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Schwere Vorwürfegegen Sicherheitsdienst

Migration Rund 60 Geflüchtete protestierten am Mittwoch vor einer Wilmersdorfer Notunterkunft

Dass ihr Vater ins Krankenhaus musste, habe den Ausschlag gegeben. „Ein Mann von der Security hat ihn erst gewürgt, dann sind sie zu mehreren auf ihn losgegangen und haben am Ende mit Knien gegen seinen Brustkorb und Bauch getreten“, erzählt ein fünfzehnjähriges Mädchen aus der Unterkunft im Rathaus Wilmersdorf.

Mit rund 60 weiteren BewohnerInnen, die meisten Familien aus Afghanistan, protestierte sie am Mittwoch am Fehrbelliner Platz gegen das Auftreten des Sicherheitsdiensts GSO und gegen die Lebensbedingungen.

Die Notunterkunft war im September 2015 im ehemaligen Rathaus eingerichtet worden. Anders als in Turnhallen gibt es dort einzelne Zimmer. Die BewohnerInnen kündigten an, nicht mehr in die Unterkunft zurückkehren zu wollen. „Nach dem Vorfall gestern haben wir uns gesagt: Es reicht!“, bekräftigen auch die anderen Frauen.

„Am Dienstagabend hatte ich ein Stück Brot in der Hand, als ich aus der Kantine rausgehen wollte. Jemand von der Security hat mir sehr unfreundlich gesagt, dass ich kein Essen mit ins Zimmer nehmen darf. Ich habe das Brot zurückgelegt und mein Vater hat zu ihnen gesagt, dass er mich nicht anbrüllen soll. Dann sind sie auf ihn losgegangen“, berichtet sie. Ihr Vater habe eine Verletzung im Bauchbereich und müsse weiter im Krankenhaus bleiben. Dass der Vater im Krankenhaus liegt, wurde vom Betreiber bestätigt, die genauen Hintergründe sind noch nicht bekannt.

Auch andere BewohnerInnen erheben schwere Vorwürfe gegen die Sicherheitsdienstleute. Doch die Probleme mit der Security sind nicht der einzige Grund für ihren Protest. Viele leben seit mehr als 18 Monaten hier. „In den meisten Zimmern gibt es Bettwanzen“, sagt das 15-jährige Mädchen und zeigt ihre Stiche an Handgelenken und Knöcheln. „Wir wollen wie Menschen behandelt werden und nicht wie Tiere“, sagt Mariam Husseini. Mit ihrem Mann und sechs Kindern lebt sie in zwei Zimmern.

Vorfälle werden geprüft

Ein Sprecher des Arbeiter-Samariter-Bundes, der die Unterkunft betreibt, bemühte sich am Mittwoch, die Situation zu schlichten. „Wir werden zusammen mit dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten klären, ob der Sicherheitsdienst rechtswidrig gehandelt hat“, sagte er. „Wir würden jedem hier gern ermöglichen, sich selbst zu versorgen, aber in diesem Haus können wir aus Gründen der Hygiene und Sicherheit keine Küchen einrichten.“ Holger Michel, Sprecher der freiwilligen HelferInnen im Rathaus, war überrascht, dass die BewohnerInnen sich nicht direkt an sie gewendet hätten. Man werde die Vorwürfe prüfen, bei Bettwanzenbefall würden die BewohnerInnen sofort ein neues Zimmer bekommen.

Im Rathaus Wilmersdorf leben derzeit rund 950 Menschen. Noch immer sind über 13.000 Flüchtlinge in Berliner Notunterkünften untergebracht. Laut einem Spiegel-Bericht von Anfang Mai leben bundesweit rund 15.000 Flüchtlinge in Notunterkünften – die mit Abstand größte Anzahl von ihnen in Berlin. Uta Schleiermacher

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