Schwere Kämpfe in Luhansk und Donezk: „Sie beschießen alles“

Noch ist Luhansk nicht unter russischer Kontrolle, doch der Kampf erhärtet sich. In Belarus protestiert derweil die „Mütterunion“ gegen den Krieg.

Ein Anwohner hängt Wäsche bei einem zerstötendd Wohnhaus auf

Alltag in Lyssytschansk: Wäsche trocknen zwischen den Ruinen Foto: Alexander Ermochenko/reuters

Russische Truppen haben die ostukrainische Region Luhansk offensichtlich doch noch nicht vollkommen unter ihre Kontrolle gebracht. In zwei Ortschaften in der Nähe der Stadt Lyssytschansk gingen die Kämpfe mit unverminderter Härte weiter, sagte der Chef der Gebietsverwaltung Luhansk, Serhij Gaidai, den die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraina zitiert. Die russischen Truppen würden fortwährend neue Ausrüstung und große Mengen an Munition für die Artillerie erhalten.

Laut Gaidai gibt es auch in der Region Donezk massiven Granatenbeschuss. „Sie beschießen alles, was sich ihnen in den Weg stellt“, sagte Gaidai über die russischen Streitkräfte. „Sie erleiden ziemlich schwere Verluste.“ Russische Armee- und Reservekräfte seien dorthin geschickt worden, um den Fluss Siwerskyj Donez zu überqueren. „Einige Bataillone wurden dorthin verlegt, um die Anzahl von Verwundeten zu ersetzen … Sie nehmen nicht alle Verwundeten mit. Die Krankenhäuser sind überfüllt, ebenso die Leichenhallen.“ Die Informationen konnten nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.

Der Gouverneur des Gebietes Donezk, Pawlo Kyrylenko, teilte am Mittwoch beim Messengerdienst Telegram mit, aus der Stadt Awdijiwka im Zentrum der Provinz seien zwei Todesopfer gemeldet worden. Slowjansk, Krasnojarsk und Kurachowe hätten je einen weiteren Toten registriert. Jedes Verbrechen werde bestraft, kündigte der Gouverneur an.

Bereits am Dienstag hatte Kyrylenko die mehr als 350.000 Einwohner der Provinz Donezk aufgefordert zu fliehen. Die Menschen müssten Donezk verlassen, um ihr Leben zu retten und die ukrainische Armee in die Lage zu versetzen, die Städte besser gegen den russischen Vormarsch zu verteidigen, sagte er. Sollten die Be­woh­ne­r*in­nen diesem Aufruf folgen, so wäre das eine der größten Evakuierungen seit dem Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar. Die vollständige Eroberung des Donbass, der die beiden Regionen Luhansk und Donezk angehören, ist eines der wesentlichen Kriegsziele Moskaus.

Protest mit Kinderspielzeug

Unterdessen gingen die russischen Angriffe auch im Süden der Ukraine weiter. Der Bürgermeister von Mykolajiw berichtete von schwerem Beschuss der Stadt. „Es gibt keine sicheren Zonen in Mykolajiw“, sagt Olexander Senkewytsch. „Ich sage den Menschen, dass sie Mykolajiw verlassen müssen.“ Die russischen Truppen setzten Mehrfachraketensysteme ein. Vor dem Krieg hätten etwa 500.000 Menschen in Mykolajiw gelebt, jetzt seien es nur noch halb so viele.

Am Dienstag morgen war auch das Gebiet Cherson Ziel von Raketenangriffen. Dabei sollen laut Angaben der örtlichen Polizei, die das ukrainische Internetportal Zerkalo Nedeli zitiert, ein Mensch getötet sowie eine weitere Person verletzt worden sein. Zuvor hatten die Behörden Instagram und Youtube blockiert.

Unterdessen hat in Belarus ein ungewöhnlicher Protest gegen den Krieg in der Ukraine stattgefunden. Die Organisation „Mütterunion“ demonstrierte an öffentlichen Orten mit Kinderspielzeugen, die mit Anti-Kriegs-Kommentaren versehen waren. Auf einem kleinen Schild heißt es: „Mein Sohn, deine Mutter wird nicht zulassen, dass dir das Leben genommen wird.“ Derzeit mehren sich die Anzeichen dafür, dass Belarus, Aufmarschgebiet russischer Truppen, an der Seite Moskaus auch offiziell in den Krieg gegen die Ukraine eintreten könnte.

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