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Schanzen-BullereiUmarmung durch den Fernsehkoch

Jan Kahlcke
Kommentar von Jan Kahlcke

Restaurants wie das von Tim Mälzer sind nicht ganz unschuldig daran, dass sich das Hamburger Schanzenviertel zur Amüsiermeile entwickelt hat. Um Differenzen zu vermeiden, wäre es klug von dem Fernsehkoch, sich mit den Stadtteil-Aktivisten ins Benehmen zu setzen.

I m Hamburger Schanzenviertel wird derzeit um die Aufwertung des Viertels gerungen. Längst ist der Stadtteil zur Amüsiermeile mit regionaler Anziehungskraft geworden. Auch jene Bewohner, die das Viertel einst "entdeckt" und mit ihren bunten Lebensentwürfen interessant gemacht haben, fürchten sich nun vor Verdrängung - oder wenigstens vor Belästigung durch Tagestouristen aus dem ganzen Norden.

Das Restaurant "Bullerei" ist mehr als ein Mosaikstein in dieser Entwicklung: Trotz moderater Preise und Großraum-Atmosphäre gilt es als Magnet für besonders zahlungskräftige Kundschaft - wegen des prominenten Besitzers, des Fernsehkochs Tim Mälzer. Dass das Restaurant vis à vis dem Schlachthof deswegen zum Anschlagsziel werden könnte, ist nicht abwegig in einer Straße, in der regelmäßig Streetwear-Läden oder der örtliche Apple-Vertragshändler entglast werden.

Mälzer braucht nur nach nebenan zu schauen: Dort sieht er die nagelneue McDonalds-Filiale, rund um die Uhr unter Polizeischutz. Das kann er nicht wollen. Deshalb ist es klug, wenn er sich mit den Stadtteil-Aktivisten ins Benehmen setzt. Es muss ja nicht gleich Liebe werden, Koexistenz genügt.

Wenn er nun noch ab und an in der Volxküche in der autonomen Roten Flora vorbeischaut und den ehrenamtlichen Kollegen am Herd ein paar Tipps gibt, kann sogar mehr draus werden.

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Jan Kahlcke
Redaktionsleiter
Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück
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9 Kommentare

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  • E
    Eddy

    Noch keine Kommentare eingegangen ??

    Glaub ich euch nicht:-))

  • P
    pvst

    Weimar lässt grüßen...

    Danach hatten wir National - und Internationalsozialismus.

    Wehret den Anfängen!

    Keine Toleranz der Intoleranz!

  • R
    Reinhard

    Mälzer, der sich rechtskonform verhält, soll sich also mit denen verständigen, die vom Recht nichts halten? Ein eigenartiges Rechtsverständnis des Autors. Besser wäre es, Straftäter, aus dem linksextremen Spektrum, die fremdes Eigentum beschädigen, als das zu bezeichnen, was sie sind: gewöhnliche Kriminelle.

  • F
    Felicite

    Es ist unglaublich, mit welcher Selbstverständlichkeit in diesem Kommentar einem Betroffenen geraten wird, "sich mit den Stadtteil-Aktivisten ins Benehmen" zu setzen, um nicht Gefahr zu laufen wie andere "entglast" zu werden. Herr Mälzer soll also durch gefälliges Handeln Gewalt gegen sein Restaurant abwenden. Diese Art von Klugheit, die der Kommentator hier anrät, führt in anderen Fällen dazu, dass Restaurant-Besitzer Schutzgeld zahlen.

     

    Die Bereitschaft, mit der von einigen Linken der "Druck der Straße" gutgeheißen oder zumindest akzeptiert wird, ist fahrlässig. Wenn Gewalt ein legitimes Mittel zu Durchsetzung der eigenen Interessen sein soll (auch wenn diese Interessen noch so ehrenhaft sind), muss man sich klarmachen, dass der "Druck der Straße" von rechter Seite viel brutaler sein wird. Soll sich wirklich der mit seinen Interessen durchsetzen, der das größte Gewaltpotenzial hat?

  • E
    Entglast

    "Entglast" ist eine schöne Umschreibung für die Zerstörung von Privateigentum. Ist ja eigentlich eine Straftat.Andere Passagen klingen eigentlich nach Erpressung: "das kann er ja nicht wollen". Und sicher ist Herr Mälzer nicht derjenige, der die "friedliche Koexistenz" gefährdet.

     

    Als Berliner bin ich mit der Situation im Schanzenviertel nicht eng vertraut - militante Straftäter, die sich unter dem Deckmantel der "Gentrifizierungskritik" strafbar machen, gibt es auch in Berlin genug.

    Wenn in Ostdeutschland Rechtsextreme gegen Moscheen in der Nachbarschaft demonstrieren, ist der Aufschrei der "Anständigen" groß - wenn Linksautonome und Alternative zu Gewalt greifen, um ungeliebte Nachbarn loszuwerden, dann nennt sich das "Gentrifizierungskritik". Zweierlei Maß, oder?

  • HH
    Holger Halfmann

    Gute Idee so ein Joint Venture - bleibt nur zu hoffen das die Floristen es auch annehmen (würden)

     

    In solchen Gastronomiebetrieben (da geh ich lieber zu Alimaus oder koche selber) wird immer wahnsinnig viel entsorgt - das könnte Herr Mälzer der Flora Vokü und dem Cafe Augenblick anbieten oder Anwohnern zu ner bestimmten Zeit am Abend/in der Nacht zur Abholung...

  • HH
    Holger Halfmann, Anwohner

    Zitat: "fürchten sich nun vor Verdrängung - oder wenigstens vor Belästigung durch Tagestouristen"

     

    RICHTIG: 2 Räumngsklagen (trotz immer gezahlter Miete) Schikane wo es geht, Gewalttaten durch den Wirt des Tapas (siehe http://azoren2007.blogspot.com/2009_05_31_archive.html) und:

     

    Neulich vor dem PIAZZA (Lokal neben TAPAS auf dem gleichnamigen Piazza auch Achidi John Platz gennnt, Höhe Schulterblatt 84): Ich stelle mein Trike auf der ÖFFENTLICHEN WEGEFLÄCHE vor der Ausengastronomie ab und werde von einem Gast deswegen angepisst. Als ich ihn zur Rede stelle, das es da nicht nur Kneipen gibt, sondern ich da auch WOHNE, den Platz auch nutzen dürfe, werde ich angemacht, das ich doch wegziehen solle..

     

    Immerwieder ist der Eingangsbereich des Hauses blockiert mit Bänken, Kinderwagen oder herumstehenden.

  • S
    schlegel

    Ja so ist das mit unseren wackeren Kämpfern für die Freiheit welweit. Wenn jemand ihre "bunten Lebensentwürfe" (die nicht selten von Dritten bezahlt werden) stört und als Tourist "belästigt", dann wird halt Gewalt angewandt. Wer sich den Unangepassten nicht anpasst, der wird halt "entglast".

  • PH
    Plietsche Hamburgerin

    Ich bin sicherlich kein Tim Mälzer Fan - ganz im Gegenteil, aber mir ist T.M. immer noch lieber als Ketten a la Schweinske usw. Billig essen ist nicht gleich Qualität.

    Mälzer hat was eigenes und Persönlichkeit, ob einem der Mann nun gefällt oder nicht. Mir ist ein Hamburger mit eigenen Ideen lieber als totaler Mainstream.