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Slowakischer Reporter erschossen„Doppelter Auftragsmord“

Ján Kuciak und seine Freundin sind tot. Der Investigativjournalist hatte über illegale Machenschaften in Wirtschaft und Politik berichtet.

Der ermordete Investigativjournalist Ján Kuciak wurde nur 27 Jahre alt Foto: dpa

Prag taz | Am späten Sonntagabend fanden slowakischen Polizisten den Journalisten Ján Kuciak und seine Freundin Martina K. in einer Blutlache. Beide waren mit nur je einem Schuss in ihrem Haus in der südslowakischen Donautiefebene hingerichtet worden.

Sichtlich geschockt sprach der slowakische Polizeipräsident Tibor Gašpar in einer eigens einberufenen Pressekonferenz am Montag Klartext: „Hier handelt es sich um einen doppelten Auftragsmord.“ Der, so Gašpar, hänge wahrscheinlich mit der investigativen Arbeit Kuciaks zusammen.

Für das slowakische Portal Aktuality.sk, das zum Teil zu Axel Springer gehört, recherchierte Kuciak über Klüngeleien zwischen Politik und Wirtschaft. Besonders interessierte den jungen Mann, der nur 27 Jahre alt wurde und mit Partnerin Martina Hochzeitspläne geschmiedet hatte, Steuertricks von Unternehmern, die der Regierungspartei Smer nahestehen.

Besonderes Augenmerk hatte Kuciak auf den Unternehmer Marián Kočner, einen ehemaligen Nachbarn von Ministerpräsident Róbert Fico, geworfen. Allein 2017 hatte Kuciak 29 Artikel über Kočners verschiedene Machenschaften auf Aktuality.sk veröffentlicht, in diesem Jahr schon vier.

Darin warf Kuciak dem Immobilienspekulanten vor, in mafiaähnliche Strukturen eingebunden zu sein. Auch dank undurchsichtiger Geschäfte mit dem Staat soll Kočner zu seinem Reichtum gekommen sein. In Kuciaks Reportagen ging es aber auch um gefälschte Wechsel, angeblichen Steuerbetrug und Druck auf ehemalige Geschäftspartner.

Er werde Dreck über ihn und seine Familie herausfinden und veröffentlichen, hatte Kočner Kuciak schon im letzten Sommer gedroht. Die Bearbeitung der Strafanzeige, die er daraufhin gestellt hatte, ziehe sich verdächtig lange hin, meinte Kuciak dazu später.

Falls sich die Theorie des Auftragsmords bestätigt, ist bei allen Verdachtsmomenten lange noch nicht klar, wer dahinterstecken könnte. Die Slowakei ist aber in einer Art Schockzustand. Polizeipräsident Gašpar hat Journalisten aufgefordert, sich zu melden, falls sie sich bedroht fühlen sollten. „Der kaltblütige Mord an einem Journalisten ist eine grauenvolle Tat. Wir müssen so schnell wie möglich diejenigen finden, die sie begangen haben und für die Sicherheit aller Journalisten sorgen“, erklärte der slowakische Präsident Andrej Kiska. Er selbst werde alle notwendigen Mittel aufbringen, um dies zu gewährleisten.

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6 Kommentare

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  • Tja, wer nicht sterben will, schreibt weiter artig über die GroKo und andere Nettigkeiten; bloß niemandem 'der Herren' ans Bein pinkeln, sonst ist man wech (wie die NSU-Zeugen, über die man den Mantel des Schweigens ausgebreitet hat).

     

    Guckst Du hier:

    Wikipedia => Itavia-Flug 870

    "... Alle 81 Insassen starben bei diesem Flugzeugunglück, das in Italien als „strage di Ustica“ (das Ustica-Blutbad oder -Massaker) bekannt wurde.

    Eine internationale technische Untersuchung ermittelte 1994 als Ursache eine Explosion in der Toilette im Heck. Die italienische Justiz hingegen erkannte den Opferangehörigen eine Entschädigung zu aufgrund eines Treffers durch eine militärische Luft-Luft-Rakete."

