Scharmützel zwischen USA und Pakistan: Mehr als nur ein großes Missverständnis
In den USA gilt der langjährige Verbündete im Kampf gegen den Terror als unsicherer Kantonist. Das Land weigert sich, gegen die in Afghanistan aktiven Haqqanis vorzugehen.
MANAMA taz | Man werde das Vaterland bis auf den letzten Blutstropfen verteidigen, versicherte Pakistans Politiker und Sportlegende Imran Khan am Dienstag. Die als moderat geltenden Barelvi-Geistlichen riefen die Pakistaner gar zum "Dschihad" gegen die Vereinigten Staaten auf. Und das Verteidigungskomitee des pakistanischen Senats versicherte, Pakistan sei sehr wohl in der Lage, sich gegen einen Angriff der USA zur Wehr zu setzen. Die Beziehungen zwischen den ungleichen Verbündeten Pakistan und Amerika befinden sich zurzeit auf einem neuen Tiefpunkt.
Die USA beschuldigt das in Afghanistan operierende Haqqani-Terrornetz, amerikanische Stützpunkte und andere Ziele anzugreifen - im Auftrag Pakistans. Gleichzeitig forderten die USA von Pakistan, gegen die Gruppe vorzugehen, die in Pakistan ihren Unterschlupf haben soll.
Das führte am Dienstag zu einer ungewöhnlichen Reaktion der Haqqanis: Sie würden nicht von Pakistan kontrolliert, versicherten sie. "Jede unserer zivilen und militärischen Aktivitäten ist unsere eigene Initiative und Tat", schrieb die Gruppe auf der Website der Taliban.
Das Säbelrasseln auf beiden Seiten führt zu diplomatischen Überstunden in Islamabad: Saudi-Arabien, ein Verbündeter des Westens und vertrauter Partner Pakistans, schickte Gesandte, um den gefährlichen Konfrontationskurs der beiden Länder abzuwenden.
Auch andere ausländische Delegationen sind in Pakistans ruhiger Hauptstadt unterwegs: China, ein Freund Pakistans, schickte seinen Vizeregierungschef Meng Jianzhou. Der Nachbar im Westen, Iran, sagte sich für Mittwoch an.
Unzuverlässiger Partner
Ein Ende des Konflikts ist nicht abzusehen: Die Zeitung New York Times wärmte am Dienstag einen Vorfall aus dem Jahre 2007 auf: Pakistanische Soldaten sollen im Grenzgebiet zu Afghanistan hinterrücks auf eine Gruppe amerikanischer Soldaten geschossen haben, dabei einen US-Soldaten getötet und drei weitere verletzt haben.
Pakistan, so das Fazit, sei schon immer ein unzuverlässiger Bündnispartner gewesen. Die Situation sei "immer noch angespannt und im Fluss", versicherte ein amerikanischer Diplomat anonym der pakistanischen Zeitung Express Tribune. Gleichzeitig pries Pakistans Innenminister Rehman Malik die Freundschaft mit dem Land der Mitte: "China ist immer für uns da", sagte er.
Pakistan weigert sich, militärisch gegen die Haqqanis vorzugehen. Offiziell heißt es, die militärischen Kapazitäten seien ausgelastet. Doch Pakistan fürchtet die blutige Rache der Terroristen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!