Schüsse auf Rapper: Massiv unklar

Die Umstände des Attentats auf den Rapper Massiv in Neukölln bleiben weiter nebulös. Bisher gibt es keinerlei Spur, wer der Täter war. Das schürt Spekulationen.

Nachwuchsrapper mit Pali-Tuch und dicken Armen: Massiv Bild: DPA

Die Menschen in der Neuköllner Schierker Straße wundern sich. In allen Zeitungen hatte es gestanden: Mehrere Schüsse sollen gefallen sein, auf einen Rapper namens Massiv, in ihrer Straße. Doch gehört hat niemand was, Schüsse schon gar nicht. Die Wirtin in der "Rixdorfer Molle" zieht nur die Schultern hoch, die Verkäuferin im Kiosk schüttelt den Kopf, und Mustafa El-Nomeri vom Sisha-Cafe an der Ecke findet die ganze Geschichte ohnehin sehr dubios. "Wenn man in so einer ruhigen Straße aus nächster Nähe jemanden erschießen will, dann trifft man den doch, dann ist er weg." Für ihn ist die Sache klar: "Der hat sich doch selbst eine Nummer gedreht."

Mit der Theorie steht er nicht alleine da. In Musik-Internetforen wird kräftig spekuliert, Massiv habe das Attentat von Montagnacht gezielt inszeniert. Laut Polizei hatte ein bislang unbekannter Mann aus nächster Nähe auf den 25-jährigen Rapper geschossen, als dieser gerade telefonierte, und ihn dabei am Arm verletzt. Massiv kam kurz zur Behandlung ins Krankenhaus.

In wenigen Tagen erscheint sein neues Album. Es ist dieser zeitliche Zusammenhang, der viele zweifeln lässt. Denn Rapper mit Schusswunden verkauften sich nun einmal gut auf den Schulhöfen. Sie verleihen dem Gangster-Rapper den nötigen Ruch des Gefährlichen und Street Credibility. So weit die Inszenierungs-Theorie.

Kenner der Szene sind jedoch skeptisch. "Natürlich beweist so ein Vorfall erst einmal, dass ein Gangster-Rapper tatsächlich in der Welt lebt, von der er rappt", sagt Tobias Kargoll, Vize-Chefredakteur von hiphop.de und Autor beim Rap-Magazin Juice. Da Rapper immer von Authentizität lebten, würden solche Vorfälle gerne für Marketing-Zwecke ausgenutzt. "Aber dass man das tatsächlich inszeniert, kann ich mir kaum vorstellen", sagt Kargoll.

Für die Theorie spricht, dass die Verkaufserwartungen an sein neues Album sehr hoch seien, sagt Rap-Journalist Kargoll. Rätselhaft ist darüber hinaus, wie keine 25 Minuten nach der Tat im Internetforum des Rappers von dem Attentat berichtet werden konnte.

Gegen die Inszenierungs-Theorie spricht, dass er tatsächlich getroffen wurde. Die Polizei spricht von einem "Hautdurchschuss am rechten Oberarm", das ist kein Kratzer. Außerdem soll der Rapper laut Medienberichten die Nähe eines arabischen Clans gesucht haben, der seine Geschäfte mit Drogen und Prostituierten macht. Das wären gefährliche Freunde.

Im Internet sind die Schüsse derweil Anlass, über Schulreformen nachzudenken. "Aus nächster Nähe in die Schulter ", sinniert ein Teilnehmer des Forums "Spreeblick", "vielleicht sollte man in den Neuköllner Hauptschulen endlich Schießunterricht einführen."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.