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Schlöndorff-StreitAmphibien vs. Autoren

Volker Schlöndorff sollte den Roman "Die Päpstin" verfilmen - und wurde von Constantin-Film gekündigt.

Will nicht auf den größten Haufen... : Volker Schlöndorff Bild: dpa

"In welcher Welt lebt Volker Schlöndorff eigentlich, wenn er heute für eine Trennung von Film und Fernsehen plädiert?" Diese Frage stellte Günter Rohrbach vor wenigen Tagen in der

Er stand nämlich kurz vor Drehbeginn zur Donna-Cross-Verfilmung "Die Päpstin", die als derartigen "Amphibienfilm" zu drehen ihm die Produktionsfirma Constantin aufgetragen hatte. In eigener Sache antwortete denn auch der Multifunktionär Günter Rohrbach. Der Produzent von "Das Boot" hat einst den Begriff "Amphibienfilm" erfunden und ist heute nicht nur Präsident der Deutschen Filmakademie, sondern produziert auch noch das Amphibienprojekt "Anonyma" der Constantin, in deren Aufsichtsrat er zudem sitzt. Man müsse doch froh sein, lässt sich Rohrbachs Gegenargument zuspitzen, wenn im Fernsehen überhaupt noch deutsche Filme zu sehen seien - zur Not dann halt auch gestreckt oder "gepanscht" (Schlöndorff).

Der Replik per Zeitungsartikel folgten inzwischen drastischere Maßnahmen: Am Freitag erreichte Volker Schlöndorff per E-Mail die Kündigung als Regisseur des "Päpstin"-Projekts, mit ausdrücklichem Hinweis auf die geschäftsschädigenden Äußerungen in der Zeitung. Gestern legte dann Schlöndorff in der SZ noch einmal nach und machte expliziter, worum es eigentlich geht: ums liebe Fördergeld nämlich. Durch die von vornherein eingeplante Zweitverwertung habe das Fernsehen plötzlich auch Zugriff auf die eigentlich nur fürs Kino bereitstehenden Töpfe.

"Die Regisseure der Berliner Schule, die Filmautoren und die Unabhängigen", so Schlöndorff, "werden sich teilen müssen, was übrig bleibt." Das ist umso gravierender, als das anspruchsvolle Kino finanziell und ästhetisch sowieso zusehends stranguliert wird. Es gibt nicht mehr viele Fernsehredaktionen, die den deutschen Film abseits der ästhetisch und erinnerungspolitisch verlässlich reaktionären Constantin-Großproduktionen noch fördern. Das war in den von Rohrbach als Präzedenzfall angeführten Siebzigerjahren noch ganz anders. Da hatte der Autorenfilm noch eine selbstverständliche Förderquelle und Heimat im deutschen Fernsehen. Heute dagegen scheißen in der großen Public Private Partnership der Film- und Fernsehförderung fast alle am liebsten auf die jeweils größten verfügbaren Haufen - und das sind seit Jahren an vorderster Stelle die Constantin-Produktionen.

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3 Kommentare

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  • P
    popcornhexe

    komisch eigentlich, dass in der deutschen, streng hierarchisch organisierrrrten filmbrrrrrranche immer noch geht, was in allen anderen bereichen längst verpönt ist...

    das reaktionäre kino von den cleverles constantin und teamworx wird spätestens dann vom bildschirm (und hoffentlich auch aus den kinos) verschwinden, wenn die ewiggestrige zielgruppe (endlich!) in der grube liegt. bis dahin sollten wir einfach tun, was wir immer tun: umschalten! oder simpsons gucken.

  • VR
    Volles Rohr

    Als Filmschaffender kann ich Schlöndorff nur zustimmen. Diese drastischen Auswirkungen einer Kritik in Form einer Kündigung offenbart zudem die Marktmacht und die Gemengelage: In Deutschland gibt es übermächtige Sender und Constantin. Das sind die Player, die alles entscheiden. In Frankreich hingegen wird z.B. von einer "Diktatur der Produzenten" gesprochen, da die Sender weitgehend entmachtet sind. Sie müssen per quote ankaufen und nehmen, was die Produzenten anbieten, haben keine Mitbestimmung bei der Förderung, in die sie jedoch einzahlen müssen. Da die Produzenten in Frankreich eng mit den Autoren und Regisseuren zusammenarbeiten, entstehen in der Masse daher auch viele gute Filme, jedenfalls mehr als in Deutschland.

    In Deutschland ist die Situation gegenteilig: Hier wird oft von einer "Diktatur der Sender" gesprochen. Die Sender müssen zwar in die Kinoförderung einzahlen, dürfen aber auch mitbestimmen, wer davon was erhält. Klar, daß vorwiegend eigene Projekte gefördert werden, die über Tochterfirmen oder Verbündete eingereicht werden. So kommen die Sender in den Genuß einer Kofinanzierung durch den Steuerzahler, der ja auch in die Fördertöpfe einzahlt. TV-Großproduktionen mit Mitteln der Filmförderung sind die Folge. Reine Kinofilme haben es hingegen schwer. Die Logik der Sender aber heißt Quote und nicht Qualität. Daher wird die Masse der in Deutschland produzierten Filme erheblich flacher. Schade drum. Daß sich Schlöndorff dagegen wehrt ist nicht verkehrt. Aber die Forderung müßte weitergehen: Sender entmachten, Errichtung eines Kinosystems wie in Frankreich.

    PS: Das französische Fernsehen profitiert paradoxerweise ganz enorm mit guten Quoten durch die qualitativ besseren Filme .

  • T
    trudi66

    Na Bravo, Schlöndorff!!

    Soviel Stehvermögen und berechtigte Kritik hätte ich von ihm nicht erwartet.

    Schlöndorff´s Kritik ist durchaus berechtigt. Wo sind die kleinen Filme von jungen Regisseuren im deutschen Fernsehen. Das kleine Fernsehspiel als

    abschussrampe für Regieabsolventen ist ja wohl ein winziges Bonbon für den durchaus kritischen Fernsehzuschauer..

    Und ich wundere mich, warum ich mehr und mehr amerikanische Filme und Serien mag. Dort werden Gelder auch für Versuchballons (!) ausgegeben. Das deutsche Fernsehen ist provinziell, kleinkariert und ohne eigene Idden. Allenfalls Riesenprojekte wie

    TV-Mehrteiler - Sturmflut-Luftbrücke-Dresden werden produziert..und dann werde diese Stoffe auch noch "verballert" hätten Sie doch das Zeug zum richtig großen Kino gehabt....