Sexuelle Übergriffe von Plácido Domingo: Vorwürfe „glaubwürdig“
Die Oper von Los Angeles hat die Vorwürfe sexueller Übergriffe durch den Starsänger geprüft. Die Schilderungen der Betroffenen seien „glaubwürdig“.
Einige Frauen hätten berichtet, sie hätten sich nicht unwohl gefühlt, andere dagegen hätten beschrieben, ein „beträchtliches Trauma“ erlitten zu haben, hieß es weiter. „Einige Individuen gaben an, dass sie sich wegen Herrn Domingos Wichtigkeit und seines Rangs entmutigt gefühlt hätten, über den Missbrauch zu berichten.“ In der sechs Monate dauernden Untersuchung einer Anwaltskanzlei waren den Angaben zufolge 44 Personen, darunter auch Domingo selbst, befragt worden. Darüber hinaus sammelte das Ermittlungsteam etwa 500.000 Dokumente und prüfte mehrere tausend davon im Zusammenhang mit den Anschuldigungen eingehend.
Die US-Nachrichtenagentur Associated Press hatte im August Vorwürfe der sexuellen Übergriffe gegen den gefeierten Opernsänger publik gemacht. Rund 20 Frauen werfen dem 79-Jährigen vor, ihnen Küsse aufgezwungen, sie begrapscht oder ohne ihr Einverständnis gestreichelt zu haben. In dem jetzigen Untersuchungsbericht aus Los Angeles heißt es, einige der Frauen hätten ausgesagt, deshalb so lange über die mutmaßlichen Übergriffe geschwiegen zu haben, weil Domingo einen solch großen „Einfluss“ gehabt habe.
Domingo habe in dem Gespräch alle Anschuldigungen zurückgewiesen und behauptet, alle Interaktionen seien einvernehmlich erfolgt, hieß es in der Veröffentlichung. Seine Aussagen hätten aber nicht aufrichtig gewirkt.
Halbherzige Entschuldigung
Der spanisch-mexikanische Sänger hatte sich Ende Februar bei den Frauen entschuldigt, die ihm im Zuge der MeToo-Bewegung Übergriffe vorgeworfen hatten. Er übernehme die volle Verantwortung für sein Handeln. Eine Untersuchung des US-Verbands der Musikkünstler (AGMA) hatte zuvor die Vorwürfe zahlreicher Sängerinnen bestätigt. In einer kurz nach seiner Entschuldigung nachgereichten Erklärung betonte Domingo aber, sich „nie aggressiv gegenüber irgendjemandem verhalten“ oder etwas getan zu haben, um „die Karriere von irgendjemandem zu behindern“.
Am Dienstag hatte die Deutsche Oper Berlin die geplanten Auftritte des 79-jährigen Starsängers abgesagt. Nach Domingos persönlicher Entschuldigung wegen sexueller Übergriffe habe das Haus sich zur Absage entschieden, hieß es. Mehrere andere Opernhäuser hatten Domingo bereits davor wegen der Vorwürfe aus dem Programm genommen. Konzerte des Spaniers in Philadelphia, San Francisco und Dallas wurden gestrichen. Außerdem sah er sich gezwungen, alle seine Auftritte an der New Yorker Met abzusagen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen