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Schwarzers FrauenmedienturmOccupy Alice

Von Merkel lernen heißt am Ende immer das letzte Wort zu haben: Kristina Schröder rettet den Wachturm des Feminismus. Genialer Coup!

Zur Rettung des Frauenmedienturms herangeeilt: Kristina Schröder. Bild: dpa

Mit Aschermittwoch hat das nichts zu tun. Und Weiberfastnacht zu sagen, wäre gemein. Zu spät, außerdem. Kristina Schröder (CDU) rettet mit 150.000 Euro ein Kölner Denkmal, das es so in Deutschland nur ein einziges Mal gibt. Nicht Alice Schwarzer selbst, das hat die Ikone des deutschen Feminismus nicht nötig. Aber eines ihrer Lebenswerke, den Frauenmedienturm, Herberge einzigartiger Dokumente der Frauenbewegungen, der Emma-Redaktion und des Büros der Alice Schwarzer selbst.

Ein genialer Coup der Familienministerin, die damit viel Vergangenheit bewahrt. Die CDU-Frau schenkt damit den rot-grünen nordrhein-westfälischen Landesmüttern so richtig einen ein. Die nämlich hatten ziemlich überraschend die Kürzung der Fördermittel verkündet und damit den Turm - so sah es Schwarzer - ernsthaft gefährdet.

Dass ausgerechnet Kristina Schröder Frau Schwarzer aus der Patsche helfen würde, damit hat niemand gerechnet. Noch im November 2010 gingen sich die beiden Damen in einem heftigen Schlagabtausch öffentlich an die Kehle. Nachdem Schröder in einem Spiegel-Interview die Errungenschaften des Feminismus heftig kritisiert und behauptet hatte, dass feministische Pädagoginnen Jungs bewusst vernachlässigten, schoss Schwarzer aus vollem Rohr zurück. Sie bezeichnete Schröder als hoffnungslosen Fall. "Schlicht ungeeignet." Und nun also das.

Ginge es ums Schloss Bellevue, müssten wir fragen, wer die Verliererin ist. Gut, dass es um etwas mit wirklicher Substanz geht. Und es hier nur Gewinnerinnen gibt. Auch weil Schröder zu der Generation gehört, die das Glück hat, von weiblichen Vorbildern lernen zu können. Gemeint ist damit nicht die Herrin des Turmes. Sondern die der Republik. Von Merkel lernen heißt am Ende immer das letzte Wort haben. Koste es, was es wolle. Gut aufgepasst, Frau Schröder.

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12 Kommentare

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  • OH
    Occupy Herrenklosett

    Ach herrje, occupy dies, occupy das, occupy jenes und occupy welches. Vielleicht sollte zur Abwechslung mal dringend etwas Vernünftiges occupied werden.

     

    Hier eine überaus gelungene feministische Okkupation:

    http://tinyurl.com/7klnm9s

     

    Solidarität mit unseren Schwestern in China!

  • K
    Kasulke

    Wie heißt es schon so treffend "Wenn Du Deine Feinde nicht besiegen kannst, dann mache sie wenigstens mit einer krakenhaften Umarmung gefechtsunfähig".

  • L
    Lorleberg

    ...dass feministische Pädagoginnen Jungs bewusst vernachlässigten, schoss Schwarzer aus vollem Rohr zurück. Sie bezeichnete Schröder als hoffnungslosen Fall. "Schlicht ungeeignet."

     

    Wow, da hat Alice aber gut gekontert...

  • F
    festus

    Hat jemand einen überblick, ob die zahl aus der sz stimmt" Archiv, in das jährlich etwa 250 Besucher kommen"?

  • HA
    Hommage an Annina

    Angesichts einer solch tiefen Wesensbewahrung, wie Frau Pohl sie andeutet, werde ich von einem nahezu kaum zu bändigenden Drang überwältigt, auf der Stelle meine geliebte Phrasen-Dreschmaschine zur Förderung des gegenseitigen Respekts und Verständnisses einzusetzen:

     

    Wenn wir diese unsere Schicksalsaussage nicht umgehend in eine kreative Motivationskonzeption transformieren, sehe ich uns im Konflikt mit einer tiefen Gewissensverantwortung, die uns eine funktionale Beziehungsflexibilität unmöglich machen wird. Das ist ein Fakt. Natürlich wird eine historische Kulturgläubigkeit nicht unbedingt in eine ambivalente Organisationsphase übergehen, dennoch können wir uns darauf verlassen, die uns einende erhabene Erinnerungsverpflichtung in echte Interpretationsakzeleration umwandeln zu können.

     

    Nettes Tool, diese Phrasendreschmaschine...

    Könnte garantiert zur Qualitätsteigerung des ein oder anderen taz-Beitrags beitragen.

