Schwerer Wirbelsturm in der Karibik: „Maria“ tobt
Hurrikan „Maria“ erreicht am späten Montagabend die Karibik-Insel Dominica. Dabei kämpft die Region noch mit den verheerenden Folgen von Wirbelsturm „Irma“.
Innerhalb von wenigen Stunden wurde „Maria“ von Kategorie zwei schrittweise auf die höchste Kategorie fünf hochgestuft. Damit handele es sich um einen „potentiell katastrophalen“ Wirbelsturm, warnte das NHC in Miami.
Wenig später traf „Maria“ auf Dominica auf Land. Dort wurden Flughäfen und Häfen geschlossen und alle verfügbaren Notunterkünfte in Betrieb genommen. In sozialen Online-Netzwerken berichteten Inselbewohner über umgestürzte Bäume und Strommasten, starken Regen und Überschwemmungen. „Ich weiß nicht, wie viele Menschen starben, wir wurden brutal von Hurrikan „Maria“ getroffen“, sagte Regierungschef Roosevelt Skerrit laut einem Bericht des TV-Senders TeleSur am späten Montagabend (Ortszeit).
Das NHC riet den Leeward-Inseln, zu denen das französische Überseegebiet Martinique, das US-Außengebiet Puerto Rico sowie die britischen und US-Jungferninseln gehören, sich auf hohe Wellen, Sturmfluten und Erdrutsche einzustellen. Von der Insel St. Lucia wurden bereits Überschwemmungen, Erdrutsche und Stromausfälle gemeldet.
16.000 Haushalte ohne Strom
Auf der französischen Insel Guadeloupe wurden vorsorglich mehrere Gebiete evakuiert. Dort galt die höchste Sturmwarnstufe violett, alle Einwohner wurden aufgerufen, drinnen Schutz zu suchen. Auf der französischen Insel Martinique waren nach Angaben des Versorgers EDF 16.000 Haushalte ohne Strom. Air France, Air Caraibes und Corsair sagten ihre Flüge von und nach Martinique und Guadeloupe ab.
Das Katastrophenschutzzentrum der Dominikanischen Republik ordnete für Dienstag und Mittwoch vorsorgliche Evakuierungen an. Davon seien insbesondere Gebiete im Norden des Urlaubslandes betroffen, hieß es.
Der Leiter einer Hurrikan-Taskforce der britischen Armee, Chris Austin, sagte: „Wir bereiten uns auf das Unerwartete vor, wir planen für das Schlimmste.“ Die niederländische Marine erklärte im Kurzmitteilungsdienst Twitter, Soldaten seien auf dem Weg zu den kleinen Inseln Saba und St. Eustatius, um dort für Sicherheit zu sorgen.
Frankreichs Innenminister Gérard Collomb hatte am Sonntag die sofortige Entsendung von 110 zusätzlichen Soldaten des Zivilschutzes und hunderter weiterer Einsatzkräfte angekündigt. Da Guadeloupe bislang die Logistikzentrale für die Hilfslieferungen an die von Hurrikan „Irma“ betroffenen Inseln gewesen sei, rechnete Collomb wegen „Maria“ nun mit „großen Schwierigkeiten“.
Zu spät reagiert
Die Regierungen in Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden sehen sich seit dem Durchzug von „Irma“ Vorwürfen ausgesetzt, sie hätten zu spät auf das Unwetter in ihren Überseegebieten reagiert. Für Unmut sorgten neben Stromausfällen sowie Trinkwasser- und Lebensmittelengpässen auch Plünderungen.
„Irma“ hatte vor zwei Wochen in der Karibik schwere Zerstörungen angerichtet. Mindestens 40 Menschen starben. Anschließend wütete der Hurrikan im US-Bundesstaat Florida.
Nach neuen Angaben vom Montag starben dort mindestens 50 Menschen infolge des Hurrikans. Auf dem Festland von Florida seien 34 Menschen durch „Irma“ ums Leben gekommen, teilten die Behörden mit. Bei dieser vorläufigen Bilanz wurden allerdings nicht die Opfer auf den Keys mitgezählt; auf der Inselkette vor Florida starben nach Angaben der zuständigen Bezirksverwaltung mindestens acht Menschen. Auch die acht Menschen, die in einem Altersheim bei Miami wegen Stromausfalls infolge des Sturms starben, wurden in der vorläufigen Bilanz noch nicht mitgezählt.
Viele Wissenschaftler vermuten, dass schwere Wirbelstürme wie „Irma“ und davor „Harvey“ aufgrund des Klimawandels an Intensität zunehmen.
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