Slowenische Küche: Drei Farben: Gelb

Von wegen Ćevapčići! Slowenien ist ein Teigland, kulinarisch geprägt von italienischen und habsburgischen Einflüssen.

Slowenische Nachspeise

Ein fetter Quader aus Vanillepudding, darauf eine Schicht Sahne und dann noch ein hauchdünner, bepuderzuckerter Keks als Deckel: die Kremšnita Foto: Varvara Kurakina/Alamy/mauritius images

Die Broschüre, die ich im Touristenbüro von Koper mitnehme, ist DIN-A4 groß und hat 30 Seiten. Sie zeigt die regionalen Spezialitäten Sloweniens und die sind farblich ziemlich warm gehalten: Diverse Schattierungen von Braun, Beige, Orange finden sich, die alles dominierende Farbe aber ist Gelb. Gelb wie Sauerkraut, Gelb wie Kartoffeln, Gelb wie Polenta, vor allem aber Gelb wie Teig, Teig, Teig.

Wer dachte, in Slowenien als Teil Ex-Jugoslawiens gäbe es das, was es früher „beim Jugoslawen“ gab, also Ćevapčići, Grillfleischberge und Paprika, glaubt wohl auch, in Hamburg gäbe es Weißwürste zum Frühstück. Slowenien ist kulinarisch mindestens so stark geprägt durch italienische und habsburgische Einflüsse und damit ein Teigland. Dieser Teig wird vor allem in Strudelform (Štruklji) gereicht, was ich auf meiner kleinen Slowenienreise allerdings verpasst habe, weil ich mich ein wenig freimachen konnte vom bildungsbürgerlichen Zwang, immer einheimisch, „authentisch“ gar, essen zu müssen, und alle wichtigen Spezialitäten abzuhaken. Es gäbe eh zu viele.

Was ich probiert und für gut befunden habe: Potica, ein ebenfalls strudelartiges süßes Festtagsgebäck aus gefülltem Hefeteig – besonders interessant die Variante mit Estragon und Frischkäse. Jota, eine deftige Sauerkrautsuppe mit Bohnen und Kartoffeln. Die Prekmurska Gibanica, die in mehreren Schichten aus Mohn, Walnuss, Apfel und Quark vier Kuchen in einem vereint. Die fetttriefende Kranjska Klobasa, eine grobe Brühwurst, die es in einer Hütte in den Julischen Alpen gab.

Nudeln mit Trüffelsauce, wobei man dazu sagen muss, dass im Erdreich von Istrien, dessen oberstes Ende die slowenische Riviera bildet, Trüffel wachsen wie Champignons in Pariser Kellern. Und mein persönliches Highlight, ein fetter Quader aus Vanillepudding, darauf eine Schicht Sahne und dann noch ein hauchdünner, bepuderzuckerter Keks als Deckel: die Kremšnita, der Name muss nicht übersetzt werden. Natürlich ist sie gelb.

Michael Brake blickt alle vier Wochen auf neue und alte Trends in Restaurants, Küchen und Supermarktregalen.

Die 30-Seiten-Broschüre unterstreicht Sloweniens Bemühen, als Top Location für regionale Küche und Slow (sic!) Food zu gelten, was wiederum Teil der Gesamtmarketingstrategie ist, das Land als nachhaltiges und grünes Reiseziel zu etablieren. Alles soll hier wertig sein und ist es auch: In Sachen Sauberkeit und Durchdesigntheit präsentiert sich Slowenien schon jetzt wie eine zweite Schweiz am anderen Ende der Alpen.

Zum Schluss noch ein echter Insidertipp, der garantiert in keinem Reiseführer steht: In Slowenien gibt es nämlich eine Firma für Nüsse, Samen und getrocknete Früchte, Odlično heißt sie, was „exzellent“ bedeutet. Und deren „Mix No. 073“, bestehend aus gesalzenen Erdnüssen, Mandeln, Maiskörnern (!) und getrockneten Physalis (!!!), ist eine Offenbarung im Nuss-Frucht-Mix-Sektor. Die Packung ist übrigens Türkisgrün.

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Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Redakteur der Wochentaz und dort vor allem für die Genussseite zuständig. Schreibt Kolumnen, Rezensionen und Alltagsbeobachtungen im Feld zwischen Popkultur, Trends, Internet, Berlin, Sport, Essen und Tieren.

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