Schadensersatzforderung für Hoyzer: Ein großer Batzen
Nach dem ersten Verhandlungstag sieht es nicht so gut aus für den ehemaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer - Der Deutsche Fußball-Bund verklagt ihn auf 1,8 Millionen Euro Schadenersatz.
BERLIN taz Nach Robert Hoyzer suchten die Besucher des Berliner Landgerichts am Tegeler Weg vergeblich. Der ehemalige Schiedsrichter sitzt seit Mitte Mai im Männergefängnis Berlin-Hakenfelde ein. Hoyzer verbüßt eine fast zweieinhalbjährige Haftstrafe wegen bandenmäßigen Betrugs. Vor der zweiten Zivilkammer unter Vorsitz von Richter Michael Hirschfeld wurde am gestrigen Mittwoch die Schadenersatzklage des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gegen Robert Hoyzer verhandelt.
Der Verband will 1,8 Millionen Euro vom betrügerischen Referee zurückhaben. Das ist ein stattlicher Betrag, der sich aus folgenden Posten zusammensetzt: Zunächst ist da der Außerordentliche Bundestag des DFB vom 28. April 2005, der wohl zur "Wahrung des Ansehens des DFB" einberufen wurde, wie der Richter vermutete. Die Kosten für den Bundestag soll Hoyzer tragen. Zudem soll er die im Vergleich des DFB mit dem Hamburger SV gezahlten 1,5 Millionen übernehmen; der HSV war im Pokalspiel gegen Paderborn wegen abstruser Entscheidungen Hoyzers ausgeschieden und wurde vom DFB nachträglich abgefunden, weil der Bundesligist nicht mehr in die Pokalrunde eingegliedert werden konnte.
"Es geht nicht darum, das weitere Leben von Herrn Hoyzer übermäßig zu belasten", sagte DFB-Anwalt Christoph Schickhardt zu Beginn der Verhandlung, worauf der Vertreter Hoyzers, Thomas Hermes entgegnete, wie komme es dann, dass der Großverband seinen Mandanten überhaupt mit solch einem Verfahren überziehe. Der Grund ist ganz einfach: Hoyzer arbeitet an einem Enthüllungsbuch und hat in einem Interview mit der Sport-Bild bereits angedeutet, dass es unangenehm für den DFB werden könnte: "Wenn ich Schiri-Chef Volker Roth eine Liste geben würde mit den Schiris, mit denen ich bis in die Nacht vor dem Spiel gefeiert habe, mit Mädels unterwegs war, dann muss er diese Liste komplett überdenken." Das durfte getrost als Drohung verstanden werden. Es heißt, Hoyzer hätte sein Manuskript schon beendet. Richter Hirschfeld mutmaßte sogar, der Delinquent hätte die Rechte bereits an den Meistbietenden verhökert.
Zieht Hoyzer aus seiner bunten Geschichte Kapital, will der DFB mitverdienen, wie Verbandschef Theo Zwanziger in verblüffender Offenheit kürzlich offenbart hat: "Was wir hier tun, ist unsere Verpflichtung als gemeinnütziger Verband. Wir haben uns zu der Klage entschlossen, weil wir nicht ausschließen können, dass Herr Hoyzer nach seiner Entlassung aus der Geschichte Geld machen könnte." Es könnte aber auch dazu kommen, dass im Zuge der nun beginnenden Vergleichsverhandlungen ein Kompromiss zustande kommt, der Hoyzer eine derartige Veröffentlichung verbietet. Im Gegenzug dürfte der DFB nur noch auf einen sechstelligen Betrag als Schadensersatz bestehen.
Der nächste Verhandlungstermin wurde für Mitte März anberaumt, bis dahin haben beide Parteien Zeit, über die Höhe der Zahlung zu feilschen. Hoyzer-Anwalt Thomas Hermes will zumindest "den größten Batzen" (Hirschfeld), die HSV-Million, vom Tisch haben, da der Klub "keinen zivilrechtlichen Schaden" erlitten habe. Richter Hirschfeld ließ seinerseits durchblicken, dass Hoyzer, sollte es zum Gerichtsurteil kommen, weit über eine Million Euro zahlen müsste.
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