piwik no script img

Schüsse in SindelfingenZwei Tote, Motiv unklar

Im Mercedes-Werk in Sindelfingen sind am Donnerstagmorgen Schüsse gefallen. Das Motiv des mutmaßlichen Täters ist noch völlig unklar.

Auf dem Werksgelände von Mercedes-Benz in Sindelfingen Foto: Julian Rettig/dpa

Stuttgart/Sindelfingen rtr/dpa/taz | Nach Schüssen im Mercedes-Werk Sindelfingen sind nach Angaben des Unternehmens zwei Todesopfer zu beklagen. „Wir bestätigen, dass zwei Personen verstorben sind“, erklärte Mercedes-Benz am Donnerstag. Eine Person befinde sich in polizeilichem Gewahrsam. „Es handelt sich um Mitarbeitende eines externen Dienstleisters.“ Die tragische Nachricht aus Sindelfingen habe alle zutiefst bestürzt.

Bei den Toten handelt es sich um Mitarbeiter der Firma Rhenus. Dies sagte eine Sprecherin des Logistikdienstleisters. In den Vorfall seien drei festangestellte Rhenus-Mitarbeiter verwickelt gewesen. „Management und Mitarbeiter der Rhenus Automotive sind schockiert über den Vorfall und sprechen den Opfern, ihren Angehörigen und allen Zeugen des Vorfalls ihr tiefstes Mitgefühl aus“, teilte das Unternehmen mit. Nähere Angaben wurden auf Nachfrage nicht gemacht.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hatte erklärt, sie gehe von einem Einzeltäter aus. Es handele sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen 53 Jahre alten Mann. Der Verdächtige soll noch am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Das Motiv für die Tat ist unklar. Die beiden Opfer sind 44 Jahre alt.

Der Notruf ging bei der Polizei demnach um 7.45 Uhr ein. Für die Mitarbeitenden im Werk und für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr. Die Polizei hat die mutmaßliche Tatwaffe sichergestellt. Ein Sprecher sagte weiter, er habe keine Infos, um was für eine Waffe genau es sich handelt. Der festgenommene Verdächtige solle zu Tat und Motiv vernommen werden. Zudem fänden zahlreiche Befragungen von Zeugen statt.

Schüsse fielen bei laufender Produktion

Mit Verweis auf Beschäftigte berichtete die Bild, es handele sich beim Tatort um die neue Factory 56, wo die S-Klasse produziert wird. Die Hintergründe der Tat seien unklar, zitierte die Zeitung eine Polizeisprecherin. „Kein Amoklauf“, hieß es von der Polizei.

Die Schüsse in dem Sindelfinger Werk von Mercedes-Benz fielen bei laufender Produktion. Es seien am Donnerstagmorgen viele Mitarbeitende in der Halle gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Informationen zu einer Zahl der Zeugen lagen ihm zunächst nicht vor. Die Mitarbeitenden in der betroffenen Halle hätten das Werksgelände verlassen, hieß es seitens des Autobauers. Sie werden psychologisch betreut. „Die Produktion läuft normal weiter, bis auf besagte Halle“, so das Unternehmen.

Sindelfingen liegt bei Stuttgart im Kreis Böblingen. Das dortige Werk von Mercedes-Benz ist mit einer mehr als hundertjährigen Geschichte das traditionsreichste des Konzerns.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • „Die Produktion läuft normal weiter, bis auf besagte Halle“, so das Unternehmen.

    So, jetzt kommen mal alle wieder runter und dann ran an den Speck!

    Ich liebe den Kapitalismus.

  • Sehr erstaunlich diese Passage im Beitrag:



    "Die Polizei hat die mutmaßliche Tatwaffe sichergestellt. Ein Sprecher sagte weiter, er habe keine Infos, um was für eine Waffe genau es sich handelt."



    Wenn Schüsse gefallen sind, wird es sich wohl um eine Schusswaffe handeln. Welches Fabrikat ist nicht wirklich relevant, wenn man den Täter samt Waffe direkt nach der Tat festsetzen konnte.



    Zur Not können die Beamten ja Genaueres mit Hilfe der Google-Foto Suche herausfinden.

  • Das Jemand in eine Fabrik kommt und dort einfach so einen Mitarbeiter erschießt, ist sehr bedenklich.



    Hoffentlich werden wir uns nicht auch an so etwas gewöhnen müssen.

    • @Matthias Berger:

      Befürchten sie, die neue „S-Klasse“ könnte nicht pünktlich fertig werden? Kann sie beruhigen: Dank „Leiharbeit“ sind Mitarbeiter:Innen binnen Minuten zu ersetzen. Soweit so schlecht.