Schwarze Kassen, reine Herzen: Die wirklich ganz aufrichtige Suche nach dem besten Weg
Die Daily Soap zur CDU (3): Ein Parlamentarier petzt und der CDU-Kassenwärter will nicht mehr
Während Volker Rühe fabuliert, er wolle Schleswig-Holstein aus der zweiten Bundesliga direkt in die Champions League der Länder führen, wird hinterrücks gepetzt. Peter Ramsauer, Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion, steckte dem „Report“ der ARD, dass die Krönung des neuen Fraktionsvorstands auf Intervention Rühes hinter die Wahl in Schleswig-Holstein verlegt wurde. Aber nicht etwa, weil Rühe sich alle Optionen offen halten möchte, nein! Es sei einfach nur die „wirklich aufrichtige Suche nach dem besten Weg für alle Beteiligten“ gewesen.
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Einer hat das ganze Theater gründlich satt: CDU-Kassenwächter Matthias Wissmann möchte nie mehr etwas mit Konten zu tun haben und wird für sein Amt nicht mehr kandidieren. Man brauche hier „Leute von außen mit Managermethoden aus der Wirtschaft“, sagte er im Sender n-tv. Anlageprofis also statt des bisherigen Laiensystems schwarzer Kassen. Und er als Politiker habe an einer „solchen bezahlten Stelle“ kein Interesse.
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„Pickel, Küsse und Kulissen“ – auf den Tutzinger Medientagen Ende März diskutieren Fachmänner über die Daily Soaps auf den deutschen Fernsehschirmen. Stolze 14 Millionen Zuschauer, begründet die Evangelische Akademie Tutzing staunend ihre Themenwahl, könnten sich für die verfilmten Schlammschlachten des Alltags begeistern. Bei allem Eifer haben die kirchlichen Trendforscher die seifigste aller Opern schlichtweg ignoriert: die Spendenaffäre der CDU. Das Machwerk glänzt mit Kassen statt Küssen, Aknenarben statt Pickeln, Koffern statt Kulissen und jeder Menge dramatischer Verwicklungen obendrein. Und diesen Grabenkämpfen, gekündigten Gefolgschaften und gescheiterten Karrieren schaut immerhin eine ganze Republik zu. Wenn nicht sogar ein ganzer fassungsloser Kontinent.
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