Seilbahn-Begehren: Gondeln in Bürgerhand
Sie fährt noch nicht, die Seilbahn für Musicalbesucher, die der Veranstalter Stage Entertainment und Hamburgs Touristiker sich so wünschen. Aber der Erfolg beim Unterschriftensammeln lässt sie näher rücken.

In 80 Metern Höhe von St. Pauli auf die andere Elbseite: Tourismusvermarkters Traumfahrt. Bild: Stage Entertainment / dpa
HAMBURG taz | Einen wichtigen Etappensieg habe man erzielt: Mit diesem Zungenschlag verkündete die Initiative für den Bau einer Seilbahn über die Elbe nicht ohne Stolz, bereits jetzt 12.000 Unterschriften für ihr Bürgerbegehren gesammelt zu haben – mehr als doppelt so viele, wie benötigt. Demonstrativ unbeeindruckt zeigt sich davon Falko Droßmann, SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Mitte: Droßmann und die Seinen lehnen das Projekt nach wie vor ab.
In 80 Metern Höhe sollen die Gondeln vom U-Bahnhof St. Pauli am Bismarck-Denkmal vorbei auf die andere Elbseite der Elbe zum Musical-Theater „König der Löwen“ schweben. Angeschoben haben das erste Bürgerbegehren im Bezirk der Vorsitzende des Tourismusverbandes, Thomas Magold, Joachim Stratenschulte von der Stiftung „Rickmer Rickmers“ sowie Herlind Gundelach (CDU), Vorsitzende des Bürgervereins Wilhelmsburg und ehemals Stadtentwicklungssenatorin.
Weshalb Droßmann von einem rein „kommerziellen Projekt“ spricht: Es gehe nicht um einen Mehrwert für den Stadtteil, sondern um einen für das Musical-Unternehmen Stage Entertainment. Der ursprüngliche Plan, mit der Seilbahn auch eine alternative Verkehrsanbindung für Wilhelmsburg zu schaffen, habe sich als Luftnummer herausgestellt, kritisierte der SPD-Mann.
Bereits im Juni 2013 hatte sich die Bezirksversammlung gegen das Seilbahn-Projekt ausgesprochen: Es diene allein kommerziellen Interessen, verschandele Stadtbild und Elbpark. Die Betreiber, ein Konsortium von Musical-Unternehmen und Seilbahnbauer Doppelmayr, werben dagegen im Internet mit einer für Hamburg „einzigartigen touristischen Attraktion, die die Schönheit der Stadt aus der Luft perfekt in Szene setzt“. Die Stützen „wirken dank ihrer baulichen Gestaltung äußerst leicht und elegant“. Außerdem werde das rund 50 Millionen Euro teure Projekt allein mit privatem Geld finanziert.
Bis zum 23. März kann die Initiative noch weitere Unterschriften sammeln. Anschließend muss die Bezirksversammlung entscheiden, ob sie dem Bürgerbegehren zustimmt. Weil die SPD das Projekt ablehnt und im Bezirk die absolute Mehrheit hat, dürfte es dann einen Bürgerentscheid geben. Dann entscheiden alle auf bezirklicher Ebene wahlberechtigten Bürger, ob die Seilbahn gebaut wird.
Kein gutes Omen war, was es mit der so stolz vermeldeten 12.000. Unterschrift auf sich hatte: Sie kam – dem Hamburger Abendblatt zufolge – von einem Seilbahn-Befürworter aus Bahrenfeld. „Der Mann kommt aus Altona und ist gar nicht abstimmungsberechtigt“, sagt nun Droßmann. Das Bezirksamt müsse noch prüfen, wie viele Stimmen tatsächlich gültig sind.
Leser*innenkommentare
Ottensen63
Gast
Jetzt wird mir klar, warum der Bezirk den "Fliegenden Bauten" endgültig (Pacht wurde mehrmals verlängert) gekündigt hat. Auf dem Gelände soll wohl der Gondelbahnhof entstehen.
Gast
Gast
Dann lieber die Living Bridge
St. Paulianerin
Gast
Das ist der größte Schwachsinn überhaupt. Hamburg braucht zum einen keine Seilbahn, zum anderen ist der Stadtteil St. Pauli mit den vielen Touristen und Veranstaltungen ohnehin schon überlastet. Und nur damit die Stage ihre Musical-Besucher busseweise über die Elbe karren kann, brauchen wir keine Seilbahn. Dann doch lieber der Hansestadt angemessene Transportmittel wie bspw. Fähren.
