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Skandalsport SchachAnalyse und Analhumor

Beschiss am Schachbrett ist schwer nachzuweisen. Seit den Vorwürfen gegen Hans Niemann wird darüber endlich einmal offen diskutiert.

Nachdenksportler: Magnus Carlsen hat mit seinen Betrugsvorwürfen die ganze Schachszene aufgeweckt Foto: Newspix/imago

F an sein ist fürwahr ein Tor zur Welt. Vor zwei Jahren begann ich, mich intensiver für Schach zu interessieren. Jetzt bin ich deswegen sehr informiert über die Produktpalette diverser Sexspielzeuge. Wer weiß, wozu das noch einmal gut sein wird. Der immer noch gärende Skandal rund um Hans Niemann und Magnus Carlsen beschäftigt die Community nach wie vor. Zur Erinnerung: Carlsen, Weltmeister und aktuell stärkster Spieler, vielleicht aller Zeiten, bezichtigte den 19-jährigen Niemann des Betrugs und weigert sich seither, gegen ihn zu spielen.

Niemann hat zugegeben, sich in Online-Schachpartien vorsätzlich geholfen lassen zu haben. Inzwischen ermittelt der Weltschachverband Fide. Es wäre überraschend, wenn diese Ermittlungen konkrete Ergebnisse hervorbringen würden. Die statistischen Modelle zur Erfassung von Betrügereien liefern nicht mehr als Indizien.

Am Ende bleiben nur zwei Wege, Betrug zweifelsfrei nachzuweisen: das Ertappen auf frischer Tat oder ein Geständnis. Auch gegen Magnus Carlsen ermittelt die Fide, um herauszufinden, ob er mit einer zu leichtfertigen Anschuldigung dem Sport Schaden zugefügt hat. Carlsen hat seinen Boykott damit begründet, er sehe die Integrität des Spiels insgesamt in Gefahr. Tatsächlich ist der Verdacht gegen Hans Niemann – den einige Kol­le­g*in­nen teilen, unter anderem auch Weltmeisterschaftsfinalist Jan Nepomnjaschtschi – nur ein besonders exponierter Fall.

Inzwischen kursieren Listen teils sehr bekannter Schachspieler*innen, deren Accounts wegen Fairplay-Verstößen geschlossen wurden. Es gab auch erste Geständnisse, beispielsweise vom Präsidenten des norwegischen Schachverbandes Joachim Birger Nielsen, der inzwischen von seinen Ämtern zurückgetreten ist.

Kultur der vorgehaltenen Hand

Die bisherige Kultur im Umgang mit Be­trü­ge­r*in­nen war eine der vorgehaltenen Hand. Anschuldigungen und Verdächtigungen wurden diskret behandelt. Auch eine der größten Seiten im Onlineschach, chess.com,macht weder seine cheat detection publik noch veröffentlicht sie Namen. Außerdem kooperieren die großen Seiten nicht mit der Fide.

Es ist Magnus Carlsen zu verdanken, dass jetzt begonnen wird, diese Kultur der Intransparenz zu hinterfragen. Auch wenn Betrug dadurch nicht verhindert werden kann, kann man es Be­trü­ge­r*in­nen doch so schwer wie möglich machen. Erfreulich an dieser ganzen Geschichte ist, wenn überhaupt, nur eines: dass sie recht ausführlich von Fabiano Caruana kommentiert und eingeordnet wird.

In seinem Podcast C-squared widmet er sich zusammen mit Co-Host Christian Chirila immer wieder diesem Thema. Wenn man Caruana dabei zuhört, wie er – detailgetreu, kenntnisreich, immer wieder mit einer Prise zurückgenommener New Yorker Ironie – darlegt, warum er wie zu welchen Schlüssen kommt, dann ist das nicht nur die Nacherzählung einer kuriosen Episode, sondern reflektiert einen Aspekt des Spiels, der für Schach gern in Anspruch genommen wird: dass es sich nämlich um eine Schule des Denkens handelt.

Das ist umso wohltuender, als dass die Chats vieler bekannter Streame­r*in­nen seit Wochen überquellen von einem einzigen Witz, der eigentlich nichts anderes als ein Ressentiment ist: Haha, Hans Niemann hat sich was in den Arsch gesteckt, haha.

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1 Kommentar

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  • Nun es reicht ja, sich den perfekten Zug irgendwie zumorsen zu lassen.



    Die dafür notwendigen Geräte sind mittlerweile vermutlich so groß wie eine große Münze.



    Das ist schwer zu finden