Schulz über Schröders Jobambitionen: „Ich würde das nicht tun“
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz distanziert sich von Gerhard Schröders Griff nach einem Posten im Rosneft-Aufsichtsrat. Der Exkanzler selbst kritisiert die Medien.
Schulz betonte, dass die Entscheidung für einen solchen Posten Schröders Privatsache sei und mit der Politik der SPD nichts zu tun habe. „Gerd Schröder ist erfahren genug zu wissen, welche Angebote er annimmt.“
Schröder selbst kritisierte die Berichterstattung der Medien über seinen möglichen künftigen Aufsichtsratsposten. „Ich habe den Eindruck, das hat weniger mit meiner Tätigkeit zu tun als vielmehr mit dem Wahlkampf. Hier soll offenbar Frau Merkel geholfen werden“, sagte der frühere SPD-Chef dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Es geht um den Posten eines „unabhängigen Direktors“ beim Staatskonzern Rosneft. Dessen Chef Igor Setschin gilt als enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin, zu dem Schröder freundschaftliche Beziehungen pflegt.
Schröder interpretiert die Bild-Zeitung
Die Wahl zum Rosneft-Aufsichtsrat, die nach Einschätzung von Experten als Formalie gilt, ist russischen Medienberichten zufolge für den 29. September geplant. Das Ölunternehmen steht nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 auf der Sanktionsliste der EU.
Schröder ist seit 2005 Vorsitzender des Aktionärsausschusses beim Betreiber der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream, an dem wiederum der russische Staatskonzern Gazprom die Mehrheit hält.
In dem RND-Interview kritisiert Schröder einen Bericht der Bild-Zeitung. Dort heißt es unter Berufung auf den Geschäftsbericht 2016, dass Rosneft seinen neun Vorstandsmitgliedern rund 52 Millionen Euro an Gehältern, Boni und Zuschüssen gezahlt habe. Das seien fast sechs Millionen pro Person.
Die Bild schreibt nicht, dass auch Schröder so viel bekommen würde – er versteht den Bericht aber offenbar so. „Die in der Bild-Zeitung genannten Summen sind völlig absurd“, sagte er. Für die für ihn vorgesehene Rolle würde er weniger als ein Zehntel der in der Bild genannten Summe erhalten, falls er gewählt werde. Das bedeutet: weniger als 600.000 Euro pro Jahr. 600.000 Euro wären aber immer noch mehr als doppelt so viel wie das Jahresgehalt von Kanzlerin Angela Merkel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag