Sexualisierte Gewalt bei Pfadfindern: Verband will Fälle aufarbeiten
Es sei mehrfach nicht gelungen, Täter sexualisierter Gewalt aus dem PfadfinderInnen-Bund zu entfernen, räumt dieser ein. Ein Institut soll helfen.
Es sei in der Vergangenheit in mindestens fünf Fällen nicht gelungen, Täter aus dem Verband zu entfernen, sagte Venus. Man habe Betroffenen kein Gehör geschenkt, abgewiegelt und versucht, die Taten unsichtbar zu machen.
In mehreren bekannten Fällen sexualisierter Gewalt fehlten im Bundesarchiv des Verbandes die entsprechenden Akten. Der BdP sei zur Aufarbeitung auf die Mithilfe von Zeitzeuginnen und –zeugen sowie Betroffenen angewiesen, sagte Venus. Der Verband kann bisher keine Angaben machen über die Zahl der Missbrauchsfälle.
Unabhängige Aufarbeitung
Der BdP hat das Münchner Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) mit der unabhängigen Aufarbeitung beauftragt. Untersucht werden soll der Zeitraum von der Gründung des BdP im Jahr 1976 bis zum Jahr 2006. Im Zentrum sollen laut IPP die Berichte von Betroffenen stehen.
Ihnen werde Anonymität und Verschwiegenheit zugesichert, erklärte IPP-Studienleiter Peter Caspari. Das IPP erstellt seit zehn Jahren Aufarbeitungsstudien, darunter zu den Missbrauchsfällen an der hessischen Odenwaldschule, im bayerischen Kloster Ettal und in der evangelischen Kirche und Diakonie.
Der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder ist interkonfessionell und erreicht nach eigenen Angaben rund 30.000 Kinder und Jugendliche. Er ist einer der großen Pfadfinderverbände in Deutschland. Seit 2006 verfügt der Verband nach eigenen Angaben über ein flächendeckendes Präventions- und Schutzkonzept sowie Kontaktpersonen und klare Regeln zum Umgang mit Missbrauchsfällen.
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