     

    Guckst Du waita:

    "Neben den 81 Flugpassagieren starben 15 weitere Menschen im Zuge der Vertuschungsaktion. Die meisten waren Fluglotsen oder Piloten, die in der fraglichen Nacht Dienst hatten. Einige dieser Spuren führen auch nach Deutschland. Denn zwei der beim Rammstein-Unglück(!!!) umgekommenen Piloten der „Frecce tricolori“ flogen in der fraglichen Nacht im Luftraum über Ponza und sollten wenige Tage nach der Flugschau vor dem Untersuchungsrichter aussagen. Zwei von vielen Quellen, die kurz vor ihrer Aussage den Tod fanden, deren Ableben aber nie versucht wurde wirklich aufzuklären."

     

    Aufklären? Hierfür müsste man recherchieren – und(!) – das eigene Leben (und das der Verwandtschaft) riskieren.

    • @xxxLCxxx:

      Was hat dieser wirre Kommentar mit dem Thema hier zu tun???

       

      Seit wann sei es denn gefährlich, kritisch über die GroKo zu berichten???

       

      Hier ist wohl jemand völlig verwirrt und bringt alles durcheinander!

  • 6G
    64662 (Profil gelöscht)

    Als Ergänzung noch ein Zitat aus einem Artikel einer anderen Zeitung:

     

    'Der Sohn der am 16. Oktober ermordeten maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia machte der EU-Kommission schwere Vorwürfe. "Meine Familie hat die EU-Kommission gewarnt, dass Malta mit der Ermordung meiner Mutter Daphne Caruana Galizia einen neuen Standard für zulässiges Verhalten innerhalb der EU gesetzt hat und andere bald sterben würden, wenn nicht entschiedene Maßnahmen ergriffen werden", twitterte er. "Jan Kuciak hätte gerettet werden können."'

    • @64662 (Profil gelöscht):

      Da die EU-Kommission weder die Befugnise noch die notwendigen Strafverfolgungsbehörden hat, kann ich den Einwand nicht nachvollziehen. Soweit mir bekannt ist, hat die EU-Kommission klar Stellung bezogen zu dem Mord in Malta. Was hätte den die EU-Kommission machen sollen?

  • Europa hat zwar noch keine Verfassung aber wenigstens den Vertrag von Lissabon als action europa 2010, was soviel bedeutet: "Wertegemeinschaft im Aufbau!"

    Es ist schon beachtlich, wer da alles beitreten kann und seine Werte mit einbringt.

    Zur Slowakei habe dies gefunden:

    Hauptstadt: Bratislava (Pressburg)

    EU-Amtssprache(n): Slowakisch

    EU-Mitgliedsland seit: 1. Mai 2004

    Währung: Euro. Mitglied des Euro-WährungsgebietsDiesen Link in einer anderen Sprache aufrufenEN••• seit 1. Januar 2009.

    Schengen: Mitglied des Schengen-RaumsDiesen Link in einer anderen Sprache aufrufenEN••• seit 21. Dezember 2007.

    Wichtige Daten: Fläche – Bevölkerung – Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in Kaufkraftstandards

    Politisches System

    Die Slowakei ist eine parlamentarische demokratische Republik mit einem Regierungschef (Premierminister/-in), der die meisten Exekutivbefugnisse auf sich vereint, und einem Staatsoberhaupt (Präsident/-in), das formell dieser Exekutive vorsteht, jedoch nur sehr begrenzte praktische Befugnisse hat. Das Land ist in 8 Regionen unterteilt, die jeweils nach ihrer wichtigsten Stadt benannt sind. Seit 2002 verfügen diese Regionen über einen gewissen Grad an Autonomie. Lage auf der EU-Karte.

    Meine beste Erinnerung an Prag war das Pilsener Urquell - ein Wert an sich! Ansonsten kenne ich noch die politische Umgangsform, den Prager Fenstersturz. Das passt zu den kulturellen Highlights Europas bei der "Rettung" Griechenlands an der Deutschland über 17 Mrd. Euro verdient und unsere Banken vergeblich gerettet hat.

    Stuttgart 21 wird auch gebaut um die Fahrtzeit nach Prag mit dem Zug um 15 (fünfzehn) Minuten zu verkürzen?

    • @Peter Meisel:

      ähm, Prag liegt in der "Tschechischen Republik", getrennt von der Slowakei seit 1993