Weniger Förderung für FrauenMediaTurm: Alice Schwarzer hofft vergeblich
Drei Ministerien haben in NRW ihre Förderung für das Archiv im FrauenMediaTurm gekürzt. "Emma"-Chefin Schwarzer beklagt sich über die fehlende Unterstützung.
KÖLN taz | Früher war alles besser. "Mein Gesprächspartner war immer der Ministerpräsident", ärgert sich Alice Schwarzer. Ob Wolfgang Clement, Peer Steinbrück oder Jürgen Rüttgers, stets hätten sie ein offenes Ohr für die Anliegen der Emma-Herausgeberin gehabt. Doch ausgerechnet die erste Frau an der Spitze Nordrhein-Westfalens lasse sie einfach abblitzen. Etliche Briefe habe sie an Hannelore Kraft geschrieben, um die Kürzungen des Landes beim FrauenMediaTurm (FMT) auf Chefinnenebene vom Tisch zu kriegen. Nie habe Kraft persönlich geantwortet. Obwohl sie die "eigentliche Ansprechpartnerin" sei.
Schwarzer beklagt sich, weil die drei Ministerien für Emanzipation, Kultur und Wissenschaft ihre Förderung des FMT von 210.000 auf 70.000 Euro gekürzt hätten. Sie sieht dadurch ihr Projekt in Gefahr, das ein weltweit einzigartiges Archiv für Frauenfragen sei.
Als Strippenzieher im Hintergrund vermutet Schwarzer die Grünen. Von einer "Gegnerschaft, die uns verfolgt", spricht die Vorstandsvorsitzende der Trägerstiftung. Deswegen sei ihr auch klar gewesen, dass sie die grüne Landesemanzipationsministerin Barbara Steffens nicht davon würde abbringen können, den Rotstift an dem 1994 eröffneten Archiv und Dokumentationszentrum anzusetzen. Steffens hatte bereits Anfang vergangenen Jahres das Zentrum, in dem auch Schwarzers Emma-Redaktion ihr Quartier hat, in ihrem Ressort auf null gesetzt.
Aber Schwarzer setzte ihre Hoffnungen auf SPD-Frau Kraft. Sie habe damit gerechnet, mit ihr "über eine Kompensation verhandeln" zu können. Ein Irrtum. Stattdessen haben nun auch noch Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) und Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) ihre Zuschüsse halbiert.
Alle Appelle Schwarzers, die 2008 von der schwarz-gelben Vorgängerregierung veranlasste Förderung wiederaufzunehmen, dürften verpuffen. "Trotz aller Wertschätzung für die großen Verdienste von Alice Schwarzer muss die Landesregierung aufgrund der schwierigen Haushaltslage sparen und auch die Verhältnismäßigkeit der Fördermittel für den FrauenMediaTurm zu anderen Frauenprojekten wahren", argumentiert die Staatskanzlei. Gelassen reagierte der grüne Landesvorsitzende Sven Lehmann. "Ich gehe davon aus, dass es Frau Schwarzer wesentlich leichter gelingen wird, Fördermittel zu werben, als Frauenhäusern, die von der Schließung bedroht sind", sagte er.
Leser*innenkommentare
Melanie K.
Gast
Ich bin immer wieder erstaunt, welche bösartigen Kommentare Berichte über das Werk und Leben Alice Schwarzer hervorrufen. Was hat die Frau eigentlich getan außer ihre Meinung vertreten? Eine Frau, die im Gegensatz zu der heutigen Generation, nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren ist, ihr ganzes Leben für Menschenrechte bekämpft hat und gegen Ungleichheit. Warum nur zeigen sich gerade links-alternative Kreise so unduldsam im Umgang mit Alice Schwarzer. Ist es mangelnde Toleranz, Schubladendenken, gar Frauenfeindlichkeit? Schwarzer immer nur bösartige Hintergedanken zu unterstellen, zeigt nur die eigene Borniertheit.
steuerzahler
Gast
ja wie wärs mal mit annerkennung und respekt für
die wenigen, die ganz ohne faule tricks und
schummeleien erfolgreich was geleistet haben,
dem neid und gehässiger schadenfreude zum trotz.
ausländiger
Gast
Außer Schadenfreude, Häme u. dümmlichen Gehäßigkeiten
scheint sich hier in Deutschland nicht allzuviel
entwickelt zu haben.
Aber das is ja nix neues.
Siegfried Bosch
Gast
Schade, dass Frau Schwarzer immer noch öffentliche Mittel erhält (und damit ihre Zeitschrift quersubventioniert).
