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Selbstreparatur von Apple-GerätenNur was für Profis

Apple will Nut­ze­r:in­nen Ersatzteile und Werkzeug verkaufen. Klingt gut. Nur: Dem Technikkonzern dürfte es dabei vor allem ums Kalkül gehen.

Werkzeuge ja, aber lieber nicht selbst reparieren: auseinandergebautes iPad von Apple Foto: Molly Riley/Reuters

Für die Weihnachtsfeiertage wird es nichts mehr mit dem Basteln, aber vielleicht ja an einem dunklen Januarabend: Apple will Anfang kommenden Jahres Werkzeuge und Ersatzteile für seine Geräte bereitstellen, damit Nut­ze­r:in­nen diese selbst reparieren können.

Apple also, ja? Dieses Unternehmen, das eigens spezielle Schrauben einsetzt, damit sie bloß nicht mit einem handelsüblichen Schraubenzieher zu lösen sind. Das Unternehmen, das seine Geräte so umfangreich verschraubt und verklebt wie irgend möglich. Das Unternehmen, dessen aktuelles iPhone 13 Pro auf dem Reparierbarkeits­index von iFixit gerade mal fünf von zehn Punkten erreicht, was heißt, dass es für Nichtprofis schon richtig schwierig ist.

Ja, tatsächlich Apple, aber natürlich nicht freiwillig. Im Gegenteil: Die neue Reparierbarkeitsinitiative ist ein Einlenken, bevor die Hersteller von IT-Geräten endgültig dazu gezwungen werden. Apple dürfte sich erhoffen, so eine strengere gesetzliche Regelung zu verhindern. Die Zeichen stehen auf Reparaturpflicht: US-Präsident Joe Biden hat mit einer Executive Order die Federal Trade Commission aufgefordert, Regeln aufzusetzen, die Hersteller dazu verpflichten sollen, auch freien Werkstätten und Privatpersonen das Reparieren ihrer Geräte zu ermöglichen. Mehrere US-Bundesstaaten fordern ein Recht auf Reparatur. Auch hierzulande will das EU-Parlament Reparaturrechte für Nut­zer:in­nen.

Reparierbarkeits-Washing

So bleibt Apples Ankündigung vor allem Reparierbarkeits-Washing. Denn zur Reparierbarkeit gehört mehr, als ein Set mit Werkzeugen auf den Markt zu werfen. Sie beginnt schon beim Design der Geräte. Das lässt sich auf zwei Arten – natürlich mit allen Abstufungen dazwischen – gestalten: Entweder ist es modular, also in einer Art Bausteinsystem, sodass Einzelteile so zusammengebaut sind, dass beim Öffnen möglichst wenig kaputt zu machen ist. Oder Hersteller überlegen sich, wie sie es Nut­zer:in­nen und Werkstätten möglichst schwer machen. Das wäre Apple-Style.

Dementsprechend will Apple zwar so rüberkommen, als wären seine Geräte bald super reparabel. Aber gleichzeitig will der Konzern Nut­ze­r:in­nen davon abhalten, selbst zum Schraubenzieher zu greifen.

So schreibt Apple in seinem Blogbeitrag: „Self Service Repair ist für technikversierte Nutzer gedacht, die über das Wissen und die Erfahrung verfügen, elektronische Geräte zu reparieren.“ Für die Masse der Nut­ze­r:in­nen seien Werkstätten die richtige Adresse.

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8 Kommentare

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  • Seltsamer Artikel. Ein Smartphone ist ein komplexes Stück Technik. Kann halt nicht von jeden repariert werden. Wichtig ist, dass die Garantie nicht erlischt bei einer Reparatur durch Dritte.

  • Mit Verlaub:



    Für 99% der Benutzer ist eine Fachwerkstatt IMMER die bessere Lösung als Selberfrickeln. Im Worst Case geht nach einer Falschreparatur das Gerät in Flammen auf ;-)

  • Apple also, ja, genau, Apple. Der Konzern, der niemanden verpflichtet, seine hochpreisigen Produkte zu kaufen, genau der, mit den speziellen Schrauben und so. Auf den so viele neidisch sind.



