Schadensrekorde bei Bäumen: Klimaziel lebt, Wald stirbt

Deutschland stieß 2019 deutlich weniger CO2 aus und nähert sich so dem Klimaziel. Aber Dürre und Käfer killen mehr Bäume als zuvor.

Ein Baumstumpf steht inmitten von Fichten in einem Wald

Die Wälder in Deutschland leiden unter der Trockenheit und Käfern Foto: Fabian Strauch/dpa

BERLIN taz | Die Bundesregierung verkündet Fortschritte beim Klimaschutz – gleichzeitig aber steigen auch wegen der Erderwärmung aktuell die Waldschäden weiter an und die Bauern klagen über eine schlechte Ernte.

Während das Bundeskabinett am Mittwoch den Klimaschutzbericht 2019 beschloss und stolz verkündete, die CO2-Emissionen seien seit 1990 um 35,7 Prozent gesunken, veröffentlichte das Landwirtschaftsministerium neue Schadensrekorde aus den deutschen Wäldern. Schon am Vortag hatte der Bauernverband gewarnt, wegen der anhaltenden Dürre sei die Ernte auch 2020 im dritten Jahr in Folge schlechter als im Schnitt der letzten fünf Jahre.

Der Klimaschutzbericht verkündet für 2019 805 Millionen Tonnen CO2-Emissionen, deutlich unter der Vorgabe aus dem Klimaschutzgesetz für 2020. Grund für den Erfolg sei vor allem der starke Rückgang in der Energiewirtschaft (etwa minus 17 Prozent), der durch höhere Preise im EU-Emissionshandel getrieben wird.

Wieder einmal steigen die CO2-Emissionen im Verkehr

Auch in den Bereichen Industrie, Abfallwirtschaft und Landwirtschaft sanken die klimaschädlichen Emissionen. Mehr Klimagase kommen dagegen aus der Heizung und Kühlung von Gebäuden und aus dem Verkehr.

Die Coronakrise hat auf die Zahlen keinen Einfluss, da es sich um Daten für 2019 handelt. Wegen der Rezession, die die wirtschaftliche Aktivität 2020 massiv reduziert hat, rückt das ursprüngliche Klimaziel von minus 40 Prozent für 2020 aber in greifbare Nähe, heißt es in dem Bericht.

Dem deutschen Wald nutzt das alles allerdings wenig. Laut neuesten Zahlen aus den Bundesländern sind nun durch die extreme Dürre, Stürme und Schädlingsbefall insgesamt 178 Millionen Kubikmeter Schadholz angefallen statt bisher 160 Millionen. Aufgeforstet werden müsse nun eine Fläche von 285.000 Hektar (größer als das Saarland), bei der letzten Inventur waren es noch 245.000 Hektar.

„Dürre und Schädlinge haben die Widerstandskraft der Bäume so geschwächt, dass insbesondere die Fichten in den Tieflagen bestandsweise und sogar flächig absterben“, erklärte das Landwirtschaftsministerium.

Ähnlich düster sieht es bei den Bauern aus: Sie ernten in diesem Jahr 42,2 Millionen Tonnen Getreide (2016 und 2017: 45 Millionen), weil der Winter zu nass und das Frühjahr zu trocken waren. „Der Klimawandel manifestiert sich“, so Joachim Rukwied, Präsident des Bauernverbands, „wir haben nicht mehr die Stabilität bei den Erträgen, die wir vor 10, 15 Jahren noch hatten.“

Der Klimaschutzbericht der Bundesregierung zeige, dass „Deutschland beim Klimaschutz auf Kurs“ sei, sagte die umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Marie-Luise Dött. Der Emissionshandel zeige Wirkung. Umweltgruppen und die Opposition sahen Anlass zur Kritik. Das Klimaziel 2020 rücke „nicht wegen, sondern trotz der Klimapolitik der Großen Koalition“ näher, sagte Martin Kaiser, Geschäftsführer von Greenpeace. „Niemand darf milde Winter oder eine Wirtschaftskrise mit Klimapolitik verwechseln.“

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