Sektkonsum in Deutschland gesunken: Schaumwein wird zum Auslaufprodukt
Sekt, Champagner und Prosecco kommen hierzulande deutlich seltener ins Glas als noch vor Jahrzehnten. Das zeigt die Zahl der Schaumweinsteuereinnahmen.
Die Menschen in Deutschland stoßen gern mit Sekt an. So zumindest ist die Standardvorstellung von Feiern an Geburtstagen, Weihnachten oder Silvester. Die trockenen Zahlen aber sagen etwas anderes. Denn der Konsum von Sekt, Prosecco oder Champagner ist im Jahr 2024 gesunken. Das berichtet das Statistische Bundesamt am Dienstag.
Demnach hat die über 16-jährige Durchschnittsbürger:in im vergangenen Jahr zwar immer noch 36 Gläser Schaumwein gesüppelt. Aber zehn Jahre zuvor waren es noch 46, also 10 Gläser mehr.
Schaut man noch tiefer in die Tabellen der Statistiker, wird noch deutlicher, dass der Sekt nicht mehr perlt. Anfang der 1990er Jahre wurden über 440 Millionen Liter Schaumwein weggebechert. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 255 Millionen – ein Rückgang um mehr als 40 Prozent.
Grundlage für die Analysen der Bundesstatistiker:innen sind nicht die Verkaufszahlen bei den üblichen Drogenhändlern, sondern nüchterne Zahlen aus der Steuerstatistik. Denn auf Sekt, Prosecco und Champagner wird die Schaumweinsteuer erhoben. Da die nur für alkoholhaltige Getränke veranlagt wird, lässt sich aus der Statistik nicht herleiten, ob die Menschen nur auf alkoholfreien Sekt oder auf ganz andere Getränke umgestiegen sind.
Die Schaumweinsteuer war übrigens 1902 zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt worden. In der Linkspartei gab es daher vor vier Jahren mal die Idee, dieses nicht mehr zeitgemäße „Symbol des Militarismus“ abzuschaffen. Der Antrag der Linksjugend fand auf einem Parteitag auch eine Mehrheit. Da die Linke aber nicht regierte, gibt es weiterhin die Steuer. Und die daraus abgeleiteten Zahlen.
Im Jahr 2024 nahm der Bund laut Statistischem Bundesamt rund 352 Millionen Euro aus der Schaumweinsteuer ein. Bei den Gesamteinnahmen liegt sie damit aber nur im Promillebereich. Damit hatte sie lediglich einen Anteil von 0,04 Prozent an den Steuereinnahmen des Bundes, der Länder und Gemeinden. Im Vergleich dazu floss zuletzt aus der Biersteuer, die eine Landessteuer ist, mit 558 Millionen Euro etwas mehr Geld an den Staat.
Trotz des deutlichen Rückgangs sind die Trinker:innen in Deutschland alles andere als trocken. Im Schnitt konsumieren sie immer noch fast 5 Flaschen pro Jahr.
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