Selbstmordanschlag in Nigeria: Sieben Tote und 32 Verletzte
In Damaturu hat sich ein Mädchen an einem Busbahnhof in die Luft gesprengt. Das Vorgehen erinnert an Boko Haram.
KANO afp | Im Nordosten Nigerias hat sich am Samstag ein Mädchen in die Luft gesprengt. Sieben Menschen kamen bei dem Anschlag ums Leben. Mehr als 30 Menschen seien bei dem Selbstmordanschlag an einem Busbahnhof in Damaturu verletzt worden, teilte ein Augenzeuge mit. Unterdessen eroberte die Dschihadistenmiliz Boko Haram die strategisch bedeutsame Stadt Marte. Sie sei „vollständig an die Aufständischen gefallen“, sagte der Vizegouverneur des Bundesstaats Borno, Mustapha Zannah.
Ein Händler am Busbahnhof sagte, das „etwa zwölfjährige“ Mädchen habe den Sprengsatz unter seinem Schleier versteckt gehalten. Das Mädchen soll sich in die Luft gesprengt haben, als es die Wachen im Eingangsbereich des Busbahnhofes bemerkte. Wegen mehrerer Anschläge in der Vergangenheit werden Reisende dort vor Eintritt kontrolliert.
Sechs Menschen wurden bei dem Anschlag sofort getötet, ein weiterer verstarb wenig später im Krankenhaus, wie Verantwortliche dort mitteilten. Boko Haram bekannte sich bislang nicht zu dem Attentat, allerdings hatten sich die Islamisten schon häufiger junger Mädchen bedient, um Selbstmordanschläge zu verüben. Erst im Februar tötete eine Frau am selben Busbahnhof sieben Menschen und verletzte 32 weitere. Zannah zufolge lege ein Bericht nahe, dass in Reaktion auf die Armeeoffensive gegen Boko Haram zuletzt vermehrt Selbstmordattentäter angeworben worden seien.
Die Rückeroberung der Stadt Marte nannte Zannah einen „schweren Rückschlag“ im Kampf gegen die Islamisten, die seit Jahren mit Gewalt die Errichtung eines islamischen Staates im mehrheitlich muslimischen Norden des Landes durchsetzen wollen. Seit 2013 wechselte die Kontrolle über die an wichtigen Handelswegen zwischen Nigeria und mehreren Nachbarstaaten gelegene Stadt mehrfach zwischen den Dschihadisten und Regierungstruppen.
Einer Allianz der Armeen aus Nigeria, Tschad, Niger und Kamerun gelangen seit Februar mehrere Siege gegen Boko Haram. Zuletzt starteten die Islamisten, die vor kurzem den Extremisten des Islamischen Staats (IS) ihre Gefolgschaft erklärt hatten, jedoch wieder mehrere Offensiven. So kam es neben dem Fall von Marte erstmals seit längerem wieder zu einem Angriff auf Maiduguri, der größten Stadt Bornos. Die Armee konnte Maiduguri zwar halten, in nahegelegenen Dörfern töteten die Islamisten jedoch bei Angriffen in den vergangenen Tagen 55 Menschen.
Boko Haram tötete seit 2009 bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen nach UN-Angaben mehr als 15.000 Menschen. Weitere 1,5 Millionen Menschen wurden infolge des Konflikts zwischen den Dschihadisten und der Armee obdachlos.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!