piwik no script img

Schlappe für Nagel

Jetzt doch: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Polizisten wegen Todesschuss auf flüchtigen Autofahrer

Schwere Schlappe für Polizeipräsident Udo Nagel: Sein Versuch, den Todesschuss eines Polizisten am Sonntag auf den flüchtigen Autofahrer Peter K. im „Vorermittlungsverfahren“ zu den Akten zu legen, schlug fehl. Die Mordkommission leitete nun ein Verfahren gegen den 37-jährigen Kommissar wegen „fahrlässiger Tötung“ ein. Inzwischen gesteht Rüdiger Bagger, Sprecher der Staatsanwaltschaft: „Mir ist das alles auch nicht mehr ganz klar.“ Und Polizeisprecherin Ulrike Sweden gestern rechtfertigend: „Wir haben von Anfang an wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.“

Der Vorfall hat inzwischen intern zu heftigen Turbulenzen geführt. Die Staatsanwaltschaft hatte zunächst nicht gegen eine konkrete Person ermittelt, obwohl es einen Beschuldigten gab: „Ein ganz normaler Vorgang“, behauptet Bagger. „Es muss geklärt werden, ob das Opfer schon vor dem Schuss tot war.“

Parallel zur Pressekonferenz von Bagger und Nagel am Montag (taz berichtete) hat aber die Vernehmung des Polizisten stattgefunden. Danach sei ein „förmliches Verfahren wegen fahrlässiger Tötung“ eingeleitet worden, sagt Bagger. Der Beschuldigte habe „eine umfangreiche Einlassung gemacht“. Die Vernehmung sei „nicht Auslöser des Verfahrens“ gewesen, beteuert hingegen Sweden.

Das Verfahren wird aber nicht vom Dezernat Interne Ermittlungen (DIE) geleitet, das eigentlich zuständig ist für Beamtendelikte. Dies – direkt SPD-Innenstaatsrat Walter Wellinghausen unterstellt – hatte bereits unmittelbar nach der Tat „kein Interesse“ signalisiert. Kai von Appen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen