Simone Schmollack über die Flexi-Quote: Von Zwang keine Spur
Was macht ein Metallunternehmen bloß, in dem traditionell mehr Männer arbeiten als Frauen, das aber jetzt sagen soll, wie es zu mehr Frauen an der Firmenspitze kommen will? Am besten gar nichts.
Genauso halten es viele der rund 3.500 Unternehmen, für die ab jetzt die sogenannte Flexi-Quote gilt. Dabei sind die Firmen verpflichtet dafür zu sorgen, dass es bei ihnen mehr Frauen on the Top gibt. So verlangt es das Gesetz. Aber es legt für diese entweder börsennotierten oder mitbestimmungspflichtigen Unternehmen eben keine starre Quote fest. Sondern verlangt nur, dass die Unternehmen selbst entscheiden dürfen, wie viele Frauen sie in den Chefsesseln haben wollen. Diese selbstgewählte „Zielquote“ müssen die Unternehmen allerdings einhalten.
Das ist weit entfernt von einem Zwang. Und das ist – im Gegensatz zu anderslautenden Bedenken – keine unlösbare Angelegenheit. Selbst nicht für Unternehmen, die vermehrt Zulauf von Männern haben. Das ist eine „strategische Aufgabe“, wie es die Berliner Wasserbetriebe (BWB) bezeichnen. Ein Unternehmen, in dem drei Viertel aller Beschäftigen männlich sind. Aber 40 Prozent der Abteilungs- und BereichsleiterInnen weiblich. Aufsichtsrat und Vorstand sind ebenfalls quotiert.
Wie hat das Unternehmen das geschafft? Es hat unter anderem viel Energie in seine Nachwuchsförderung gesteckt. Früher bildete die Firma stark im kaufmännischen Bereich aus, jetzt vor allem in technischen Berufen. Und die ziehen Mädchen ebenso an wie Jungen. Personalverantwortliche achten bei Einstellungen auf Geschlechtergerechtigkeit: Das Schlagwort „Bewerbungen von Frauen sind besonders erwünscht“ ist keine Worthülse.
Trotzdem wollen die Wasserbetriebe kein „Quotenbetrieb“ sein. Die erklärte Unternehmensphilosophie: Die Besten kriegen den Job. „‚Im Rock‘ zieht bei uns nicht“, wie es salopp im BWB-Jargon heißt. Die Quote muss man eben wollen.
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