Schaffermahl weiter Männerdomäne: Frauen bleiben Bremer Herren wurst
Bei der traditionellen Bremer Schaffermahlzeit kommen Frauen auch künftig über die Rolle von Zaungästen nicht hinaus. Im Herbst könnte neu entschieden werden.
Nachdem bereits im Januar mit dem Eiswettfest eine ausschließlich Männern vorbehaltene Bremer Traditionsveranstaltung für Aufsehen gesorgt hatte, weil Bürgermeisterin Karoline Linnert (Grüne) nicht daran teilnehmen durfte, rückte auch die Schaffermahlzeit in den Fokus der Öffentlichkeit. Denn obwohl die kauf- und seemännischen Stiftungsmitglieder seit 2015 auch Frauen einladen, kann hier von Gleichberechtigung keine Rede sein: Genau vier Frauen durften dem „Brudermahl“ seither beiwohnen, ihnen gegenüber stehen über 300 Männer. Ganz vielleicht, wurde am Dienstag angedeutet, werde man deren Zahl aber künftig erhöhen.
Die Gründe für das hartnäckige Festhalten an der Männerdominanz muten skurril an: Es sei „eben schwer“, so ein bremisches Kulturgut zu verändern, sagte Matthias Claussen, Vorsteher der Stiftung Haus Seefahrt, die die Schaffermahlzeit ausrichtet, gegenüber Radio Bremen. So gebe es beispielsweise die Sorge, dass wegen der Frauen die Speisenfolge – Stockfisch, Braunkohl mit Pinkel, Kalbsbraten, Butt und Seefahrtsbier – umgestellt werden könnte, „aus gesundheitlichen Gründen“.
„Es gibt einfach Menschen, die in der Vergangenheit leben und vor allem Neuen Angst haben“, sagt der Schaffer Thilo Schmitz. Mit ihnen müsste man in Ruhe reden. Von der Generalversammlung habe sich die Öffentlichkeit zu viel versprochen, „denn hier hat ja keine Wahl stattgefunden, sondern es wurde lediglich ein Stimmungsbild eingefangen“. Seiner Wahrnehmung nach seien es dort lediglich 20 von 350 Mitgliedern des Hauses Seefahrt gewesen, die nichts ändern wollten.
„Intensives Nachdenken“ im Herbst – vielleicht
Und diesen „Knall“, wie er es nennt, habe die Generalversammlung seiner Meinung nach durchaus verstanden: „Ich bin mir sicher, dass beim nächsten Mal mehr Frauen dabei sein werden.“ Er könne sich überdies vorstellen, sagt Schmitz, „dass im Herbst intensiv darüber nachgedacht wird, auch Schafferinnen zuzulassen“.
Wie viel Zeit vergehen wird, bis das in die Tat umgesetzt wird, steht in den Sternen. Fest steht: Vorerst bleibt es, wie es ist. Bremens Frauenbeauftragte Bettina Wilhelm sagt dazu: „Chance vertan, schade.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!