Stefan Räbiger
Gast
Da könnte doch die beste Freundin von Frau Schwarzer, die Frau Merkel ganz solidarisch mal ein paar Soli dazulegen!
Aber der Frau Merkel ist trotz dem Sie in der ehemaligen DDR geboren ist, das Wort Solidarität noch nie über den Weg gelaufen.
Also sollte die Frau Schwarzer mal mit der Frau Merkel eine Wochenendsschulung zum Thema Solidarität, aber nicht nur unter Frauen, sondern das ganze Spektrum des Lebens, um es mal kurz zumachen:
die Pflanzen, die Tiere und auch die Menschen mit einbeziehen. Als exclusive Schulung könnte Frau Schwarzer ja eine etwas größere Summe in Rechnung stellen und damit das Projekt erstmal fördern.
dedalus
Gast
@ alixxx:
kritik, die auf hörensagen und gerüchten basiert, ist selbstverständlich sehr fundiert. vielleicht sollten Sie einfach mal das angebot des fmt nutzen und sich selbst ein bild machen; dann würde auch klar, weshalb eine voranmeldung notwendig ist. denn die vorhandenen bestände sind zwar sperrig, spärlich sind sie nicht. abgesehen davon bekommen Sie für die von Ihnen kritisierten 5 €, die im übrigen nicht "die dame" verlangt, sondern die stiftung frauenmediaturm, "eine individuelle Betreuung, eine Vorrecherche zu Ihrem Thema und eine Einführung in die Datenbankrecherche. Während Ihres gesamten Besuchs steht Ihnen eine unserer Mitarbeiterinnen beratend zur Seite." einfach mal informieren, http://www.frauenmediaturm.de/
menschenfreund
Gast
Hör ma, Ä mann zen Königin oder Präsidentin oder watte biß, wennze dat mitte Ä Mann ze schonn als Maloche machs, dann musse auch de Kohle haben, wennze dich n Späßken machen willz. Kannz abber auch deine Tussen ma wegen Kohle - verstehße?
Übrigens, ich bin gez auch damit an anfangen: ich mach auch auf Ä Mann ze - abber für de vonne Waibsläute verhaunen Kerls, damit se auch n Dach übbern Kopp ham, ganz ohne sauret, verstehße.
Ma dat Kraftz Mädken vonne SPD fragen, obße mich watt gibb...
Alixxx
Gast
Wird auch Zeit! Die Dame verlang 5 € Eintritt und rein kommt man nur mit Voranmeldung. Außerdem habe ich gehört, dass man dort zwar sämtliche "Werke" von Frau Schwarzer findet, die restliche Sammlung aber recht sperrlich sei. Einen Alice-Schwarzer-Huldigungsturm braucht doch echt kein Mensch.
dedalus
Gast
Guten Tag Herr Beucker,
ich frage mich, warum auch bei Ihnen einen gewisse Häme zwischen den Zeilen durchschimmert, eine Befriedigung darüber, daß (scheinbar) Alice Schwarzer hier eine Abfuhr erfahren hat.
Gerade als Kölner Journalist sollten Sie sich der Errungenschaft, die der FMT darstellt, bewußt sein.
Zumal der FMT keineswegs mit Frau Schwarzer oder gar ihrem Lebenswerk gleichzusetzen ist. Wie sogar Herr Laschet und mit ihm ein großer Teil der NRW-CDU erkannt hat, ist der Kölner Frauenmediaturm eine kulturelle Institution und in seiner Art einmalig, zumindest in Deutschland. Die Bedeutung erfaßt hat Ihr Kollege Peter Pauls vom Kölner Stadt-Anzeiger, dessen heutiger Anstoß-Kommentar aber leider zumindest vorübergehend offline genommen worden ist. Herr Pauls macht(e)zum Abschluß auch gleich noch einen sinvollen Vorschlag, woher mehr Geld kommen könnte... nämlich durch Umschichtung der Gelder für die geplante schlanke Diätenerhöhung in NRW, immerhin bis zu 1,1 Mio. Euro. Im Jahr. Da wäre für reichlich Frauenhäuser Geld im Topf. Und den FMT.
Nichts für ungut, O. Glaser
Antoninus RE.
Gast
Be-grünt die Frau! Ob im oder am Turm, meinzwegn!
saalbert
Gast
"Schwarzer beklagt sich, weil die die drei Ministerien für Emanzipation, Kultur und Wissenschaft..." - Wenn schon drei, dann auch "die, die, die".
Puma
Gast
"FrauenMediaTurm"
Hihihi!