    Dem geht es vor allem um's Kalkül, genauer gesagt, um's betriebswirtschaftliche.

    Übrigens: Für die Masse der Nut­ze­r:in­nen sind Werkstätten für die Reparatur eines Computers genau die richtige Adresse. Oder kann den die Autorin z.B. selbst reparieren?

  • Ich habe mit Reparaturkit einen halben Tag gebraucht, um das Display eines iPhone 4 auszutauschen. Offensichtlich, dass die Geräte nicht für Laienreparatur gemacht sind, dafür halten sie „ewig“.

  • Apple also, ja?

    Im Repaierbarkeitsindex für 2021 auf ifixit bekommt Apple die höchste Bewertung.

    2020 geht die höchste Bewertung gemeinsam an die Google Pixel Reihe und an Apple.

    2019 gewinnt das Fairphone, danach kommt Shift und im Anschluss auch gleich wieder Apple und Google.

    Auch bei Apple und Google ist noch erhebliches Potential die Geräte leichter reparierbar zu machen.

    Im Vergleich zu fast allen anderen Herstellern sind sie aber schon einen großen Schritt weiter (laut der Ifixit Tabelle)

  • "Für die Masse der Nut­ze­r:in­nen seien Werkstätten die richtige Adresse."

    das würde ich auch so unterschreiben. Wenn man schon mal diverse Geräte auseinandergebaut hat und dann denkt das könne jeder andere auch und das dann so weiterempfiehlt, merkt man ganz schnell, das da Probleme auftauchen , die man selbst nicht hatte.... ich finds gut wenn man alles selber repariert und das sollte auch jeder mal versuchen, aber ein Ding für Massen wird das nie. Ist doch gut, wenns immerhin Werkstätten gibt. Apropos modular, Iphone 6s waren so etwas von modular und selbsterklärend konstruiert, wenn Apple die Dinger wieder so baut, das man sie überhaupt wieder reparieren kann, dann ist das ein toller Erfolg. Falls nicht, hilft da auch kein Schrauberset... bei Kleber hilft kein Schraubenzieher...

  • Das ist reine PR, um Recht auf Reparatur zu verhindern, zu verwässern oder wenigstens hinauszuzögern. Der Recht-auf-Reparatur-Aktivist Louis Rossmann nimmt in einem aktuellen Video Apples neuesten PR-Stunt auseinander: www.youtube.com/watch?v=2jCtVDCiY_8

    Er erinnert daran, dass es einen ähnlichen Vorgang vor enigen Jahren bereits gab, der so aussah, dass 3! Ersatzteile verfügbar gemacht wurden, nämlich Display, Akku, and Kamera. So ähnlich ist es auch jetzt.

    Nur gehen eben nicht nur diese 3 Dinge kaputt. Und die Reparaturbetriebe wurden mit umfangreichen Vertragsverpflichtungen daran gehindert, ihre Arbeit zu machen, bspw durften sie die Teile nicht vorrätig halten. Weiterhin darf bspw eine Tastatur (Macbook) nicht einzeln getauscht werden, sondern das ganze Topteil des Laptops muss ersetzt werden, oder statt einem kaputten display-Panel statt dem Panel der gesamte Deckel inkl Rahmen, Elektronik, Scharnieren, allem drum und dran. Ersatzteilpreisunterschied 75 USD statt 700 USD. Auch der lange Zeitraum, in dem das neue Programm angeblich umgesetzt werden soll, deutet nicht daraufhin, dass hier substanziell die kunden- und umweltfeindliche Praxis geändert werden soll.

    Wie in der Politik: Hauptsache, das Image und die Kasse stimmt.

    • @uvw:

      Einfach kein Appleprodukt kaufen, dann werden die Kommentare kürzer, der Geldbeutel voller und zufriedener ist man dann mit seinem Androidphone evtl. auch noch.