Der Pfeiler im Elbpark ist übrigens nicht 80, sondern 91m hoch und somit auf der Höhe des Atlantik-Hauses (s. Website
http://www.hamburger-seilbahn.de/teilstrecke-nord/5/technische-informationen). Auf der Website ist auch schön visualisiert, wie filigran die Pfeiler sind (Achtung, Ironie).
Theresa Jakob
Keine Seilbahn über unsere(n)Köpfe(n)
https://www.facebook.com/pages/Keine-Seilbahn/226633890834842
Das die Prof(it)Sammler der Beführworter einer Seilbahn für die Stage Musicals genügend Stimmen sammeln stand nie ausser Frage - wenn bezahlte Stimmensammler sich angeben "im Auftrag des Bezirkes" zu sammeln und Unterzeichner Freikarten für Seilbahnfarten bekommen (leider legal)dann darf durchaus von einem möglichen Missbrauch des Bürgerbegehrengedankens durch Konzernbegehren gesprochen werden.
Wir sind als Gegner einer Seilbahn über unseren Köpfen im Gegensatz zu den "Berufsbetrofenen" der Pro-Inni von den massiven Folgen für die Menschen in Neustadt/St.Pauli tatsächlich betroffene Menschen
Der Versuch mit der Stimmensammlung in Hamburg Mitte - Billstedt u Wilhelmsburg z b den Eindruck zu erzeugen es gäöbe von den tatsächlich Betroffenen keine oder unrealistische Einwände ist durchsitig und zum Schgeitern verurteilt
zumal nach dem Begehren - die Bezirksversammlung nochmals Entscheiden muss und dann der Bürgerentscheid als nächster Schritt kommt und dann das Planfeststellungsverfahren der Pro-Seilbahn....
Theresa Jakob
mike
Gast
Überflüssig, wie ein Kropf oder Ole´s Mausoleum. Der Bürger geht der Hamburger Politik am Arsch vorbei, das einzige was zählt und zahlt sind die jährlich steigenden Touristen Zahlen.
Anton Lorit
Gast
Wer hat sich denn bloß bei dem Foto ausgetobt? Man spricht von 80m Pfeilerhöhe und wirbt dann mit möglichen Panoramen, die eher aus der Höhe den Fernsehtums stammen können? Naja. Unser aller Leibling, die Elbphilharmonie wird 110m hoch sein. Und die Stützen sehen eher wie aus Krieg der Welten aus. http://www.hamburger-seilbahn.de/visualisierung. Fehlt eigentlich nur noch ne Kunstschnee Abfahrt zu den Landungsbrücken runter.
Gast
Gast
Nicht alles was rein kommerziell ist, ist automatisch schlecht.
So eine Seilbahnfahrt über die Elbe würde wahrscheinlich fast jeder Hamburger machen. Und hässlich finde ich eine Seilbahn auch nicht - da ist die Hafencity schlimmer.
Wenn die Seilbahn rein privat finanziert und unterhalten wird ist sie ein Gewinn für Hamburg.
Anwohner
Gast
@Gast Das sehe ich als Anwohner der Neustadt anders - schon jetzt werden wir durch Dom, Michelkonzerte, Marathon, Schlagermove und viele Veranstaltungen mehr regelmäßig dichtgeparkt. Ich bezweifle, dass die Hamburger einen solchen Spaß daran haben werden, mit der Gondel ins Niemansland des Musicaltheaters zu fahren. Was soll man dort? Der Großteil werden wie bisher auswärtige Musicalbesucher sein, die Busseweise angekarrt werden oder ihren PKW in die Anwohnerzone stellen.
Martin Klasner
Gast
Wenn die Stützen der Seilbahn zumindest auf einer Seite der Elbe 80 Meter hoch sind, wie können sie dann gleichzeitig "leicht und elegant" sein?! Bei starkem Wind schwankt man dann einfach mal hin und her, oder was? Ein weiteres typisches Großprojekt, das Hamburg nicht braucht.