    Ich überlege, ob ich mal ein paar Exemplare vorbeischicke...

  • TK
    Tadeusz Kantor

    christina schröder sucks!

  • P
    pablo

    Die erste gute Entscheidung von Frau Schröder. Denn damit gewinnen alle Geschlechter. Eine feministische Zeitschrift ist ein muss alleine schon deswegen um einen Gegenpol zu den ganzen "Frauentratschundklatschglamourboulevard" Zeitschriften zu haben.

  • PA
    Peinlicher Artikel

    Genialer Coup? Manchmal entlarven sich leute wie die Autorin selbst. Nicht jeder denkt in Coups und lebt in ständigem Grabenkrieg irgednwo zwischen Klassenkampf und 70er-Feminismus. Es gibt Leute die nicht links, emanzipiert und demokratisch sind. Sie haben Überzeugungen. Auch sie würdigen die Erungenschaften der 70er. Manchmal mehr als Leute die wegen des ideologischen Bretts vor dem Kopf und ständiger Totalrechthaberei nicht kapieren, daß junge Frauen eben nicht alle Klone der 70er-Feministinnen und nicht alle guten menschen automatisch "links" sind. Frau Schröder bekäme übrigens sicher viel Applaus wenn sie in der "rischtigen" Partei wäre. Am besten als junge "Migrantin". Da wären dann Homestory im Stern und gütiges Nicken der 68er im gesammten medienzirkus der Altmedien zu erwarten. Von wegen modern, mit Familie und als Frau in der Politik erfolgreich. Wer anders denkt soll aber ausgemerzt werden, zumindest medial, gesellschaftlich und politisch. Dafür hat aber Alice Schwarzer selbst in wildesten Tagen nie gekämpft. Jetzt erinnert sie die heutigen Debattenhoheitinhaber in Medien und Gesellschaft oft unangenehm an die Widersprüche ihrer Ideale und ihre Realpolitik. Deshalb wollte man sie im NRW-Zickenkrieg bestrafen. Das ist nun nicht und das ist auch gut so.

  • HE
    Harald Ehses

    Der Femminismus vom Familienministerium gerettet!

     

    Es ist tatsächlich ein genialer Schachzug von Kristina Schröder, wenn auch mit dem Geld der Steuerzahler erkauft.

     

    Wer hätte gedacht, dass Alice Schwarzer einst von ihren ärgsten Feind(inn)en gerettet werden muss, weil sie ihren Freund(innen) dermaßen auf die Nerven geht.

  • J
    Jade

    Was für ein heuchlerischer PR-Artikel. Was hat diese Frau denn bitte in ihrer Amtszeit erreicht?Sie ist nichts als ein weiteres Schoßhündchen von Angela Merkel. Sagt Mama Sitz, dann macht Schrödi auch Sitz.

    Sie rettet den Frauenmedienturm? Erstens wird die "Finanzspritze" von Steuergeldern bezahlt (der Titel müsste also eig "Steuerzahler rettet den Wachturm des Feminismus" und zweitens wäre meine Frage:

    Hätte der Frauenmedienturm überhaupt Geld gebraucht, wenn zuvor nicht dank dem Spardiktat von der Einheitspartei UnionFDPGRÜNESPD gekürzt worden wäre?

    Drittens: Der Zuschuss gilt nur für 4 Jahre und liegt immernoch unter dem Betrag, der vorher gezahlt wurde. Das ist so als würde ich einem Arbeitnehmer das Gehalt von 1000 Euro um die Hälfte kürzen und mich dann beweihräuchern, wenn ich ihm für 4 Monate einen Zuschuss von 200 € gewähre.

  • R
    Redbranch

    Was auch immer die Autorin zu berichten beabsichtigt, es erschließt sich mir nicht.

     

    Im Grunde ist es auch egal.

    Sind die Motive, Hidden Agendas oder was auch immer für eine "gute Tat" so entscheidend?

    Oder sollte nicht eher das Ergebnis zählen?

     

    Mir persönlich liegt am Ergebnis.

    Wie es - gerade in diesem Fall - dazu gekommen ist, wissen wir nicht. Wir können allenfalls spekulieren. Mehr kann Frau Pohl an dieser Stelle auch nicht, ob es ihr gefällt oder nicht.

    Und ob das besonders viel Sinn macht, mag dahin gestellt sein.

  • SB
    Siegfried Bosch

    Es gibt sehr wohl Verlierer und Verliererinnen: Die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen in diesem Land, die nun weiterhin Frau Schwarzers Emma quersubventionieren müssen. Und natürlich alle Männer auf der ganzen Welt, die nun leider immer noch verleumdet werden. Und dann wäre da noch die Wahrheit, die weiterhin mit Füßen getreten wird.