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Schleppende Erdbebenhilfen für SyrienGrenze auf, Hilfe rein!

Jannis Hagmann
Kommentar von Jannis Hagmann

Politisch mag es komplex sein, Hilfe nach Syrien zu bringen. Faktisch braucht es aber nur eins: eine offene Grenze zwischen der Türkei und Nordsyrien.

Wer Glück hat, kann in einem Auto oder Zelt schlafen, Jandaris im syrischen Rebellengebiet Foto: Khalil Ashawi/reuters

S audi-Arabien und die irakischen Kurden haben es vorgemacht: Sie haben eigene Hilfskonvois in die von den Erbeben schwer getroffenen Gebiete Syriens geschickt, die von Aufständischen kontrolliert werden. Zuvor waren nur vereinzelt Hilfslieferungen der UN eingetroffen. Dass eine Woche nach den Beben die Hilfskonvois noch an einer Hand abzählbar sind, dass der erste UN-Konvoi überhaupt erst drei Tage nach der Katastrophe ankam, ist ein Armutszeugnis.

Für die Verschütteten in Syrien dürfte es spätestens in den nächsten Tagen endgültig zu spät sein. Sie werden dann Opfer davon geworden sein, dass es den wenigen Hilfskräften an schwerem Bergungsgerät fehlte. Aber viele Probleme, die ohnehin schon bestehen, werden erst jetzt richtig eskalieren. Es fehlt an sauberem Trinkwasser, während Regenfälle die Notunterkünfte heimsuchen könnten. Überschwemmungen bedrohen vor allem die Binnenvertriebenen in den Lagern, welche nach den Beben weiter anwachsen werden. Cholera wird sich ausbreiten.

Was es jetzt braucht, ist Hilfe in ganz großem Maßstab. Zwar ist es politisch komplex, Hilfe nach Syrien zu bringen. Faktisch braucht es aber nur eins: eine offene Grenze zwischen der Türkei und Nordsyrien. Ob das Assad-Regime es tatsächlich wie angekündigt ermöglicht, Hilfe über die Frontlinien innerhalb Syriens in die Rebellengebiete zu bringen, ist nebensächlich. Auf ein Versprechen eines Regimes, das nicht davor zurückschreckte, Aushungern als Waffe einzusetzen, darf man sich nicht verlassen. Hilfe muss direkt und von außen kommen.

Gefragt ist also die Türkei, so betroffen sie auch selbst ist. Ankara muss alle nötigen Grenzübergänge sofort für humanitäre Hilfe öffnen. Dass damit die Souveränität des syrischen Staats verletzt werden könnte, der fordert, dass die Hilfe über Damaskus abgewickelt wird und von der Regierung verteilt wird, spielt keine Rolle. Aus völkerrechtlicher Sicht braucht es keine UN-Resolution, um Menschen in Not zu helfen. Das muss jetzt genutzt werden, um schnell zu handeln.

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Jannis Hagmann
Redakteur Nahost
ist Redakteur für Nahost & Nordafrika (MENA). Davor: Online-CVD bei taz.de, Volontariat bei der taz und an der Evangelischen Journalistenschule Berlin, Studium der Islam- und Politikwissenschaft in Berlin und Jidda (Saudi-Arabien), Arabisch in Kairo und Damaskus. Er twittert unter twitter.com/jannishagmann
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2 Kommentare

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  • „Faktisch braucht es nur eine andere Welt, um eine bessere Welt zu bekommen.“ Oder wie?

  • "Ob das Assad-Regime es tatsächlich wie angekündigt ermöglicht, Hilfe über die Frontlinien innerhalb Syriens in die Rebellengebiete zu bringen, ist nebensächlich."

    Warum sollte das nebensächlich sein? Wenn dann auf syrischem Gebiet dann die Transporte mit Hilfsgütern aufgehalten, oder gar angegriffen oder ausgeraubt / konfisziert werden dann war es ja umsonst.

    "Dass damit die Souveränität des syrischen Staats verletzt werden könnte, der fordert, dass die Hilfe über Damaskus abgewickelt wird und von der Regierung verteilt wird, spielt keine Rolle."

    Wenn der syrische Staat deswegen die Hilfslieferungen behindert, kann das sehr wohl eine Rolle spielen.

    Ich warte auf eine Erläuterung, wie man Hilfsgüter durch von Assads Truppen kontrollierte Gebiete bringen soll, wenn dieser sich quer stellt; sonst ist die ganze Argumentation für mich nicht nachvollziehbar.



    Oder sollte man Syrien militärisch besetzen, und das Regime aus dem Weg räumen, damit Hilfsgüter durchkommen?