Schweinemast in Ostbrandenburg: Vorwurf der Tierquälerei
Videos der Tierrechtsorganisation Peta zeigen Kadaver und amputierte Ringelschwänze in Güllebecken. Auch das Landesveterinäramt wird kritisiert.
Berlin taz | Peta hat Videoaufnahmen veröffentlicht, die der Tierrechtsorganisation zufolge „katastrophale Haltungsbedingungen“ in einem Schweinezucht- und Mastbetrieb in Ostbrandenburg zeigen. Zu sehen sind zum Beispiel zentimeterhoch mit Kot verschmutzte Stallbuchten und in sehr engen Metallgestellen fixierte Schweine. Einige sitzen im Hundesitz, der laut Peta auf von hohen Ammoniakwerten verursachte Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hindeuten kann. Abgeschnittene Ringelschwänze liegen in Güllebecken, mehrere Ferkel sind schwer verletzt, sterben oder sind bereits tot.
Der Landesbauernverband Brandenburg bezeichnet die Situation in dem Betrieb in Günthersdorf, der 1.500 Schweine hält, als „Sonderfall“. Edmund Haferbeck, Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung von Peta, meint dahingegen, dass die Lage in vielen anderen Sauenmastbetrieben ähnlich sei. „Nur die baulichen Mängel sind wirklich außergewöhnlich schlecht“, sagte er der taz.
Bei den Videos von Ende Juni handele es sich zudem nicht um bloße Momentaufnahmen des Betriebs. Schon im Januar und Februar hatte ein ehemaliger Betriebsangestellter Peta Videos und Fotos zugespielt, so dass die Organisation Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der Agrargenossenschaft Günthersdorf erstattete. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder).
„Die Haltungsbedingungen haben sich seit dem Frühjahr eher noch verschlechtert“, sagt Haferbeck. Deshalb zeigte Peta jetzt auch Tierärzte des Landesveterinäramts Oder-Spree an. „Das Amt wurde informiert, hat aber nichts unternommen“, sagt Haferbeck.
Die Tierrechtler werfen dem Veterinäramt Versagen vor
Amtsleiter Tomas Maczek wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Die Videos zeigen eine Schweinerei, geben aber nicht die aktuelle Lage wider.“ Sein Amt habe die Zuständigen im Frühjahr aufgefordert, Missstände zu beheben, und den Betrieb alle zwei bis vier Wochen kontrolliert. Die Kastenstände hätten tatsächlich „wie bei fast alle Sauenanlagen in Brandenburg gegen die EU-Normen“ verstoßen. Die Genossenschaft habe sich aber bemüht, „Unregelmäßigkeiten“ zu beseitigen. „Es besteht keine Gefahr für das einzelne Tier“, so Maczek.
„Die Probleme sind systemimmanent“, sagt Haferbeck. „Helfen würde nur die Schließung.“ Peta fordert ein Tierhalteverbot für die Verantwortlichen. Haferbeck rechnet jedoch mit einer geringeren Strafe. Die Geschäftsführung der Agrargenossenschaft Günthersdorf war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Leser*innenkommentare
Traverso
Deutschlandweit werden in Massen Tiere entsetzlich gequält und nach einem kurzen erbärmlichen Leben getötet weil der Konsument zu bequem ist und von seinen Gelüsten nach Leichenteilen und Kuheutersekret nicht lassen kann. Gleichzeitig dürften alle diese Konsumenten von sich selber behaupten tierlieb zu sein, denn sie wollen ja keine Sadisten sein. Und die Tiere sind ja alle sooo süüüüß.. Natürlich sind auch alle gegen Tierquälerei und Massentierhaltung. Wie passt das zusammen? Gar nicht. Und wird auch nie zusammenpassen.
Zudem schimpft man noch über Vegetarier, Veganer und Tierschützer. Dabei sprechen diese ein Verbrechen an Geschöpfen an und handeln dementsprechnd.
Wer nur redet bewirkt dagegen gar nichts.
Rudolf Fissner
Öhm ... mal blöd gefragt wegen der Missionierungsdiskussion unten:
Wie stehen Vegetarier, Veganer und Tierschützer eigenlich zu Abtreibungen?
Ist das "Sadismus", "Töten eines kurzen erbärmlichen Lebens", "Verbrechen an Geschöpfen" ...
95692 (Profil gelöscht)
Gast
@Traverso sehe ich nicht so, Mensch schimpft nicht über Menschen die auf die Missstände hinweisen sondern über deren fragwürdige Missionierung der Veganer, siehe oberen Teil deines Postes
Traverso
Was meinen Sie denn mit Missionierung? Ich kenne vielleicht einige mehr Veganer als Sie. Noch nie habe ich einen missionieren gehört. Das wird immer nur unwissentlich behauptet, aber dahinter steckt gar nichts.
