Sexualisierte Gewalt gegen Kinder: Fehlerkette im Fall Lügde
Der Zwischenbericht zeigt Kommunikationsprobleme bei Jugendämtern und Polizei auf. Die Gewalt hätte schon Jahre früher gestoppt werden können.
Nach Auffassung von Börschel gab es beispielsweise einen falsch verstanden Datenschutz: „Der Kinderschutz rückte nach hinten. Das ist ein Fehler“, sagte der Vorsitzende am Freitag nach Übergabe des Berichts und nannte ein Beispiel. „Viele Erkenntnisse lagen an verschiedenen Stellen zu einem Opfer vor. Wenn sich alle Beteiligten einmal zusammengesessen hätten, wäre das Leiden sofort beendet gewesen. Aber die Mitarbeiter in den Jugendämtern dachten, sie dürften nicht miteinander reden. Das ist schlecht für Kinderschutz – und das unter dem Deckmantel eines korrekt angewandten Datenschutzes.“
CDU und FDP betonten in einer Stellungnahme, dass der Untersuchungsausschuss erhebliche Mängel bei den Jugendämtern aufgedeckt habe. Der Missbrauch hätte bereits zweieinhalb Jahre vor der Inhaftierung des Haupttäters 2016 beendet werden können.
Laut den Handlungsempfehlungen, die jetzt abschließend von den Ausschussmitgliedern verabschiedet werden müssen, fehlt es an einer grundlegenden Schulung der Mitarbeiter in den Jugendämtern, um Hinweise auf sexuellen Missbrauch zu erkennen. Bei der Polizei müsse zumindest politisch überlegt werden, ob die Landräte in den Landkreisen in NRW auch gleichzeitig Chefs der Polizei sein sollten.
In Lügde im Kreis Lippe waren über Jahre auf einem Campingplatz zahlreichen Kinder Opfer von sexueller Gewalt geworden. Das Landgericht Detmold verurteilte mehrere Täter. Der Untersuchungssausschuss zum Kindesmissbrauch hat die Aufgabe, mögliches Behördenversagen in den zuständigen Jugendämtern in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen und bei den Ermittlungen der Polizei zu untersuchen. Hinweise auf sexuellen Missbrauch hatte es seit mehreren Jahren gegeben. In der Anfangsphase der Ermittlungen der Polizei war es zu schweren Pannen mit verschwundenen Beweismitteln und verzögerten Festnahmen gekommen.
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