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Serienkolumne Die CouchreporterI am Sherlocked!

Zu Neujahr lief der erste Teil der neuen Sherlock-Staffel an. Das verursacht viel positiven Stress. Ein spoilerfreier Fantext.

Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch, r.) und Dr. John Watson (Martin Freeman) Foto: dpa

M ir wurde neulich von einem Sherlock-Fan erzählt, der immer anfange zu weinen, wenn die Vorspannmusik ertönt, aus freudiger Erregung und Eu-Stress.

(Ich kann das zu 100% nachvollziehen, mir ging es während meiner gesamten Kindheit, also bis in meine 30er hinein, mit dem Vorspann zur Farbversion von „Mit Schirm, Charme und Melone“ genauso. Auch jetzt noch bekomme ich stante pede gute Laune und feuchte Augen, wenn die Bongos beginnen.)

Jedenfalls: Das Schönste am 1. Januar war natürlich der erste Teil der neuen Sherlock-Staffel, der eigentlich ab 0.01 Uhr verfügbar sein sollte, auf den man aber erst ab 1.25 Uhr zugreifen konnte, was die Vorfreude quälend verlängerte. Aber dann! Mit letzter Kraft!

Hach, ich würde so gern spoilern, aber das tue ich natürlich nicht, sondern halte mich vorschriftsmäßig an Nebensächlichkeiten auf, die bereits jeder mitbekommen konnte:

Watson hat eine neue Frisur, einen zurückhaltenden Flow-and-Comb, sieht ok aus, allerdings hat mir der klassische Mod-Cut vorher besser gefallen.

Politikerbüsten

Wie ich zu Mary stehen soll, ist mir immer noch nicht ganz klar – sie ist eigentlich prima, aber irgendetwas fehlt – Humor? Eine typische Charakteristik? Sie hat so wenig Eindeutiges – liegt das am Aussehen der Schauspielerin, oder an der Figur an sich?

Doyle-Fans wissen natürlich längst, worauf „The Six Thatchers“, der Titel der neuen Episode, sich bezieht: auf die Geschichte „The Six Napoleons“, in der es ebenfalls um sechs Politikerbüsten geht, die zertrümmert werden, zut alors, und schon wieder darf man nicht mehr verraten! Das ist eine Herausforderung!

Falls allerdings noch jemand von der letzten, dritten Staffel enttäuscht war, weil nur die dritte der drei Episoden ein richtiger, vollgepackter, opulenter, auf’s Verwirendste verwobener, tatsächlich mit Gefahr spielender Fall war…

(sowohl das große Wiedersehen zwischen Sherlock und Watson als auch die ausgespielte Hochzeit waren mir viel zu gefühlig – wenn ich Befindlichkeiten und emotionale Helden sehen möchte, dann schaue ich schlaue US-Serien über Familienprobleme oder Coming Outs oder Krankheiten; bei Sherlock reicht mir ein minimales emotionales Schrittchen pro Staffel),

…dann kann er/sie sich jetzt extrem freuen: Der neuen Episode kann man absolut nicht vorwerfen, dass nicht genug passiert. Es kann einem fast schwindelig werden, so viele Stränge haben Steven Moffat und Mark Gatiss zusammengeklöppelt, herrlich.

Farbpigmente

Und apropos Gatiss, der bekanntlich Mycroft Holmes spielt, noch eine kleine, unwichtige, ausschließlich für Fans goutierbare Nebensächlichkeit: Ich weiß es zu schätzen, dass Gatiss sich als Holmes für jede Staffel die schreiend roten Haare braun färben muss, damit er Cumberbatch mehr ähnelt.

Denn auf sich lichtende Haare trägt man doch bestimmt besonders ungern chemische Farbpigmente auf, weil man befürchtet, es bekäme den paar Resthaaren nicht gut… aber Gatiss macht gute Miene zum bösen Spiel, und auch sein ausnehmend sympathisch aussehender Ehemann, ein kleiner hübscher britischer Schauspieler namens Ian Hallard, scheint sich nicht daran zu stören.

Wenn ich jetzt noch länger über die Folge schreiben muss, ohne den Inhalt preiszugeben, dann platze ich. Hoffentlich ist meine Sherlock-Freundin schon wach, hat sie schon gesehen, und kann schon darüber reden. Ach ja: Obiges nennt man übrigens Fantext, und nicht etwa Filmkritik. Aber wenn es doch auch beim besten Willen nichts zu kritisieren gibt?!

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