrigieren und Guaidó die Unterstützung entziehen.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org

12 Kommentare

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  • P.S: Ob die Taktik des Westens nun richtig war Guaidó als Präsidenten anzuerkennen , ist sicher zweifelhaft, auf jeden Fall hätte sie noch weiter unterfüttert werden müssen.

    Man hat aber im Westen heute keine strategischen Kapazitäten mehr, wie es scheint, daher sind auch alle sonstigen Unternehmungen in der Welt in den letzten 20 Jahren so grandios in die Hose gegangen. Vielleicht hat Venezuela auch einfach nicht die oberste Priorität und man hat sich deshalb nicht gerade ein Bein für das Land ausgerissen. Wie auch immer: Ein Land aus dem die Menschen in den letzten Jahren zu Millionen gegangen sind und zwar aus blanker Not, dessen Regierung hat keine Legitimität mehr und sollte packen (und bevor der Einwand kommt, nein das liegt nicht an den Sanktionen sondern an der kolossalen Misswirtschaft, Kuba hat nie unter solcher Not gelitten dabei hatte es noch nicht einmal Öl )wer klar sieht, kann nur zu einem Schluss kommen, die Chavisten sind Usurpatoren und Diebe und haben Venezuela schon lange in eine Diktatur verwandelt- jeder der kommt und sie stürzen will hat alles Recht dazu.

  • die Sache ist ganz einfach, Militär und Staat sind eng miteinander verzahnt, das kommt noch von Chávez, der lief auch nicht einfach nur im Drillich rum, weil er sich darin gefiel, sondern um seine Identität und Herkunft im Militär zu zeigen. Und fast alle seine engsten Kumpanen wurden mit Posten versorgt. Venezuela ist der alte lateinamerik. Caudillismo, nur von Links. Auch nichts neues. Und so lange Maduro das Militär streichelt, ist die Macht gesichert. Auch sind die Militärs derart eng in die kriminellen Machenschaften des Regimes verwickelt, dass es nach dem Abgang der Chavisten auf jeden Fall unangenehm für sie werden könnte. Mglw kann es Guaidó ja auch nicht, aber ich befürchte selbst wenn er sehr talentiert wäre könnte er nur wenig mehr dagegen ausrichten. Hinzukommt, dass man es, wie Pickert ganz richtig sagt, bei dem Personal in Washington heute mit Idioten zu tun hat. So kann sich das Elend noch lange hinziehen. Alle die Maduro und seiner Mafiagang hier irgendeine demokr. Legitimität unterstellen, weil Guaidó es ja nicht geschafft hat, also folgerichtig ja wohl nicht die Unterstützung des Volkes haben kann, können nur unter Wahrnehmungsstörungen leiden. Zur Erinnerung: die letzte Parlamentswahl, auch schon wieder 5 Jahre her, hat die Opposition mit 2/3 Mehrheit gewonnen, danach haben die Chavisten das Parlament ausgeschaltet indem sie einfach regelmäßig dessen Beschlüsse durch den von ihr kontrollierten Obersten Gerichtshof pauschal für ungültig erklären ließen. Schließlich haben sie einfach über das Parlament eine neue sog. verfassungsgebende Versammlung gesetzt, wäre auch schon die dritte neue Verfassung seit Chávez ins Amt kam, aber es sieht nicht so aus als ob bald eine neue Verfassung käme, aber man hat sämtliche legislativen Kompetenzen einfach an sich gerissen. Solch eine autoritäre Praxis als demokratisch zu bezeichnen, kann mir gesunder Wahrnehmung nichts zu tun haben. Egal wie sich nun die USA zu Venezuela verhält.

  • Guaidó darf in Venezuela immer noch frei herumlaufen. Darin zeigt sich die ausgesprochene Liberalität der gewählten Regierung Maduro.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Linksman:

      Oder die Angst vor Konsequenzen, wenn man ihn verhaftet.

  • Guter Vergleich von Herrn Pickert (taz) auf die versuchte Invasion in der Schweinebucht (Kuba) vor 60 Jahren hinzuweisen.



    Auch Herr Vogt (taz) hat in seinem Bericht auf das stümperhafte Vorgehen in Venezuela hingewiesen.



    Allen, die den selbsternannten Präsidenten Guaido vorschnell anerkannten, müsste spätestens jetzt die Schamröte ins Gesicht steigen.



    Und wer sich als politischer interessierter Mensch begreift, dem werden noch viele dieser dubiosen Umsturzversuche, ob erfolgreich oder nicht, in Erinnerung kommen (Mossadegh im Iran, Sukarno in Indonesien, Allende in Chile, Lumumba im Kongo, Morales in Bolivien, Putsch in Paraquay, Putsch auf Grenada, Putsch in Honduras, u.a.)



    Und wo waren die USA nicht beteiligt ?

  • "Daran wird sich nichts ändern, solange Guaidó von außen hofiert wird."

    ....wohl eher solange der Diktator Nicolás Maduro von außen hofiert wirf.

    • @NN:

      Also mal ganz langsam.

      Man muss Maduro nicht mögen. Der lässt gegen sein eigenes Volk schiessen. Ich persönlich hasse ihn dafür.

      Man kann genausowenig Trump, Erdogan, Putin, Xi, Orbán, El-Chamenei, Al-Sissi usw. mögen.

      Aber wie ein kleiner kläffender Hund hinter den grossen USA (wie die EU es getan hat) hinterherzurennen und die allzu durchsichtige Guaidó-Nummer mitzumachen ist auch nur peinlich.

      Weltpolitik ist eben kompliziert: die beschränkte Perspektive eines Kommunistenfressers reicht eben nicht aus.

    • @NN:

      Och, neuerdings ist man "Diktator", wenn man demokratisch gewählt ist? Wohingegen man in Ihrer Welt "Demokrat" ist, wenn man sich selbst zum Präsident erklärt, wie Herr Guaido, vermute ich mal?

    • @NN:

      Sehr geehrter Herr NN



      Als Interimspräsident hatte Herr Guaido eine in der Verfassung bestimmte Zeit, um Neuwahlen durchzuführen. Dabei geht die Verfassung davon aus, dass tatsächlich kein Präsident zur Verfügung stände, und dem Abgeholfen werden müsste. Nach Ablauf dieser Zeit hat der "Interimspräsident" keinerlei Berechtigung mehr. Es wäre an der Zeit, dass die Externen Kräfte, die Herrn Guaido unterstützten einsehen, dass dieser Mann nicht die Unterstützung des Volkes hat, und somit wieder den Gewählten Präsidenten unterstützen. Besonders die gegen die Bevölkerung gereichteten Sanktionen müssten wieder weg.

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @NN:

      durch wen, genau?

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @90118 (Profil gelöscht):

        China, Russland und die gesamte Europäische Linke.

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @90118 (Profil gelöscht):

        Russland und China.

        Nicht das ich das gutheißen würde.. aber wie bewiesen ist Guaido hat sich ja ebenfalls disqualifiziert