Schwedens Fußballverband gegen Israel: "Eine Verhöhnung der Toten"
Der schwedische Fußballverband wollte ein Spiel seiner U21-Auswahl in Israel "aus Abscheu über die Gewalt" absagen – die Uefa sieht "kein Hindernis", das Spiel durchzuführen.
STOCKHOLM taz | Wenige Tage nach dem israelischen Militäreinsatz auf die Gaza-Hilfsflotte mochte der schwedische Fußballverband (SvFF) nicht in Israel spielen lassen. "Wir haben die Vorgänge im Verband diskutiert und reagieren als Organisation auf diese Gewalt mit der gleichen Abscheu wie alle anderen", sagt der Verbandsvorsitzende Lars-Åke Lagrell. Gerne würde man deshalb das für diesen Freitag in Tel Aviv terminierte Qualifikationsspiel der schwedischen U21-Mannschaft um die Teilnahme an der Europameisterschaft in Dänemark 2011 verschieben.
Eine dringende Bitte an die Uefa, einer Spielverlegung zuzustimmen, hatte aber keinen Erfolg. Die Uefa antwortete jetzt, sie sehe kein Hindernis für eine Durchführung des Matchs. Jedenfalls "bislang" nicht. Man nehme die Frage aber sehr ernst und werde die weitere Entwicklung kontinuierlich beobachten, heißt es in dem von Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino unterzeichneten Antwortbrief. Man habe auch den israelischen Verband um besondere Sicherheitsvorkehrungen gebeten.
"Nach den Uefa-Regeln müssen wir spielen, weil die UN keine Sanktionen gegen Israel verhängt hat", teilte Lagrell am Mittwoch mit. Ein normales Länderspiel hätte man abgesagt. Da es sich aber um ein Qualifikationsspiel handle, riskiere man eine Strafe und möglicherweise den Ausschluss vom Wettbewerb. Er selbst empfinde jedenfalls ein "großes Unbehagen", jetzt nach Israel zu fahren. Die Spieler, die sich in Zypern auf das Match vorbereiten, hätten die gleiche Ansicht. Falls einer von ihnen nicht nach Israel fahren wolle, hätte der Verband dafür "volles Verständnis".
In einem Kommentar der sozialdemokratischen Dagens Arena trifft der Beschluss des Fußballverbandes auf Kritik: "Es ist eine Verhöhnung der Toten, wenn die U21 am Freitag in Tel Aviv spielt. Keine schwedischen Sportler nach Israel!" Bereits im vergangenen Jahr war infolge des Gazakriegs in Schweden eine heftige Debatte über die Durchführung einer Sportbegegnung mit Israel ausgebrochen. Damals konnte das Davis-Cup-Match im südschwedischen Malmö dann doch stattfinden - allerdings aus Sicherheitsgründen vor leeren Tribünen, da man gewaltsame Proteste fürchtete.
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