Schwerpunkt zur Fußball-EM : Große Bühne für die Frauen
Den Frauenfußball sichtbarer machen: Die taz schaut ganz genau hin und stellt Fragen über das Turnier hinaus.
taz Info, 23.06.22 | Die Vorbereitungen laufen längst. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zum Beispiel trainiert in Herzogenaurauch für die EM, die vom 6. bis zum 31. Juli in England stattfinden wird.
Auch in der taz sind die Vorbereitungen auf das Turnier längst angelaufen. Der Sommer des Sports gehört in diesem Jahr also wieder einmal dem Fußball. Es hat mit Corona zu tun, dass die Europameisterschaft der Frauen in diesem Juli gelandet ist.
Eigentlich hätte sie im Sommer des vergangenen Jahres stattfinden sollen. Doch in den hat man die Männer-EM verschoben, die 2020 coronabedingt nicht stattfinden konnte. Und weil die Männer-WM in diesem Jahr im Winter stattfindet – die Fifa hat das Turnier ja nach Katar vergeben, wo es in den Sommermonaten nicht auszuhalten ist –, sind die Frauen im Juli 2022 gelandet.
Dem Turnier viel Raum geben
Derartige Terminrochaden, bei denen immer erst darauf geachtet wird, dem Männerfußball gerecht zu werden, sagen viel über den Stellenwert der Frauen in der europäischen Fußballunion Uefa.
Für die taz ist nicht nur das Grund genug, dem Turnier viel Raum zu geben. Mit Alina Schwermer und Johannes Kopp werden zwei Kolleg*innen aus dem Leibesübungenressort aus den Stadien in England berichten. Zu Turnierbeginn am 6. Juli sollen in einem Dossier auf sechs Seiten Fragen gestellt werden.
Schafft es die deutsche Nationalmannschaft den verloren gegangenen Anschluss an die Weltspitze wiederherzustellen? Die Erfolge in der Vergangenheit, in dem die Deutschen achtmal in Serie den kontinentalen Titel gewonnen haben, haben den Blick ein wenig vernebelt auf die sportlichen Probleme im Unterbau des deutschen Fußballs.
Vom belächelten Zaungast zur Favoritin
Wie schneidet das Heimteam aus England ab, dessen Verband die Frauen beinahe ebenso heldinnenhaft inszeniert, wie er das bei den männlichen Weltstars tut? Und wie hat es beispielsweise Spaniens Auswahl geschafft, innerhalb kürzester Zeit vom beinahe schon belächelten Zaungast im Frauenfußball zu einer der Favoritinnen auf den Titel zu werden?
Mehr als Zeitung: Wir begleiten die EM in England täglich mit Hintergründen und Spielberichten auf taz.de: ➡︎ taz Schwerpunkt Fußball-EM der Frauen
Von Spanien aus sind ja in dieser Fußballsaison irrwitzige Bilder um die Welt gegangen. So haben 91.648 Zuschauer das Stadion Camp Nou in Barcelona gefüllt, als dort der VfL Wolfsburg zum Heimspiel im Halbfinale der Champions League angetreten ist.
So etwas hat es im europäischen Vereinsfußball nicht gegeben. Auch aus anderen Fußballgroßstädten Europas wurden immer wieder Rekordzuschauerzahlen vermeldet. Sind das Ausreißer nach oben?
Gibt es einen Boom für den Frauenfußball?
Ein Spiel in der Bundesliga dagegen wollten sich im Schnitt nicht viel mehr als 800 Zuschauerinnen anschauen. Und auch in England, wo die Bilder vom Pokalfinale vor zu gefüllten Tribünen im Wembleystadion vor vieler Augen sind, gibt es Ligaspiele, die kaum jemand sehen möchte.
Gibt es also einen echten Boom? Oder ist der Weg zum Sport für die Massen noch weit? Und ob der Frauenfußball wirklich den Männern nacheifern sollte, auch das wollen wir uns fragen.
Die Männervariante des Sports vermag zwar bisweilen die Herzen der Menschen noch erreichen, etwa wenn eine Mannschaft vom Main einen Europapokal gewinnt, hat sich aber angesichts der Unsummen, die dort auch von üblen Mächten bewegt werden, eher zum gesellschaftlichen Problem entwickelt.
Es geht um Sichtbarkeit
Solchen Fragen gilt es nachzugehen beim Sonderprojekt zu dieser Fußball-EM, für die wir mehrere Extraseiten während des Turniers freiräumen werden und das wir auf taz.de zu einem gut sichtbaren Schwerpunkt machen wollen.
Und genau darum geht es ja auch beim Frauenfußball. Um Sichtbarkeit. Die taz jedenfalls schaut ganz genau hin, wenn das Turnier am 6. Juli um 21 Uhr in Manchester mit dem Spiel England gegen Österreich eröffnet wird.