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Skandal um Bernard KouchnerAfrikanische Diktatoren beraten

Ein Enthüllungsbuch belastet den französischen Außenminister Kouchner. Afrikanische Despoten sollen von ihm beraten worden sein. Der spricht von Verleumdung.

Kouchner bestreitet Interessenskonflikte durch seine Beratung. Bild: dpa

BERLIN taz "Grotesk", "verleumderisch" und "widerlich" seien die Vorwürfe, erklärt Bernard Kouchner in der neuesten Ausgabe des Nouvel Observateur. Frankreichs Außenminister bestreitet, dass ihn seine Beratertätigkeit für afrikanische Diktatoren in Interessenkonflikte gestürzt habe. Er erklärt, dass er für die Arbeit, die vor seinem Eintritt in die Regierung abgeschlossen war, "weniger als 6.000 Euro im Monat" erhalten habe.

Anlass für Kouchners Selbstverteidigung ist ein Buch, das am Mittwoch in Paris erschienen ist. Unter dem Titel: "Le Monde selon K." - die Welt laut K - zeichnet der Journalist Pierre Péan ein polemisches Bild des Außenministers. Er beschreibt dessen Tätigkeit für zwei Präsidenten im Zentrum der französischen Einflusszone in Afrika: Omar Bongo in Gabun und Denis Sassou Nguesso im Kongo. Beide wollten Krankenversicherungssysteme aufbauen. Kouchner beriet sie mit seiner Gesellschaft BK Consultants, die von zwei anderen Gesellschaften beauftragt worden war: Africa Steps und Imeda. Beide wurden von Kouchners Vertrauten geleitet, einen hat er zum Botschafter in Monaco befördert.

Kouchners Interessenkonflikt hat laut Péan nicht erst mit seinem Amtswechsel begonnen: Schon während Kouchner die afrikanischen Staatschefs beriet, war er Vorsitzender von "Esther" - einem mit öffentlichen Mitteln ausgestatteten Netzwerk, das auch Medizinsubventionen in afrikanische Länder verteilte.

Nach dem Wechsel ins Außenministerium ging der Interessenkonflikt weiter. Da soll Kouchner Gabuns Staatschef Bongo bei dessen Besuch im Mai 2007 in Paris aufgefordert haben, die ausstehenden Rechnungen zu bezahlen. Im selben Jahr schickte auch der neue Botschafter in Monaco eine Mahnung an die afrikanischen Kunden.

Bernard Kouchner ist einer der beliebtesten französischen Politiker. Seit fast vier Jahrzehnten ist er fester Bestandteil der Politbühne, mal als Menschenrechtler, mal als Minister. Früher war der Sozialdemokrat für linke Regierungen tätig. Im Jahr 2007 ließ er sich für die rechte Regierung abwerben. Ehemalige Weggefährten von Kouchner kritisieren ihn auch, weil er 2003 - mit einem Bericht seiner zweiten Gesellschaft BK Conseil - den französischen Mineralölkonzern Total vom Verdacht der Kollaboration mit dem Regime in Birma reingewaschen hat.

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