Veganer sind in der Regel sehr gut informiert und haben sehr starke Argumente. Das ist für den Gegenüber sicher anstrengend, vor allem wenn man keine Ahnung hat.
Als Gegenargumente höre ich deshalb meistens Polemik und Vorwürfe wie "Missionierung" oder "Moralisten". Wo sind denn wirklich gute Gegenargumente ? Sagen Sie mir nur eines !
Christina de Havilland
Die Menschen wissen insgeheim, dass ihr Konsum nicht in Ordnung ist. In der Folge entwickeln sie Abwehrmechanismen, die sich in derartigen Verunglimpfungen von Menschen, die sich für eine ethische(re) Lebensweise einsetzen und darüber informieren, manifestieren.
Hier könnten die Konsumenten direkt bei sich selbst, auf dem eigenen Teller, anfangen, gegen Tierleid, Umweltzerstörung, Klimawandel und den Hunger in der "Dritten Welt" zu protestieren. Seine Gewohnheiten zu ändern, scheint jedoch leider für viele Menschen anstrengender zu sein, als gegen den Walfang in Japan zu protestieren oder gegen "die da oben" zu wettern. Darum ändert sich so wenig.
95692 (Profil gelöscht)
Gast
Nur eins ?
Es gibt halt Menchen die keine Vitamin und Mineralstoffpillen - genannt Nachversorgung - schlucken wollen und eine ausgewogene Ernährung bevorzugen.
Das Essen auch was mit Genuß zu tun hat, die durch eine Tierfreie Ernährung zumindest eingeschränkt wird ist sicher ein anderer Disput.
JammerLammy
Ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht, aber für mich ist der Genuß kein Tierleid wert. Mir ist es wichtiger in den Spiegel gucken zu können.
Was die "moralische Überlegenheit" anbelangt: Ob Veganer die besseren Menschen sind kann ich nicht sagen. Aber dass die vegane Ernährung weniger Leid verursacht ist nicht zu leugnen. Wenn man Fleisch isst muss man halt damit leben dass man sich unethischer ernährt als beispielsweise ein Veganer. So einfach ist das. Da hilft auch kein gejammere über die schlimmen Kampfveganer.
Christina de Havilland
Außer Vitamin B 12 wird von Veganern kein Nahrungsergänzungsmittel benötigt. Die "Nutztiere" bekommen aufgrund ihrer unnatürlichen Lebensweise jedoch einen ganzen Nährstoff-Cocktail.
Die vielen Multivitaminpräparate, die man in Drogerien findet, sind eher für den (sich "ausgewogen" ernährenden ...) Mischköstler bestimmt.
95692 (Profil gelöscht)
Gast
Die industriellen Nutztiere bekommen weniger einen Nährstoff Cocktail als mehr Antibiotika in Europa und Wachtumshormone in der USA als Wachstumsbeschleuniger. Ich habe bereits in einem anderen Post gesagt, das ich kein Fan von industrieller Tierhaltung als auch von Monokulturen ber Pflanzen bin. Also mich bitte nicht der ideologischen Einfachheit halber in die Ecke des bösen bösen Tierquälerbefürvorters stellen. Ok ?
Mich nervt nur die selbstdiagnostizierte moralische Überlegenheit und das angebliche Wissen der absolute Wahrheit bei Ernährungsfragen sowie die billigen Pöbeleien bei Veganern ( "Gelüsten nach Leichenteilen", B.Kottsieper ), interessanterweise nur sehr selten bei Vegetarierern zu finden.
Die Multivitaminpräperate wie sonstige " Lebensverbesserungspillen " sind ein Milliardengeschäft der Pharmaindustrie. Ob sie gebraucht werden wird von Medizinern eher bestritten.
Christina de Havilland
@95692 (Profil gelöscht) Foodwatch ist 2016 nach Auswertung 19 wissenschaftlicher Studien zur
Tierhaltung zu dem Ergebnis gekommen ist, dass es in Bezug auf das Tierwohl keine signifikanten Unterschiede zwischen konventioneller und Bio-Haltung, zwischen kleinen und großen Betrieben gibt:
http://www.stern.de/gesundheit/foodwatch-enthuellt--so-krank-sind-unsere-nutztiere-7068522.html
Interessant auch: http://www.mdr.de/nachrichten/wirtschaft/inland/tiergesundheit-bio-kuehe-untersuchung-100.html
Bei Bestandsdichten von beispielsweise 3 000 Legehennen oder 4 800 Masthühnern, wie sie im Bio-Bereich zulässig und üblich sind, vermag dies meines Erachtens auch nicht zu verwundern.
Darüber hinaus stelle ich mir die Frage, wie wir die 750 Mio. jährlich in Deutschland geschlachteten (Land-)Nutztiere artgerechter halten wollen, ohne unseren Konsum an tierischen Produkten drastisch zu reduzieren? Schließlich nähme der Flächenbedarf enorm zu, vor allem wenn wir gleichzeitig auf ökologischen Landbau umsteigen würden.
