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Schuften für die deutsch-russische Freundschaft

■ 30 WaldorfschülerInnen sind zum Gegenbesuch nach Russland aufgebrochen. Momentaufnahme aus dem Schüleraustausch

Die SchülerInnen haben gebettelt und geschuftet – es hat sich gelohnt. Über 2.000 Euro haben die 32 ElftklässlerInnen der Bremer Waldorfschule in einem knappen Jahr zusammengetragen, singend in der Bremer Innenstadt, bei Schulveranstaltungen das Essen ausgerichtet, beim Dicken in der Morgenshow von Bremen vier öffentlich Sponsoren geworben und und und. Am Ende konnten sie dank zusätzlicher Gaben von veritablen Stiftungen einer ebenso großen Begegnungsgruppe aus Moskau sogar die Bahnfahrt an die Weser bezahlen.

Die war neulich da. Und jetzt sind die Deutschen für den Gegenbesuch in den Zug nach Moskau gestiegen. 31 Stunden. „Es lohnt sich“, sind sie sicher. So wie die russischen SchülerInnen kurz vor ihrer Abfahrt in Bremen gelobt haben: „Es war gut. Es hat sich gelohnt.“

Dabei wird das in Aussicht gestellte große Besuchsprogramm in Russland ganz anders aussehen als das deutsche. „Theater, Disko, Kreml“, lachte die Russin Tanya noch in Bremen und löste bei den WaldorferInnen gespannte Vorfreude aus. Auf die Millionenstadt, auf ein Wiedersehen – und darauf, wie die Partnergruppe ihnen wohl den Teil ihrer Heimat zeigt, der vielleicht nicht nur glanzvoll und unbeschwert ist.

Die WaldorfschülerInnen selbst hatten für die Russen neben dem obligatorischen Touristen-Programm mit Worpswede, Nordseeküste, dem Bremer Universum, dem Rathaus und der Böttcherstraße auch ein mehrtägiges Workcamp im Konzentrationslager Bergen-Belsen auf sich und ihre Gäste genommen – und damit bei den russischen SchülerInnen nicht nur Wohlwollen geerntet.

Manche aus der Begegnungsgruppe glaubten, solch ein Programm könne nicht ernst gemeint sein – die deutschen SchülerInnen wollten sich angesichts der vielen Gräber russischer Kriegsgefangener wohl nur als historisch reumütig darstellen. Andere fanden, solch ein Ort müsse vielleicht nicht durch praktische Arbeit als Mahnmal erhalten werden. „Reicht es nicht, die Dokumente zu bewahren?“, fragte der 15-jährige Russe Feodor. Die Deutschen sprechen derweil von „Sprachschwierigkeiten und Missverständnissen“, die sich im Lauf des gemeinsamen Arbeitens und Redens aber aufgeklärt hätten. „Der Aufenthalt in Bergen-Belsen war total intensiv“, sagt Frauke. „Da waren die beiden Gruppen den ganzen Tag und abends lange zusammen.“

Zwei Gruppen übrigens, deren TeilnehmerInnen auch auf den zweiten Blick anhand von Äußerlichkeiten nicht schnell als östlich oder westlich einzuordnen waren. Gleichermaßen müde und erschöpft lagerten sie am Abschiedstag auf Schultischen und Bänken. „Wir hoffen, es hat Euch gefallen. Trotz des Wetters“, beschloss Geschichts-Lehrer Lutz Gerding den letzten von zehn weitgehend verregneten Begegnungstagen – und erntete gleichlautendes Husten aus allen Ecken.

Dann brach – anlässlich der russischen Erwiderung – ein letztes Mal russischer Stimmenwirrwarr aus und die russische Übersetzerin zögerte ein letztes Mal, wie sie diese jugendliche Direktheit nun wieder so übersetzen sollte, dass die Gastgeber von der deutschen Partnerschule sich nicht vor den Kopf gestoßen fühlen würden.

Und da stöhnte auch der deutsche Lehrer ein letztes Mal leise auf: „Geht das schon wieder los“ – bevor er eine Flasche Krim-Sekt in Empfang nahm und die allgemeine Lust auf Abschiedsessen die binationale Truppe schnell aus dem Schulraum fegte. Hin zum Büffet. Zum Bremer Bahnhof. Und zur nächsten Begegnung, die gerade eben in Moskau begonnen hat.

ede

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