piwik no script img

Seltene Ansprache an die ÖffentlichkeitJapanischer Kaiser erwägt Abdankung

Er hat keine politische Macht, gilt aber als „Staatssymbol“: Der japanische Kaiser Akihito hat den Wunsch signalisiert, abzudanken – aus gesundheitlichen Gründen.

Der 82-jährige Monarch fühle manchmal „verschiedene Einschränkungen“ Foto: dpa

Tokio ap/afp | Der japanische Kaiser Akihito hat in einer seltenen Ansprache an die Öffentlichkeit offenbar den Wunsch signalisiert, abzudanken. In einer zehnminütigen vorab aufgezeichneten Rede, die am Montag im Staatsfernsehen ausgestrahlt wurde, verwies der 82-jährige Monarch auf sein Alter und äußerte Bedenken wegen seiner Fähigkeit, seine Pflichten zu erfüllen.

„Ich bin besorgt, dass es für mich schwierig wird, meine Aufgaben als Symbol des Staates mit voller Kraft zu erfüllen, wie ich das bis jetzt getan habe“, sagte Akihito. Manchmal fühle er „verschiedene Einschränkungen“, etwa durch seine „körperliche Fitness“. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sagte, er nehme die Äußerungen des Kaisers „ernst“ und werde darauf reagieren. „Angesichts der Pflichten des Kaiser sowie seinem Alter und der Last (seiner Funktion) müssen wir schauen, was wir tun können“, sagte der Regierungschef.

Die Regierung könnte die Andeutungen des Tennos als Wunsch interpretieren, ihm durch eine Änderung der Gesetze die Abdankung zu ermöglichen. Der Kaiser hat in Japan keinen Einfluss auf die Politik, sondern gilt laut Nachkriegsverfassung als „Staatssymbol“. Japanische Medien hatten Mitte Juli berichtet, dass Akihito darüber nachdenkt, zugunsten seines ältesten Sohnes Naruhito abzudanken. Der Tenno leidet seit Jahren unter schweren gesundheitlichen Problemen.

Akihito ist als symbolischer Monarch ohne politische Macht darin eingeschränkt, was er sagen darf. Wie erwartet, vermied er in der Videobotschaft den Begriff „Abdankung“, was womöglich gegen diese Einschränkungen verstoßen hätte. Um abdanken zu können, wären erst rechtliche Änderungen nötig.

Es war erst die zweite direkte Ansprache des in der Bevölkerung hoch angesehenen Kaisers an die Nation. Das erste Mal hatte er sich im März 2011 an die Nation gewandt, nachdem ein Tsunami und ein Erdbeben schwere Verwüstungen angerichtet und zur Explosion des Atomkraftwerks in Fukushima geführt hatten.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Die angeschlagene Gesundheit und der Wunsch dieses höchst angesehenen Staatsoberhauptes sich zurückziehen zu dürfen hat viele Bürger Japans sehr traurig gemacht. Er war für sie immer ein würdevoller stiller Repräsentant ihres Landes, ein verlässlicher Haltepunkt, ihr zuverlässiger Fels in den Brandungen ihres Daseins. Damit geht wohl demnächst eine Epoche zu Ende, die für sie im Nachhinein sicherlich und verständlich im Nachhinein dank ihm um einiges mehr an Wohlwollen erfahren wird, als die realen Ereignisse es zulassen würden. Ihm ist ein harmonischer Lebensabend zu wünschen.

  • Dass es Kindesmissbrauch gibt, ist ja mittlerweile ins öffentliche Bewusstsein gerückt (worden). Aber gibt es eigentlich auch einen strafbaren Greisen-Missbrauch?

     

    Vermutlich nicht. Zumindest dann nicht, wenn es "der Staat" ist, der wehrlose Greise missbraucht, und nicht ein perverser Sex-Täter.