Simbabwes Präsident: Mugabe will nicht loslassen
Der 92-jährige Präsident stimmt seine Partei auf die erneute Kandidatur 2018 ein. Mit dabei: eine Verschwörungstheorie.
Mugabe will unbedingt für eine weitere Amtszeit kandidieren, obwohl er bei den nächsten Wahlen schon 94 sein wird. „Ich werde nicht gehen“, sagte er am vergangenen Wochenende. Als Grund, warum er bleiben müsse, nannte er eine angebliche Verschwörung der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien und der USA, Simbabwe zu rekolonisieren.
„Wir stehen in einer kritischen Zeit, in der Amerikaner und Briten Regimewechsel orchestrieren“, sagte Mugabe in einer in der lokalen Shona-Sprache gehaltenen Rede vor Veteranen des Befreiungskrieges der 1970er Jahre. „Wenn ich in den Ruhestand gehe soll, bitte, lasst mich ordentlich in den Ruhestand gehen, ohne Regimewechsel. […] Wenn ich das Land ruiniert habe, bitte, sagt es mir, dann gehe ich. Ich weiß, dass einige von euch sich für meine Nachfolge bereithalten und mir den Tod wünschen, aber warum sollte ich sterben?“
Vertreter der Kriegsveteranen hingegen erklärten, sie würden Mugabes erneute Präsidentschaftskandidatur nicht unterstützen. Als Grund nannten sie Unfähigkeit und Korruption. Rund die Hälfte der ländlichen Bevölkerung des Landes, etwa fünf Millionen Menschen, leiden derzeit an Nahrungsmittelknappheit.
Im Wahlkreis Chimanimani, wo am Samstag nach dem Übertritt des Zanu/PF-Abgeordneten Munacho Mutezo zur Opposition eine Nachwahl zum Parlament stattfindet, werden nach Angaben von Menschenrechtlern nur Mitglieder der Regierungspartei, die einen Wahlregisternachweis vorlegen können, mit Nahrungsmittelhilfe bedacht. Regimetreue Dorfchefs erklären, dass nur Mugabe-Unterstützer wählen gehen sollen.
Eine Entscheidung über Mugabes Kandidatur wird vom Zanu/PF-Parteitag nächsten Monat erwartet. Der Parteitag wird rund vier Millionen US-Dollar kosten, die Simbabwes Bürger aufbringen sollen. Wer in den Dörfern nicht der Aufforderung der Autoritäten nachkommt, umgerechnet 50 Cent für die Parteikasse zu spenden, wird von Nahrungsmittelhilfe ausgeschlossen, sagen Menschenrechtsgruppen.
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