Für die Produktion von 1 kg Fleisch werden nach konservativen Schätzungen ca. 4 kg Feldfrüchte benötigt.
Der Biofleisch-Anteil liegt derzeit bei etwa 1,5 %.
Abschließend möchte ich anmerken, dass ich hier lediglich Fakten verbreite. Wenn Sie sich dadurch angegriffen fühlen, hat das wohl eher mit Ihnen als mit mir zu tun.
95692 (Profil gelöscht)
Gast
so so, lediglich Faken verbreiten aber dann persönlich werden.
Vegenerin eben.
Christina de Havilland
@Christina de Havilland P. S.: Natürlich sind Vitaminpräparate ein Riesengeschäft für die Pharmaindustrie. In Bezug auf Folsäure und Vitamin D herrscht in der Bevölkerung allerdings tatsächlich einen Mangel.
Traverso
Glauben Sie mir. Das ist kein Argument. Vitamine und und Mineralstoffe sind bei ausgewogener pflanzlicher Ernährung in Hülle und Fülle vorhanden. Man braucht dazu keine Pillen.
Ihr Argument kann einzig und allein auf B12 zutreffen. Da müssen aber auch die Omnivoren auf der Hut sein. Gerade ältere Menschen, die omnivor sich ernähren, haben oft B12 - Mangel.
B12 wird von Mikroorganismen auf der Pfanzenoberfläche gebildet. Da wir nur gereinigtes Grünzeug essen bekommen wir dieses B12 nicht über Pflanzen. Die Suplimentierung von B12 ist dagegen völlig unproblematisch. Bei Überdosierung schadet den Körper in keinster Weise. Schlimm ist ein Mangel an B12. Ist also auch dem Omnivoren dringend zu empfehlen.
B12 - Pillen sind auf jeden Fall tausend mal besser als Tierquälerei und die damit verbundenen Antibiotika.
95692 (Profil gelöscht)
Gast
@Traverso Frage: Warum gibt es dann so viele Nachversorgungspräperate ?
Traverso
Diese werden ganz bestimmt nicht für die paar Veganer hergestellt. Das wäre schlichtweg unwirtschaftlich oder unbezahlbar. Die meisten Präperate nehmen Omnivore zu sich. Es sei denn diese ernähren sich abwechslungsreich.
Vegan oder Omnivore. Gesund kann beides sein. Vegan ist eben gesund ohne Tierquälerei.
Prpgndhi
Ich sehe keinen Unterschied zwischen dem Hinweis auf Missstände und Missionieren, höchstens vielleicht in einer expliziten Aufforderung beim Missionieren.
"Missionieren" ist doch nur der Begriff, der gerne abwertend von Menschen verwendet wird, die sich in Anbetracht der ganz offensichtlichen Grausamkeiten unseres industriellen Umgangs mit Tieren in die Enge gedrängt fühlen. Durch den Vorwurf des Missionierens kann man Vegetarier oder Veganer bequem lächerlich machen oder verunglimpfen, damit man sich mit dem eigenen Beitrag zu den entsprechenden Zuständen nicht auseinandersetzen muss.
Ich muss allerdings eingestehen, dass die oft etwas drastische Ausdrucksweise dieser Abwehrhaltung leider eher in Hände spielt, statt ein ehrliches Nachdenken zu bewirken.
Christina de Havilland
@Prpgndhi Siehe auch Begriffe wie "Gutmenschen" oder "Weltverbesserer" ...
95692 (Profil gelöscht)
Gast
@Prpgndhi Sie sagen es, es geht um den industriellen Umgang mit Tieren der imo genauso indiskutabel wie Monokulturen und Gentechnik bei Pflanzen ist, aber nicht auf den generellen Vezicht auf tierische Produkte, es muß ja nicht unbedingt und immer Fleisch sein.
Christian Clauser
@95692 (Profil gelöscht) Ich bin auch immer ganz empört, wenn Menschenrechtler uns missionieren wollen, nur weil irgendwo ein Bisschen Gewalt ist. Ist doch schön, wenn es woanders ist, und nicht in meinem Garten. Und Kim Jong-un die Atombombe madig zu machen, ist reiner Kulturimperialismus! Wen eines Menschen Tradition aus Mord, Folter und Unterdrückung besteht, hat man das selbstverständlich zu respektieren!!!
95692 (Profil gelöscht)
Gast
Hallo Blackrainbow
Ich denke, Kim Jong-un hat mit diesem Artikel und die Reaktionen darauf, jetzt nicht so viel zu tun
Christian Clauser
@95692 (Profil gelöscht) Weil man Gewalt nicht mit Gewalt vergleichen kann, ne?
95692 (Profil gelöscht)
Gast
@Christian Clauser Nein, weil Mensch eine Diktatur nicht mit Antibiotika vergleichen sollte und Menschen nicht mit Nutztieren