Kommentar: Schluß mit gesellig
■ Wenn Gesamtschulen so sparen wie sie sollen, büßen sie ihre Legitimation ein
Sicher: Hamburgs Gesamtschulen müssen weniger sparen als Gymnasien und Berufsschulen. Dennoch sind sie von den geplanten Kürzungen der Schulbehörde stärker betroffen als andere Lehranstalten. Denn hier wird am Konzept gesägt.
Das Charmante an Gesamtschulen ist die Idee, daß gerade jene SchülerInnen gemeinsam ihre Vormittage verbringen, die sich normalerweise allenfalls in der U-Bahn treffen: angehende AbiturientInnen, HauptschülerInnen und solche, die nach der zehnten Realschulklasse abgehen. Sie sollen gemeinsam, aber trotzdem leistungsgerecht unterrichtet werden. Das funktioniert nicht ohne Zusatzstunden, in denen nach Gruppen getrennt gelernt wird.
Doch genau diese sogenannten Lehrermehrstunden will die Behörde nun kürzen. Daraus folgt, daß GesamtschülerInnen genauso unterrichtet werden wie alle anderen – aufgeteilt nach Klassen und nur am angestrebten Abschluß orientiert. Dann ist Schluß mit gesellig; nichts ist mehr mit Integration.
So büßen Hamburgs Gesamtschulen ihre Legitimation ein. Sie leisten nichts mehr, was andere Schulen nicht auch könnten. Warum also sollten Eltern ihre Kinder nicht gleich zum Gymnasium oder zur Realschule schicken?
SPD-Schulsenatorin Rosemarie Raab muß sich entscheiden, ob sie die lange gehätschelten Gesamtschulen erhalten will oder ob sie das Konzept kaputtspart. Denn wenn sie nur noch aus drei zusammengeklebten Schulformen bestehen, kann man die Gesamtschulen auch abschaffen. Judith Weber
Bericht Seite 22
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