Sagrada Família in Barcelona: Neuer, alter höchster Kirchturm der Welt
135 Jahre galt das Ulmer Münster als höchster Kirchturm. Dass das nicht so bleiben wird, war absehbar. Denn an der Sagrada Família wurde weitergebaut.
 
Es geht nur um 1,41 Meter: Mit einer Höhe von insgesamt 162,91 Metern überragt die Sagrada Família im spanischen Barcelona nun das deutsche Ulmer Münster knapp und ist damit der höchste Kirchturm der Welt. Mit dem Aufsetzen eines Kreuzsegments auf dem sogenannten Turm Jesu Christi wurde die berühmte Basilika in Spanien am Donnerstag zum neuen Rekordhalter.
„Mit dem unteren Kreuzarm erreicht der zentrale Turm eine Höhe von 162,91 Metern und überragt damit nun erstmals das Ulmer Münster – den bisher höchsten vollendeten Kirchturm der Welt“, teilte die Sagrada Família mit.
Ulm verliert damit einen prestigeträchtigen Rekord, den das 161,5 Meter hohe Münster seit seiner Fertigstellung im Jahr 1890 hielt. Das gotische Bauwerk, das zur evangelischen Gemeinde gehört, bleibt aber weiterhin die höchste Kirche Deutschlands.
Nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2026 wird die berühmte Basilika mit 172,5 Metern Höhe das Ulmer Münster (161,5 Meter) sogar um mehr als zehn Meter überragen.
Die evangelische Landeskirche reagierte entspannt auf die Nachricht aus Barcelona. „Das war absehbar. Aber wir sehen das sportlich“, sagte Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl der Südwest Presse. Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher (SPD) sagte der Zeitung, „es hat mich ein klein wenig geschmerzt“.
Einweihung in Barcelona im Juni 2026 geplant
Das in Bayern gefertigte Bauteil war bereits im Juli in vier Teilen nach Barcelona geliefert und auf einer Plattform über dem Mittelschiff vorbereitet worden. Die äußere Hülle aus weiß glasierter Keramik und Glas soll Licht reflektieren und extremen Wetterbedingungen standhalten.
Die offizielle Einweihung ist laut leitendem Architekten für den 10. Juni 2026 geplant, dem 100. Todestag des Architekten Antoni Gaudí. Für die Öffentlichkeit wird das fast 100 Tonnen schwere Kreuz aus Stahl und Glas voraussichtlich ab dem Jahr 2027 zugänglich sein. Es wird dann einen atemberaubenden Rundblick über die Mittelmeermetropole erlauben.
Bau durch Spenden und Eintrittsgelder finanziert
Mit der Montage des Kreuzes nähert sich die Basilika dem Ende einer langen Baugeschichte. Fertig ist sie aber dann immer noch nicht. „In etwa zehn Jahren könnte es so weit sein. Wenn alles gutgeht“, hatte der Leiter der Bauabteilung, Xavier Martínez, gesagt. Das wären dann mehr als 150 Jahre Bauzeit.
Sehr lange, aber im Vergleich zu berühmten anderen Großkirchen wie dem Ulmer Münster immer noch recht schnell. Dort war die Grundsteinlegung für die gotische Kirche 1377. Vollendet wurde der eindrucksvolle Bau nach 513 Jahren.
4,9 Millionen Besucher
Mit welcher Bauzeit Gaudí selbst Ende des 19. Jahrhunderts rechnete, ist unbekannt. „Er wusste, dass er die Vollendung nicht erleben würde. Aber er war sich immer ganz sicher, dass die Basilika gebaut werden würde“, hatte Architekt Jordi Faulí im September noch betont. Finanziert wurde der Bau nur durch Spenden und vor allem durch Eintrittsgelder.
2024 wurden 4,9 Millionen Besucher gezählt, die Einnahmen lagen bei insgesamt fast 134 Millionen Euro. Das Ulmer Münster verzeichnet jährlich rund 1 Million Besucher.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
 
 
 
 
 
meistkommentiert