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Sisters’-March in Hamburg„Wir wollen nicht reaktiv bleiben“

Kaja Otto von der Sisters’-March-Initiative in Hamburg fordert eine Welt, in der alle gleichberechtigt zusammenleben

Unfreiwilliger Aufruf zur Frauendemo: Trump als Katalisator. Foto: Jim Lo Scalzo/dpa
Friederike Gräff
Interview von Friederike Gräff

taz: Wie viel hat der Hamburger Sisters’ March Donald Trump zu verdanken, Frau Otto?

Kaja Otto: Das ist schwierig zu sagen. Ich kann mir vorstellen, dass es Frauen gibt, für die der Sisters’ March eine Möglichkeit ist, sich mit Donald Trump auseinanderzusetzen, aber der Fokus liegt mit Sicherheit nicht bei ihm, sondern bei den Themen Solidarität und Gerechtigkeit.

Mit Trumps Amtsantritt scheint vielen, dass Ächtung von Sexismus und Minderheitenrechte alles andere als sicher sind – und dass man diese Errungenschaften verteidigen muss.

So gesehen ist Trump ein Katalysator für ein Thema, das schon länger schwelt. Er zeigt, dass das, was wir für selbstverständlich halten, es leider nicht ist. Für uns in Deutschland ist das Anliegen, proaktiv zu sein. Das heißt, wir wollen nicht nur reagieren, sondern jetzt sichtbar werden und für, statt gegen etwas auf die Straße gehen – auch im Hinblick auf die Bundestagswahl.

Welche Rolle spielt die?

Ich denke, dass es ein wunderbares Momentum ist, Menschen zu aktivieren. Nach der Wahl in den USA ist bei einigen, mit denen ich gesprochen habe, der Gedanke aufgekommen: Nächstes Jahr sind Wahlen in Deutschland, gibt es etwas, das ich bewegen kann, um Menschen wieder zu beteiligen?

Wofür soll der Marsch stehen?

Für Solidarität, Gerechtigkeit, demokratische Grundwerte, eine Welt ohne Sexismus und Rassismus. Wir fragen: Wie können wir das schaffen – und wollen nicht nur reaktiv bleiben.

Im Interview: Kaja Otto

37, ist Coach für Frauen in Hamburg und Mitinitiatorin des Sisters’ March in Hamburg.

Haben Sie bei der Vorbereitung solch eine Aufbruchstimmung gespürt?

Wir nehmen ganz klar wahr, dass gerade viel Bewegung entsteht. Wir bekommen jetzt sogar Anfragen von Menschen aus anderen Städten. Wobei man dazu sagen muss: Das Wir, von dem ich spreche, existiert erst seit sechs Wochen. Wir haben uns einfach mal an einen Tisch gesetzt, auch aus Ecken, die sich untereinander nicht alle kannten, und gefragt: Was können wir gemeinsam machen? Daraus ist die Idee des Sisters’ March entstanden, in den etwa 35 Menschen eingebunden sind.

Schließen sich da jetzt alte Gräben in der Frauenbewegung?

Für uns ist das Motto Brückenbau statt Grabenkämpfe. Wir starten jetzt und laden alle Gruppen ein, sich der Bewegung anzuschließen. Es geht vom Onlinemagazin trust the girls, den digital media women, „Frauen bewegen“ bis hin zu Tatort Kurdistan, der Alsterloge und #ausnahmslos. Es ist wirklich eine bunte Mischung – die sicherlich noch bunter werden darf, das ist uns klar. Wir sind noch nicht so intersektional wie wir sein könnten.

Wer fehlt?

Wir sind doch eher homogen: weiße Frauen, denen es gesundheitlich gut geht, ein Großteil davon Cis-Frauen.

Gibt es thematisch noch weiße Flecken?

Da sind wir relativ breit aufgestellt: Wir haben berufliche Themen, wir haben feministische Themen als solche, das Thema intersektionalen Feminismus, wir haben Frauen in digitalen Medien dabei – es darf auch noch vielfältiger werden.

Beim Women’ s March in Washington lag ein Schwerpunkt auf der Ökonomie mit dem Aufruf, zu streiken und einen Tag nicht einzukaufen. Wird das in Hamburg eine Rolle spielen?

Wie gesagt, wir suchen noch nach dem gemeinsamen Nenner. Das berufliche Thema ist für uns wichtig, das Motto gleicher Lohn für gleiche Arbeit, der Kampf gegen die berühmte gläserne Decke, unter der Frauen hängenbleiben. Am Ende lassen sich die verschiedenen Themen auch immer wieder verweben.

Soll der Sisters’ March nur der Auftakt zu mehr sein?

Wir haben Ideen, wir wünschen uns, dass wir mehr werden. Aber erst einmal steht der March an.

Hat Hamburg da eine Vorreiterrolle?

Ich glaube, wir hatten Glück mit diesem Treffen im Januar, in dem die Dynamik aufkam, gemeinsam etwas zu tun. Im Februar gab es ein Arbeitstreffen – dass dann alles so schnell ging, hat uns selbst überrascht. Deswegen wissen wir selbst auch noch nicht so genau, wie sich die Dinge nach der ersten Welle weiterentwickeln werden.

Sisters’ March: 8. 3. 2017, 17.30 bis 19 Uhr, Hamburger Rathausmarkt

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